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Kritische Betrachtung von „Adolescence“: Netflix-Serie zwischen Identitätspolitik und Klassenblindheit

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TV Review: Adolescence – Netflix's latest liberal mind rot

Eine tiefgehende Analyse der Netflix-Serie „Adolescence“ und ihrer Darstellung von Jugendkriminalität und sozialen Problemen im Kontext gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Realität in Großbritannien.

Netflix hat mit der Produktion „Adolescence“ eine Serie veröffentlicht, die in Großbritannien für viel Diskussion sorgt. Die Serie, die sich um den mysteriösen Mord eines 13-jährigen Jungen namens Jamie Miller dreht, wurde von prominenten Stimmen wie dem Labour-Vorsitzenden Keir Starmer gelobt, der den Inhalt als wichtig für die Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Problemen ansieht. Doch gerade diese Wertschätzung ist umstritten, auch weil die Handlung und deren Interpretation grundlegende Fragen über soziale Ursachen und individuelle Verantwortung aufwirft. „Adolescence“ beginnt mit einem dramatischen Ereignis: Jamie wird von der Polizei abgeführt, nachdem er in einem Polizeiverhör zugegeben hat, ein Mädchen erstochen zu haben. Die Schockwirkung entsteht insbesondere durch die Diskrepanz zwischen dem scheinbar normalen, ängstlichen Jungen und seiner grausamen Tat.

Die Serie nutzt dieses Spannungsfeld, um Themen wie Cybermobbing, Jugendgewalt und psychologische Entwicklung zu beleuchten. Die inhaltliche Ausgestaltung und die erzählerischen Entscheidungen werfen jedoch die Frage auf, ob und wie gesellschaftliche Zusammenhänge dargestellt werden. Ein zentrales Motiv der Serie scheint das Konzept der sogenannten „toxischen Männlichkeit“ zu sein. Dieses Schlagwort, das in den letzten Jahren in liberalen und progressiven Diskursen häufig verwendet wurde, wird in „Adolescence“ als Erklärung für Jamies Entwicklung herangezogen. Es wird suggeriert, dass internalisierte Geschlechterrollen und eine Kultur der männlichen Aggression maßgeblich zu den Ereignissen führen.

Wichtig ist dabei zu hinterfragen, ob diese Fokussierung auf „toxische Männlichkeit“ die tatsächlichen Ursachen für Jugendkriminalität und soziale Desintegration ausreichend erfasst oder ob sie nicht vielmehr von tieferliegenden ökonomischen und gesellschaftlichen Faktoren ablenkt. Aus einer marxistischen Perspektive, die besonders in der Kritik der Serie zum Tragen kommt, ist „toxische Männlichkeit“ ein ungenügender Begriff, da er die Zusammenhänge von Klasse, Armut und systemischer Marginalisierung ignoriert. Die Serie vernachlässigt es, zu vermitteln, dass viele Verhaltensweisen, die als problematisch gelten, in einem Kontext von wirtschaftlicher Unsicherheit, dem Abbau sozialer Netzwerke und der Entfremdung von Gemeinschaften entstehen. Indem „Adolescence“ diese Faktoren nicht in den Vordergrund stellt, wird der Fokus von struktureller Ungerechtigkeit hin zu individuellen Fehlentwicklungen verschoben. Die Darstellung von Jamies Umfeld unterstützt diese Lesart: Seine Familie lebt in einem vergleichsweise geordneten Haushalt, der vermeintlich stabile Verhältnisse symbolisiert.

Dennoch bleibt unklar, wie die reale soziale und ökonomische Lage der Gemeinschaft tatsächlich ist. Es fehlen Hinweise darauf, wie langanhaltende politische Entscheidungen, wie Privatisierung, Kürzungen im Sozialbereich und der Abbau von Arbeitsplätzen das soziale Gefüge zersetzt haben könnten. Stattdessen wird das Problem fast ausschließlich auf kulturelle und psychologische Faktoren reduziert. Die narrative Linie, die Jamie von einem unschuldigen Jungen zu einer Figur mit einer angeblich tief verwurzelten „misogynen“ Haltung transformiert, wirkt an manchen Stellen konstruiert und überzeichnet. Besonders die Einführung des Begriffs „Incel“ im schulischen Umfeld wirkt im Kontext eines 13-Jährigen unrealistisch und überhöht.

In-Game oder Online-Radikalisierung als Thema ist nicht unangemessen, muss aber mit empirischer Vorsicht behandelt werden, vor allem wenn es um jüngere Teenager geht. Die psychologische Bewertung Jamies, die in der Serie gezeigt wird, verdeutlicht außerdem den liberalen Ansatz in der Erzählung. Jamie wird als ein Einzelfall „pathologisiert“ und mit therapeutischen Methoden „korrigiert“, während die gesellschaftlichen Ursachen, die zu seinem Verhalten geführt haben könnten, ausgeblendet werden. Dies entspricht einem Trend in liberalen Medien, soziale Probleme zu individualisieren, anstatt sie in Zusammenhang mit dem politischen und wirtschaftlichen System zu analysieren. In der Schlussfolge kehrt die Handlung zu Jamies Familie zurück und zeigt die alltäglichen, scheinbar normalen Bemühungen, dem Trauma zu begegnen.

