Die Automobilbranche durchlebt eine tiefgreifende Transformation, die nicht nur technische Innovationen umfasst, sondern auch maßgebliche Auswirkungen auf die Finanzierungslandschaft hat. Während Elektrofahrzeuge (EVs) kontinuierlich an Marktanteilen gewinnen, bleibt die Entwicklung von wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen (FCVs) deutlich hinter den Prognosen zurück. Diese Divergenz beeinflusst nicht nur Hersteller und Verbraucher, sondern stellt auch Motorfinanzierungsanbieter, Leasinggesellschaften und Banken vor neue Herausforderungen und Chancen. Im Vereinigten Königreich hat sich diese Verschiebung besonders deutlich gezeigt. Bis Ende 2024 werden mehr als 1,3 Millionen batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs) und etwa 740.
000 Plug-in-Hybride (PHEVs) auf den Straßen registriert sein. Im Vergleich dazu sind weniger als 130 wasserstoffbetriebene Fahrzeuge gemeldet – eine Zahl, die in keiner Weise mit dem Erfolg der elektrischen Alternativen mithalten kann. Ausschlaggebend für diesen Unterschied ist vor allem die Infrastruktur. Die kürzliche Schließung aller Wasserstofftankstellen in Großbritannien durch Shell untermauert die Probleme, mit denen diese Technologie derzeit konfrontiert ist. Nur die Modelle Toyota Mirai und Hyundai Nexo sind derzeit für Privatkunden erhältlich, was die Verbreitung und Akzeptanz zusätzlich einschränkt.
Für Finanzierer, die Leasing, Teilkauf-Modelle (PCP) oder Mietkauf anbieten, sind diese Entwicklungen von großer Bedeutung. Die Grundlage vieler Motorfinanzierungsprodukte sind stabile Restwerte am Ende der Vertragslaufzeit. Hier bieten Elektrofahrzeuge klare Vorteile gegenüber Wasserstoffautos. Die Batterie- und Fahrzeugtechnologie entwickelt sich stetig weiter, Hersteller verlängern deren Garantien, und die Second-Hand-Märkte für EVs reifen zunehmend. Diese Faktoren helfen, das Risiko für Finanzierer zu minimieren und ermöglichen es ihnen, attraktive Konditionen anzubieten.
Im Gegensatz dazu birgt die Wasserstofftechnologie zahlreiche Unsicherheiten. Hohe Produktionskosten, komplizierte Betankungsverfahren und fehlende Tankstellen hemmen die Nachfrage und damit den Fahrzeugwert auf dem Gebrauchtmarkt. Für Investoren und Kreditgeber sind schwer prognostizierbare Abschreibungswerte und eine fehlende Nachfrage nach gebrauchten Fahrzeugen ein großes Risiko, das sich aktuell kaum finanzieren lässt. Die veränderte Marktlage wirkt sich auch auf die Versicherungsbranche aus. Die unterschiedlichen Techniken und Einsatzmöglichkeiten der Fahrzeuge erfordern angepasste Policen und risikobasierte Prämienmodelle.
Elektrofahrzeuge sind dank verbesserter Batteriesysteme und zunehmender Verbreitung immer besser einschätzbar. Bei Wasserstofffahrzeugen wiederum besteht ein hohes Maß an Unklarheiten, was potenzielle Versicherer vorsichtiger macht und auch die Versicherungsprämien beeinflusst. Darüber hinaus gestaltet sich die Infrastrukturentwicklung für Elektromobilität wesentlich dynamischer. Die Verfügbarkeit von Ladestationen wächst stetig, gefördert durch staatliche Maßnahmen und private Investitionen. Dieses Netz an Ladepunkten stärkt die Nutzbarkeit von Elektrofahrzeugen im Alltag und fördert die Akzeptanz bei Verbrauchern – ein entscheidender Faktor für die Finanzierung und den Fahrzeugbestand der Zukunft.
Auch ökonomisch gesehen sprechen viele Faktoren für die Elektromobilität. Die Anschaffungskosten strukturell sinkender Batterien, sinkende Betriebskosten und zugleich zunehmende Umweltauflagen für Verbrennungsmotoren treiben den Wandel voran. Die von Herstellern angebotenen Batteriegarantien, die oft bis zu acht Jahre oder 160.000 Kilometer betragen, geben Verbrauchern und Finanzinstituten zusätzliche Sicherheit. Die Finanzierungsmodelle müssen sich diesen Veränderungen anpassen.
