Ethereum hat in jüngster Vergangenheit eine beeindruckende Kursentwicklung gezeigt, doch Experten weisen darauf hin, dass der Weg zu einer stabilen Kursmarke von $3.000 noch einige Hürden bereithält. Trotz starker Zuflüsse von institutionellen Investoren und steigenden Transaktionsgebühren auf dem Ethereum-Netzwerk bleiben die Signale an den Märkten gemischt. Die jüngsten Marktbewegungen werfen die Frage auf, ob die ETH-Bullen bereit sind, den nächsten großen Schritt zu vollziehen, oder ob Geduld gefragt ist, bevor Ethereum nachhaltig neue Kursziele erreicht. Die Performance von Ethereum in den letzten Wochen war bemerkenswert.
Zwischen dem 5. Mai und dem 5. Juni verzeichnete die Kryptowährung einen Kursanstieg von rund 48 Prozent. Dennoch konnte ETH die Marke von $2.700 bislang nicht dauerhaft zurückerobern, was die Optimisten vorerst enttäuscht.
Zum Zeitpunkt April zeigt sich Ethereum bei etwa $3.627, mit einem Anstieg von 2,44 Prozent im aktuellen Marktgeschehen. Doch trotz dieser positiven Entwicklung bleiben fundamentale Schwächen sichtbar, die weiteres Wachstum vorerst ausbremsen könnten. Ein entscheidender Faktor hinter der aktuellen Kursentwicklung ist die Aktivität im Ethereum-Netzwerk, die nicht mit dem Kursanstieg Schritt hält. Die Gesamtmenge an in Ethereum-Netzwerkprotokollen gebundenen Vermögenswerten, gemessen als Total Value Locked (TVL), ist im Monatsvergleich um 17 Prozent auf etwa 25,1 Millionen ETH gesunken.
Im Gegensatz dazu verzeichnet Konkurrent Solana in der gleichen Zeit einen Anstieg seines TVL von 65,8 Millionen SOL um etwa 2 Prozent. Dies deutet darauf hin, dass Ethereum seinen Vorsprung gegenüber Emerging-Blockchain-Netzwerken langsam verliert. Der Rückgang des TVL lässt sich teilweise auf signifikante Abflüsse bei wichtigen DeFi-Protokollen wie Sky (ehemals MakerDAO) zurückführen, die 48 Prozent ihrer ETH-Einlagen verloren haben. Auch Curve Finance verzeichnet einen Rückgang um rund 24 Prozent. Diese Entwicklungen schwächen das Vertrauen in Ethereum-basierte dezentrale Finanzanwendungen und könnten die Attraktivität von Ethereum als Investmentplattform beeinträchtigen.
Interessanterweise ist das steigende Interesse an Ethereum durch erhöhte Transaktionsgebühren nicht unbedingt widersprüchlich zum sinkenden TVL. Die durchschnittlichen Netzwerkgebühren sind in nur einem Monat um 150 Prozent gestiegen. Diese höheren Gebühren verstärken den Burn-Mechanismus von Ethereum, welcher dazu beiträgt, den inflationsbedingten Druck auf den ETH-Kurs zu reduzieren. Ein höherer Gebührenlevel kann zwar kurzfristig eine Belastung für Nutzer sein, gleichzeitig signalisiert er aber eine nach wie vor hohe Nutzung des Netzwerks, insbesondere bei dezentralen Börsen (DEX). Die Aktivität auf dezentralen Börsen hat tatsächlich zugenommen.
Uniswap, einer der größten DEX auf Ethereum, hat im Juni tägliche Handelsvolumina von mehr als 2,6 Milliarden US-Dollar erreicht. Im Vergleich zum Mai, als das Volumen noch 1,65 Milliarden US-Dollar betrug, ist dies eine erhebliche Steigerung. Diese Dynamik unterstützt den ETH-Kurs, jedoch hat Ethereum im Bereich der dezentralen Börsen Marktanteile an Wettbewerber wie Solana und BNB Chain eingebüßt. Aktuell belegt Ethereum den dritten Platz in Sachen DEX-Handelsvolumen. Besonders Solana hat in diesem Sektor aufgeholt und übersteigt inzwischen die Handelsvolumina von Ethereum.
Zudem zeigt sich, dass führende dezentrale Applikationen vermehrt eigene Blockchains aufbauen, anstatt auf Ethereum Layer-2-Lösungen oder Alternativen wie Solana zu setzen. Dies könnte langfristig eine Abnahme der Dominanz von Ethereum im DeFi-Bereich einläuten. Die Futures-Märkte geben ebenfalls Einblick in die Haltung professioneller Anleger gegenüber Ethereum. Normalerweise sollten Futures-Kontrakte eine annualisierte Prämie von 5 bis 10 Prozent haben, die den längeren Abwicklungszeitraum widerspiegelt. Im Juni ist die Prämie für Ether-Futures allerdings auf 5 Prozent gefallen, was im Vergleich zur Vorwoche einen Rückgang bedeutet.
Dies weist darauf hin, dass es weniger gehebelte Long-Positionen gibt, was wiederum ein Indiz für eine gedämpfte bullische Stimmung ist. Erstmalig seit Januar gab es keine Futures-Prämien von über 10 Prozent, eine weitere Bestätigung, dass professionelle Trader momentan nicht stark auf eine Kursrallye setzen. Dennoch bleibt institutionelles Interesse an Ethereum bestehen. Zwischen dem 22. Mai und dem 4.
Juni flossen US-basierte Spot-ETFs für Ether netto rund 700 Millionen US-Dollar zu. Bemerkenswert ist, dass es in diesem Zeitraum keine Nettoabflüsse gab, was ein solides Unterstützungspotential nahe der $2.500-Marke bestätigt. Dieser institutionelle Rückhalt könnte als Fundament für zukünftige Kursanstiege dienen, doch andere Faktoren sprechen gegen einen schnellen Durchbruch über $3.000.
Die nachlassende Netzwerknutzung, die Konkurrenz durch andere Blockchains und die defensive Haltung der Futures-Märkte deuten darauf hin, dass die ETH-Bullen Kraft tanken müssen, bevor sie neue Höchstmarken anpeilen können. Technologischer Fortschritt und Weiterentwicklung des Ethereum-Ökosystems bleiben weiterhin entscheidend. Verbesserungen in der Skalierbarkeit, beispielsweise durch Layer-2-Lösungen, und die zunehmende Nutzung von Ethereum für dezentrale Anwendungen könnten die Nachfrage langfristig stärken. Allerdings sind diese Effekte noch nicht stark genug, um die genannten aktuellen Schwächen auszugleichen. Im Zusammenspiel betrachtet zeigt sich, dass Ethereum zwar weiterhin eine führende Rolle im Markt für Kryptowährungen einnimmt, jedoch vor Herausforderungen steht, die seine Position mittelfristig gefährden könnten.
Die erhöhte Konkurrenz durch schnellere und günstigere Netzwerke wie Solana, die Abnahme des TVL und ein vorsichtiger Futures-Markt sind Signale, die Investoren genau beobachten sollten. Für Anleger bedeutet das, dass der Ethereum-Preis vorerst wahrscheinlich unter $3.000 bleiben wird. Die starke Nachfrage institutioneller Investoren bietet zwar Stabilität, doch die Bullen müssen Geduld aufbringen und auf weitere positive Entwicklungen im Ökosystem und an den Märkten warten. Wer sich mit Ethereum beschäftigt, sollte diese Faktoren berücksichtigen und Marktbewegungen aufmerksam verfolgen.