Die Internal Revenue Service (IRS), die Behörde, die für die Steuererhebung in den Vereinigten Staaten verantwortlich ist, durchläuft derzeit einen bedeutenden Wandel. Nach umfangreichen Personalabbau-Maßnahmen, die insbesondere im Bereich der Durchsetzungskraft eine Vielzahl von Mitarbeitern betrafen, plant die IRS nun, die entstandenen Lücken teilweise durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zu schließen. Diese Entwicklung markiert einen wichtigen Schritt in der Transformation einer traditionell personalintensiven Behörde hin zu einem technologiegetriebenen Service, der moderne Tools nutzt, um seine Aufgaben zu erfüllen. Die Gründe für die Umstrukturierungen bei der IRS sind vielfältig. Seit der Amtsübernahme des ehemaligen Präsidenten Trump sind mehrere zehntausend Mitarbeiter entlassen worden, was etwa elf Prozent der gesamten Belegschaft entspricht.
Besonders betroffen waren die Revenue Agents, also Fachkräfte, die Steuererklärungen auf ihre Richtigkeit prüfen, sowie Revenue Officers, die sich auf das Eintreiben rückständiger Steuern spezialisieren. Gerade im Bereich der Steuerprüfungen und der Steuerbeitreibung führte die Mitarbeiterkürzung zu einem spürbaren Personalengpass, der die traditionelle Arbeitsweise der IRS vor erhebliche Herausforderungen stellt. Die Antwort der IRS auf diese Situation ist bemerkenswert. Staatliche Vertreter haben angekündigt, dass der Einsatz von zeitgemäßer IT und insbesondere KI-gestützter Technologien dazu beitragen soll, die Effizienz der Steuererhebung zu steigern und die Einahmen aufrechtzuerhalten. US-Finanzminister Scott Bessent betonte während einer Anhörung im Ausschuss für Haushaltsmittel des Repräsentantenhauses, dass trotz des Personalabbaus mit Hilfe der „KI-Welle“ erwartet wird, dass die Steuereinnahmen weiterhin robust bleiben.
Künstliche Intelligenz kann in diesem Zusammenhang eine Vielzahl von Aufgaben übernehmen. Schon heute nutzt die IRS KI-Anwendungen zur Steigerung der betrieblichen Effizienz, zur Erkennung von Steuerbetrug und zur Verbesserung von Dienstleistungen für Steuerzahler. Diese Aktivitäten basieren auf Algorithmen, die Muster in großen Datenmengen erkennen und so mögliche Unregelmäßigkeiten oder Betrugsversuche identifizieren können. Die Weiterentwicklung und der Ausbau solcher Systeme könnten künftig dazu führen, dass viele bisher manuell durchgeführte Überprüfungen automatisiert werden, was angesichts des reduzierten Personals essenziell ist. Einer der Hauptvorteile des Einsatzes von KI in der Steuerbehörde liegt in der schnelleren und präziseren Datenanalyse.
Wo bisher Revenue Agents zahlreiche Dokumente durchsehen mussten, kann eine Maschine binnen Sekunden Millionen von Steuererklärungen analysieren und Auffälligkeiten markieren. So werden Ressourcen ressourcenschonend eingesetzt und wertvolle Arbeitskraft auf komplexere Angelegenheiten konzentriert. Gleichzeitig verringert sich die Wahrscheinlichkeit menschlicher Fehler. Allerdings wirft der Vorstoß zu einem stärker KI-basierten Ansatz auch zahlreiche Fragen und Herausforderungen auf. Insbesondere der Datenschutz und die Sicherheit sensibler Steuerdaten sind von höchster Priorität.
Die IRS hat betont, dass alle KI-Anwendungen strikt den geltenden Datenschutz- und Sicherheitsrichtlinien folgen müssen. Dennoch bleibt die Sorge, wie die Behörde sicherstellen wird, dass KI-Algorithmen fair agieren und keine unbeabsichtigten Fehler oder Diskriminierungen in den Prüfprozessen entstehen. Ein weiterer Knackpunkt ist die Wirksamkeit und Zuverlässigkeit der Algorithmen selbst. Bessent wies darauf hin, dass die Nachbesetzung der freigewordenen Stellen durch unerfahrene Mitarbeiter nicht effizient sei, da diese Zeit benötigen, um die Fachkenntnisse zu erlangen, die zur effektiven Steuererhebung notwendig sind. KI-Systeme hingegen könnten – zumindest theoretisch – sofort einsatzbereit sein und auf bereits gelernten Modellen basieren, was eine sofortige Verstärkung des Steuerprüfungsprozesses bedeuten kann.