Das traditionelle Risiko- und Depreciationsmodell, das über Jahrzehnte für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren entwickelt wurde, ist für Elektrofahrzeuge bereits in Teilen neu justiert worden und wird weiter optimiert. Die Frage der Restwertbestimmung ist entscheidend für die Gestaltung von Leasingverträgen und Kaufoptionen, ebenso wie die Entwicklung von flexiblen Rücknahme- und Wiederverkaufsstrategien. Die Integration von ökologischen und technologischen Parametern gewinnt zunehmend an Bedeutung. Anbieter von Motorfinanzierungen berücksichtigen heutzutage verstärkt ökologische Ziele und die Einhaltung klimafreundlicher Standards, was sich auch in Förderprogrammen und Steueranreizen widerspiegelt. Diese Elemente beeinflussen maßgeblich die Nachfrage nach verschiedenen Antriebstechnologien und damit das gesamte Finanzierungsvolumen und die Produktentwicklung.
Im Bereich der Wasserstofffahrzeuge bleibt die Unsicherheit dagegen hoch. Fehlende Tankinfrastruktur, komplexe Produktionsverfahren und hohe Fahrzeugkosten bremsen das Wachstum vorerst aus. Hinzu kommt, dass viele Experten den Fokus des Massenmarktes vorerst auf batterieelektrische Fahrzeuge setzen, während die Wasserstofftechnologie eher im Nutzfahrzeugsektor oder in speziellen Einsatzgebieten erwartet wird. Die Finanzdienstleister sehen darin ein langfristiges Entwicklungsprojekt, das aktuell kaum ins Portfolio aufgenommen wird. Die Herausforderungen für die Wasserstofffinanzierung liegen somit auch im Mangel an Verlässlichkeit bei Werterhalt und Nachfrage.
Verkaufserlöse am Gebrauchtmarkt sind schwer vorhersehbar, was die Kalkulation von Leasingraten oder Finanzierungen erschwert. Zudem fehlt ein breites Netzwerk an Werkstätten und spezialisierten Servicepartnern, was die Betriebskosten und das Risiko erhöht. Die Auswirkungen auf den Automobilsektor sind enorm. Hersteller verstärken ihre Investitionen in Elektromobilität, um die steigenden Verbrauchererwartungen und regulatorischen Vorgaben zu erfüllen. Gleichzeitig wird der Druck auf die Politik und Infrastrukturbetreiber größer, um die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge auszubauen und die Rahmenbedingungen für deren Finanzierung zu verbessern.
Für Verbraucher ergibt sich hier eine klare Tendenz: Elektrofahrzeuge werden durch ihre finanzielle Planbarkeit, geringere Betriebskosten und technologischen Fortschritt zunehmend attraktiver. Die Finanzierungsoptionen sind besser kalkulierbar, das Angebot an Leasing- und Finanzierungskonditionen verbessert sich kontinuierlich. Die zweite Hand wird somit zu einem stabilen Marktsegment mit wachsender Akzeptanz. Ausblickend wird die Elektromobilität das Bild der Motorfinanzierung maßgeblich prägen. Neue Geschäftsmodelle, digitale Innovationen und datenbasierte Bewertungssysteme werden die Grenzen bisherigen Risikomanagements überwinden und eine noch individuellere Finanzierung ermöglichen.
Die Rolle von Restwertprognosen bleibt dabei zentral – je präziser diese sind, desto effizienter können Finanzierungen gestaltet werden. Parallel dazu wird Wasserstoff als Nischentechnologie weiterverfolgt, insbesondere in Bereichen mit besonderen Anforderungen wie Langstreckentransporten oder Spezialfahrzeugen. Ob es gelingt, die Infrastruktur und Fahrzeugintegration so zu skalieren, dass Wasserstoffmodelle massentauglich werden, bleibt abzuwarten. Bis dahin wird die Motorfinanzierung in erster Linie auf den Elektroauto-Sektor setzen. Insgesamt zeigt sich: Die Elektromobilität hat den Startvorteil in der Motorfinanzierung deutlich ausgebaut.
Verbesserte Technologien, eine wachsende Infrastruktur und kalkulierbare Restwerte tragen zur Stabilisierung und Expansion dieses Marktes bei. Für Finanzdienstleister eröffnen sich dadurch neue Wachstumschancen – gleichzeitig stehen sie in der Verantwortung, innovative Produkte zu entwickeln, die den Anforderungen der Zukunft gerecht werden. Die Wasserstofftechnologie spielt in diesem Zusammenhang vorerst eine untergeordnete Rolle, bedarf jedoch weiterhin Beobachtung und Entwicklung für potenzielle zukünftige Anwendungen. Der Wandel hin zu einer vollelektrischen Fahrzeugflotte ist somit nicht nur eine technologische, sondern auch eine finanzielle Revolution, deren Dynamik in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird.