Das kürzlich verabschiedete Steuer- und Ausgabengesetz des Repräsentantenhauses in den Vereinigten Staaten, bekannt als „One Big Beautiful Bill Act“, hat im Mai 2025 für breite Diskussionen gesorgt. Wirtschaftsexperten und Steueranalysten sind sich einig, dass das Paket vor allem die wohlhabendsten Amerikaner begünstigt. Zugleich steht besonders die Mehrheit der unteren Einkommensschichten vor deutlichen finanziellen Nachteilen. Die Zusammensetzung und die Auswirkungen dieses Gesetzes werfen ein Schlaglicht auf die derzeitige politische Landschaft und die Herausforderungen im Bereich der sozialen Gerechtigkeit in den USA. In diesem Text werden die Gründe, wie und warum das Gesetz vor allem die Reichen bevorzugt, sowie die Folgen für weniger wohlhabende Bevölkerungsgruppen ausführlich beleuchtet.
Das Augenmerk liegt dabei auf den wesentlichen Mechanismen, die zu dieser Ungleichheit führen, und auf den langfristigen Konsequenzen für die Gesellschaft und Wirtschaft des Landes. Das Haus-Republikaner-Gesetz umfasst eine Vielzahl von Steuerkürzungen und Ausgabenkürzungen, die zusammengenommen geschätzte Kosten von etwa 4 Billionen US-Dollar verursachen. Diese Summe wird durch erhebliche Einsparungen bei sozialen Programmen, darunter Medicaid und das Supplemental Nutrition Assistance Program (SNAP), auch bekannt als Lebensmittelmarken, gedeckt. Dadurch entsteht neben den Steuersenkungen vor allem eine Umverteilung zugunsten der oberen Einkommensschichten. Die Congressional Budget Office (CBO), eine unabhängige Bundesstelle zur Budgetanalyse, prognostiziert, dass die unteren 10 Prozent der Einkommensbezieher infolge des Gesetzes im Jahr 2027 durchschnittlich 2 Prozent weniger Einkommen hätten, im Jahr 2033 sogar 4 Prozent weniger.
Die obersten 10 Prozent hingegen könnten mit Einkommenssteigerungen von 4 Prozent im Jahr 2027 und 2 Prozent im Jahr 2033 rechnen. Diese Zahlen verdeutlichen die ungleiche Wirkung des Gesetzespaketes. Darüber hinaus zeigt eine Analyse der Yale Budget Lab einen ähnlichen Trend. Haushalte in der unteren Einkommensgruppe, insbesondere jene mit weniger als 14.000 US-Dollar im Jahr, könnten im Durchschnitt einen Verlust von etwa 800 US-Dollar im Jahr 2027 erleben.
Auf der anderen Seite profitierten die obersten 20 Prozent der Einkommensbezieher, die mehr als 128.000 US-Dollar jährlich verdienen, im gleichen Zeitraum von durchschnittlichen Einahmensteigerungen von rund 9.700 US-Dollar. Besonders der oberste Prozentpunkt sähe sogar Zugewinne von bis zu 63.000 US-Dollar.
Diese stark unterschiedlichen Entwicklungen verdeutlichen, wie tiefgreifend die fiskalischen Veränderungen zugunsten der Wohlhabenden ausfallen. Ein wesentlicher Grund für die stärkere Bevorzugung der Reichen liegt in den vielfältigen Steuervorteilen, die das Gesetz insbesondere für Unternehmen, Investoren und Hausbesitzer in teuren Regionen vorsieht. Zum Beispiel beinhaltet das Gesetz eine Anhebung der Geltungsgrenze für den Abzug von staatlichen und lokalen Steuern (SALT) von derzeit 10.000 US-Dollar auf 40.000 US-Dollar.
Dieser Abzug ist für die obersten Einkommensgruppen bedeutend, da viele von ihnen in Gebieten mit besonders hohen Steuerbelastungen leben. Für die unteren 80 Prozent der Einkommensbezieher ist diese Erhöhung hingegen meist irrelevant, weil sie ohnehin weniger als den alten SALT-Cap ausgeben. Somit profitieren lediglich wohlhabende Steuerzahler von dieser Maßnahme. Das Gesetz behält zudem die niedrigere Spitzensteuer von 37 Prozent aufrecht, die ursprünglich mit dem Steuergesetz von 2017 eingeführt wurde und Ende 2025 eigentlich ausgelaufen wäre. Diese Maßnahme reduziert effektiv die maximale steuerliche Belastung für Spitzenverdiener und sichert ihnen damit weitere Vorteile.
Zudem wird die Steuerbefreiung für Kapitalgewinne, die durch Investitionen in sogenannte „Opportunity Zones“ erfolgt, beibehalten. Diese Zonen wurden geschaffen, um Investitionen in einkommensschwache Regionen zu stimulieren. Allerdings konzentrieren sich Kapitalgewinne stark bei reichen Steuerzahlern, weshalb auch diese Subvention überwiegend ihnen zugutekommt. Aus steuerpolitischer Sicht gehen Schätzungen davon aus, dass etwa 60 Prozent der Steuererleichterungen aus dem Gesetz an die obersten 20 Prozent der Bevölkerung fließen. Ein Drittel der Entlastungen entfällt allein auf Haushalte mit Einkommen von mehr als 460.
000 US-Dollar pro Jahr. Dieses Missverhältnis zeigt, dass die Verteilung der fiskalischen Vorteile stark ungleich ist und die Kluft zwischen Arm und Reich weiter verstärken könnte. Während die Reichen von den steuerlichen Entlastungen wesentlich profitieren, sind die unteren Einkommensgruppen mit zum Teil erheblichen Nachteilen konfrontiert. Obwohl die Mehrheit der Haushalte insgesamt eine Steuererleichterung erhalten würde – das Institut Tax Policy Center schätzt diesen Anteil auf über 80 Prozent im Jahr 2026 – schmälern Kürzungen bei essenziellen Sozialleistungen oft den finanziellen Gewinn für viele niedrige Einkommensgruppen. Die geplanten Einschnitte betreffen insbesondere Medicaid, SNAP und weitere Unterstützungsprogramme im Bereich Bildung und Gesundheitsvorsorge.
Zudem würden strengere Arbeitsanforderungen für den Erhalt von Leistungen wie Medicaid und SNAP eingeführt. Das Ziel dieser Vorgaben ist bekanntlich, die Zahl der Bezugsempfänger zu reduzieren. Laut der Congressional Budget Office-Analyse würden die Ausgaben für Medicaid um etwa 700 Milliarden US-Dollar und für SNAP um rund 267 Milliarden US-Dollar bis zum Jahr 2034 gekürzt. Für viele Menschen mit geringem Einkommen, die auf diese Programme angewiesen sind, bedeuten diese Kürzungen einen Verlust von essenzieller Unterstützung und einen Abbau sozialer Sicherheit. Trotz dieser negativen Auswirkungen profitieren manche Personen mit niedrigem Einkommen von einigen Steuererleichterungen.
Dazu gehören etwa höhere Pauschalbeträge beim Steuerabzug (Standarddeduction), eine temporär erhöhte Kindersteuergutschrift, sowie spezifische Abzüge für Trinkgelder oder Zinszahlungen bei Autokrediten. Dennoch bleibt unklar, wie effektiv diese Maßnahmen tatsächlich sind, da viele geringverdienende Haushalte wenig oder keine Einkommensteuer zahlen und dadurch von Abzügen, die nur bei steuerlicher Belastung wirken, nicht profitieren können. Interessanterweise gibt es auch innerhalb der wohlhabenden Haushalte eine Gruppe, die mit höheren Steuerbelastungen rechnen muss. Rund 17 Prozent der Top-Verdiener im obersten Prozent, insbesondere diejenigen mit einem Einkommen von über 1,1 Millionen US-Dollar jährlich, könnten durch Einschränkungen bei Abzügen für lokale Steuern und Beschränkungen bei der Berücksichtigung von Betriebsausgaben für Pass-Through-Unternehmen mehr Steuern zahlen. Diese Regelungen begrenzen auf bestimmte Weise die Vorteile für extrem hohe Einkommen, bleiben aber eine Ausnahme innerhalb eines insgesamt begünstigenden Systems für Reiche.
Insgesamt lässt sich zusammenfassen, dass das Haus-Republikaner-Steuerpaket die ungleiche Vermögens- und Einkommensverteilung in den USA eher verstärkt als ausgleicht. Die finanzielle Entlastung konzentriert sich vor allem auf Wohlhabende, während viele Menschen mit niedrigerem Einkommen durch Kürzungen bei Sozialleistungen und strengere Auflagen belastet werden. Die langfristigen sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen sind schwer abzuschätzen, doch die Debatte um Gerechtigkeit, Chancengleichheit und die Rolle des Steuerrechts in einer demokratischen Gesellschaft gewinnt mit diesem Gesetz erneut an Bedeutung. Die politische Zukunft des Gesetzespakets bleibt ungewiss, da der Senat noch Änderungen vornehmen kann. Gleichzeitig fordert die wachsende Kritik aus verschiedenen politischen Lagern eine genauere Betrachtung der Folgen für die breite Bevölkerung.
Im Gegensatz zu ähnlichen politischen Initiativen der Vergangenheit zeigen aktuelle Analysen, dass Steuerpolitik maßgeblich dazu beitragen kann, die soziale Schieflage zu vertiefen oder abzuschwächen. Die Entscheidungsträger stehen somit vor der Herausforderung, wirtschaftlichen Fortschritt mit sozialer Gerechtigkeit zu verbinden und ein ausgewogenes System zu schaffen, das sowohl Investitionen fördert als auch die Bedürfnisse der weniger privilegierten Gruppen berücksichtigt.