Wieder wird die Ursache für die Entfremdung auf nicht spezifische kulturelle Phänomene – wie „toxische Männlichkeit“ und Online-Radikalisierung – zurückgeführt. Dies verstärkt die Idee, dass gesellschaftliche Probleme in erster Linie kulturell erklärt und „verhaltensbedingt“ sind und nicht als Produkt von Klassenkampf oder wirtschaftlichen Verhältnissen verstanden werden. Das Resultat ist eine inszenierte Moralpanik, die mehr die Angst vor einer scheinbaren Gefährdung der gesellschaftlichen Ordnung schürt als eine wirkliche, tiefergehende Analyse gesellschaftlicher Ursachen bietet. Die Serie fordert weniger eine gesellschaftliche Umstrukturierung, sondern vielmehr erhöhten staatlichen Eingriff, mehr Kontrolle in Schulen und intensivere Überwachung. Diese Perspektive steht im Gegensatz zu einer Analyse, die soziale Ungerechtigkeit und Klassenverhältnisse in den Mittelpunkt stellt.

Klassische marxistische Kritik und sozialwissenschaftliche Studien betonen oft, dass Probleme wie Jugendkriminalität, Gewalt und soziale Desintegration eng mit wirtschaftlicher Unsicherheit, Bildungslücken und marginalisierten Lebensumständen verknüpft sind. Ein Ansatz, der diese Faktoren nicht berücksichtigt, läuft Gefahr, die wahre Tiefe der Probleme nicht nur zu verkennen, sondern die Betroffenen zusätzlich zu stigmatisieren. Besonders vor dem Hintergrund von über 50 Jahren neoliberaler Politik in Großbritannien, die von Deindustrialisierung, Sozialabbau und sozialer Entsolidarisierung geprägt ist, wirkt das Schicksal von Jugendlichen wie Jamie nicht als individuelles Versagen, sondern als Symptom tiefer gesellschaftlicher Widersprüche. „Adolescence“ jedoch verschleiert diese Zusammenhänge und fördert so das Narrativ einer Kulturkrise, anstatt eine ökonomische Krise anzuerkennen. Darüber hinaus ist es bemerkenswert, dass die Serie mit einem bekannten Schauspieler wie Stephen Graham besetzt ist, der für seine Rollen in sozialkritischen Filmen bekannt ist.

Seine neueren Produktionen, die laut Kritik zunehmend von einer liberalen Agenda geprägt seien, tragen dazu bei, dass das politische Potential der Geschichten oft in eine Richtung gelenkt wird, die eher systemstabilisierend als systemkritisch ist. Letztlich serveiert „Adolescence“ eine Geschichte, die den Fokus auf moralische Erklärungen legt und dabei die wirtschaftlichen und strukturellen Bedingungen, die ursächlich für viele soziale Probleme sind, ausklammert. Diese Erzählweise ist symptomatisch für viele zeitgenössische Medienprodukte, die sich mit sozialen Themen befassen. Die Entpolitisierung der Arbeiterschicht und die Identifikation sozialer Missstände als individuelles psychologisches Problem oder kulturelles Phänomen verhindern eine umfassende Diskussion über Klassenverhältnisse und systemische Unterdrückung. Eine echte gesellschaftliche Veränderung erfordert jedoch das Eingeständnis, dass soziale Probleme untrennbar mit kapitalistischen Strukturen und politischen Entscheidungen verbunden sind.

Solange sich Medieninhalte wie „Adolescence“ darauf beschränken, oberflächliche Erklärungen zu liefern, wird das Bewusstsein für die systemischen Ursachen von Jugendgewalt und sozialer Desintegration gering bleiben. Der Fokus auf „toxische Männlichkeit“ bietet einen einfachen Sündenbock, doch ohne die Auseinandersetzung mit Klassenlage und ökonomischer Realität bleibt diese Perspektive unvollständig und wenig hilfreich. Für Zuschauer und Kritik ist es daher wichtig, bei der Rezeption solcher Serien zu hinterfragen, welche Stimmen fehlen und welche Narrative verstärkt werden. Nur so lässt sich eine umfassendere gesellschaftliche Debatte anstoßen, die über oberflächliche Kulturkämpfe hinausgeht und die sozialen Wurzeln zurückentwickelter Jugendgewalt und sozialer Spannungen offenlegt. „Adolescence“ zeigt exemplarisch, wie heutige Medien oftmals Konflikte aus der Arbeiterklasse depolitisiert und Individualpathologien hervorhebt, anstatt Klassenverletzungen und Kapitalismuskritik in den Mittelpunkt zu rücken.

Eine reflektierte und kritische Betrachtung dieser Narrative ist notwendig, um die Chancen für eine emanzipatorische Auseinandersetzung mit der sozialen Wirklichkeit zu bewahren.

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