Trotzdem bleibt offen, wie gut Maschinen komplexe menschliche Entscheidungen nachahmen können und inwieweit sie die Arbeit erfahrener Mitarbeiter wirklich komplett ersetzen können. Die Pläne der IRS stehen dabei exemplarisch für einen größeren weltweiten Trend: Die Automatisierung und Digitalisierung von behördlichen und unternehmerischen Prozessen. Zahlreiche Unternehmen und Organisationen reduzieren bereits zunehmend ihre Mitarbeiterzahlen zugunsten von KI-gestützen Systemen, die Routineaufgaben übernehmen. Große Technologiekonzerne wie IBM, Workday oder CrowdStrike haben Ähnliches angekündigt, wobei KI nicht nur Arbeitsplätze ersetzt, sondern auch neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine ermöglicht. In der öffentlichen Debatte wurde lange Zeit die Ansicht vertreten, dass KI zwar Jobs verändern, aber nicht vollständig ersetzen wird.
Aktuelle Entwicklungen zeigen jedoch eine zunehmende Bereitschaft, KI tatsächlich als Ersatz für Arbeitskräfte einzusetzen, um Kosten zu sparen und Effizienz zu erhöhen. Gerade im öffentlichen Sektor stellt dieser Prozess eine Herausforderung dar, da hier neben Produktivität auch die Fairness, Rechtmäßigkeit und der Schutz der Bürgerrechte im Fokus stehen. Darüber hinaus zeigen Studien, dass der bisherige Einsatz von KI in Unternehmen oft hinter den Erwartungen zurückbleibt. IBM veröffentlichte kürzlich eine Untersuchung, die aufzeigt, dass viele Investitionen in KI-Projekte noch nicht den erhofften wirtschaftlichen Nutzen bringen. Ein Teil der Problematik liegt darin, dass KI-Anwendungen oft implementiert werden, um nicht den Anschluss an den technologischen Fortschritt zu verlieren, statt aus klar definierten Effizienz- oder Qualitätsperspektiven.
Trotz aller Einschränkungen markiert die Entscheidung der IRS einen Wendepunkt in der Arbeitsweise einer der einflussreichsten Institutionen der US-Bundesregierung. Wenn KI effektiv genutzt wird, können Behörden wie die IRS nicht nur die Herausforderungen durch Personalkürzungen bewältigen, sondern möglicherweise auch neue Standards in der Steuererhebung setzen, die schneller, genauer und transparenter sind. Für Steuerzahler bedeutet dies in Zukunft wahrscheinlich eine verstärkte digitale Kommunikation mit der Steuerbehörde, bei der viele Routinefragen und erste Prüfungen durch KI-Systeme abgewickelt werden. Beim Verdacht auf komplexe Steuerdelikte oder Unregelmäßigkeiten wird weiterhin menschliches Fachpersonal notwendig sein, um faire und nachvollziehbare Entscheidungen zu gewährleisten. Nicht zuletzt wird die Einführung von KI bei der IRS Einfluss auf die Diskussion um die Zukunft der Arbeit im öffentlichen Dienst insgesamt haben.
Die Balance zwischen menschlicher Expertise und technologischer Unterstützung muss sorgfältig gestaltet werden, um sowohl Effizienz als auch gesellschaftliches Vertrauen in staatliche Institutionen zu garantieren. Die Entwicklung zeigt, dass der Wandel zu einer von KI unterstützten Steuerverwaltung nicht mehr aufzuhalten ist und in den kommenden Jahren eine zentrale Rolle bei der Modernisierung staatlicher Verwaltung spielen wird. Es bleibt spannend zu beobachten, in welcher Form und welchem Ausmaß die IRS diesen Wandel gestaltet und welche Auswirkungen dies langfristig auf die Steuererhebung und die Arbeitswelt im öffentlichen Sektor haben wird.