Im Laufe des letzten Jahres zeigten sich deutliche Unsicherheiten und eine spürbare Zurückhaltung in Bezug auf Fusionen und Übernahmen (M&A) sowie geplante Börsengänge (IPOs). Besonders die unvorhersehbaren politischen Entscheidungen, wie etwa die „Liberation Day“-Zölle, haben Unternehmen veranlasst, ihre Investitionsvorhaben zu pausieren oder zu verschieben. Doch aktuelle Entwicklungen, vor allem die Initiativen der Unternehmen DoorDash und eToro, geben neue Impulse und schaffen Hoffnung auf eine Auflockerung in der Deal-Making-Landschaft in diesem Mai. Das Online-Brokerage-Unternehmen eToro hatte nach der verhängten Zollpolitik seine IPO-Pläne vorübergehend auf Eis gelegt. Doch am Montag der vergangenen Woche meldete eToro die Wiederaufnahme dieser Pläne, um an die Börse zu gehen.
Dies sendet ein wichtiges Signal an den Markt, denn es zeigt, dass trotz geopolitischer Spannungen und volatiler Marktbedingungen weiterhin Interesse und Bereitschaft für neue Unternehmensbewertungen und Kapitalaufnahme besteht. Ebenso steigert eToro mit dieser Aktion das Vertrauen in den IPO-Markt, der in den vergangenen Monaten eher stagniert war. Neben eToro sorgte auch DoorDash, ein führender Anbieter im Bereich der Essenslieferungen, für Aufmerksamkeit. Das Unternehmen gab bekannt, zwei bedeutende Akquisitionen im Wert von rund fünf Milliarden US-Dollar abgeschlossen zu haben. Zum einen steht der Kauf des britischen Essenslieferdienstes Deliveroo im Zentrum, welche mit etwa 3,9 Milliarden Dollar bewertet wurde.
Zum anderen erwarb DoorDash das New Yorker Foodtech-Unternehmen SevenRooms für ungefähr 1,2 Milliarden Dollar. Diese Transaktionen sind nicht nur Größenordnungen, die den Markt beleben, sondern zeigen auch eine strategische Erweiterung der Geschäftsmodelle, besonders im Bereich der erweiterten Kundenansprache und Digitalisierung in der Gastronomiebranche. Diese großen Deals folgen auf eine Reihe von Aktivitäten zu Beginn der Woche, bei denen insgesamt Fusionen und Übernahmen mit einem Volumen von circa 30 Milliarden US-Dollar angekündigt wurden. Ein Beispiel hierfür ist die Vereinbarung von Sunoco, einem US-amerikanischen Betreiber von Tankstellen, der den kanadischen Gasversorger Parkland Corporation für 9,1 Milliarden US-Dollar erwerben will. Ferner wurde bekannt gegeben, dass der Schuhhersteller Skechers vom Investmentunternehmen 3G Capital für rund 9,4 Milliarden US-Dollar privatisiert werden soll.
All diese Entwicklungen deuten auf eine erneute Dynamik am Markt für Unternehmensübernahmen hin. Marktexperten zeigen sich angesichts der jüngsten Ereignisse vorsichtig optimistisch. Ivan Farman, Co-Leiter der Abteilung Global M&A bei der Bank of America, äußerte, dass eine Zunahme der Aktivitäten zu erwarten sei, da sich die Marktvolatilität allmählich abschwächt. Zudem sieht er positive Impulse durch politische Klarheit, insbesondere hinsichtlich möglicher Steueränderungen und Deregulierungsinitiativen, die von der aktuellen Regierung angestoßen werden. Diese Faktoren könnten entscheidende „Wind in den Rücken“ für weitere Transaktionen im Laufe des Jahres sein.
Ein wichtiger zusätzlicher Faktor für die leichtere Marktstimmung sind die überzeugenden Quartalsergebnisse großer Technologiekonzerne wie Meta, Alphabet und Microsoft. Diese Unternehmen berichteten kürzlich starke Gewinne, die das Vertrauen der Investoren stärken und Unsicherheiten im Bereich der Zukunftsaussichten etwas verringern konnten. Solche Signale wirken sich positiv auf die allgemeine Marktstimmung aus und fördern die Bereitschaft von Unternehmen, sich wieder stärker mit strategischen Firmenkäufen und Fusionen auseinanderzusetzen. Darüber hinaus mehren sich die Diskussionen auf politischer Ebene in Washington, D.C.
über mögliche Handelsabkommen mit vielen wichtigen Handelspartnern der Vereinigten Staaten. Solche Abkommen würden eine größere Planungssicherheit für Unternehmen schaffen und könnten die Rahmenbedingungen für Auslandsgeschäfte und Investitionen deutlich verbessern. Dies verstärkt ebenfalls die Aussicht auf eine Zunahme neuer Deals in den kommenden Monaten. Nichtsdestotrotz gibt es weiterhin Herausforderungen und Einschränkungen im Markt. Laut Daten von Dealogic ist das Volumen der angekündigten US-Fusionen und Übernahmen im Vergleich zum Vorjahr bis Anfang Mai leicht um fünf Prozent gesunken.
Zudem liegt die Anzahl der bisher getätigten Deals mit rund 3.047 auf dem niedrigsten Niveau seit 2009. Dies zeigt, dass die Erholung des M&A-Marktes derzeit noch in einem frühen Stadium steckt und sich erst noch festigen muss. Ein weiterer Faktor ist die Verschiebung zahlreicher geplanter Börsengänge vom Sommer auf den Herbst. Laut Renaissance Capital haben viele Unternehmen diese Entscheidung getroffen, um von einem möglicherweise günstigeren Marktumfeld zu profitieren.
Dies deutet an, dass zwar Bewegung im Markt einkehren mag, die Akteure aber weiterhin eine vorsichtige Haltung einnehmen. Marc Rowan, CEO von Apollo Global Management, beschrieb die derzeitige Lage treffend als von „Unsicherheit“ geprägt. Er betonte, dass fehlende Klarheit über die „Spielregeln“ viele Unternehmen dazu veranlasse, ihr Investment- und Wachstumstempo zu drosseln. Solange grundlegende Rahmenbedingungen unklar bleiben, bleiben große unternehmerische Entscheidungen oft zurückhaltend. Vor dem Hintergrund all dieser Entwicklungen ergeben sich für Investoren, Unternehmen und Branchenbeobachter spannende Aussichten.
Die Aktivitäten von DoorDash und eToro sind deutliche Indikatoren für einen möglichen Wendepunkt auf dem M&A- und IPO-Markt. Ihre strategischen Schritte zeigen, dass die Bereitschaft zu Investitionen und Expansionen trotz der schwierigen weltwirtschaftlichen und geopolitischen Rahmenbedingungen keineswegs erloschen ist. Gleichzeitig führen die großvolumigen Deals im Bereich Energie, Einzelhandel und Technologie zu einer Belebung des Marktes, die auch andere Unternehmen motivieren kann, ihre eigenen Transaktionspläne wieder aus der Schublade zu holen. Die politischen Entwicklungen und verbesserten Konjunkturindikatoren könnten das Vertrauen weiter stärken und zu einer nachhaltigen Wiederbelebung der Dealaktivitäten führen. Insgesamt wird der Mai als Monat mit vielen positiven Signalen gesehen, auch wenn die vollständige Erholung des Deal-Marktes noch Zeit benötigen dürfte.
Unternehmen und Investoren sollten die aktuellen Entwicklungen genau beobachten und Chancen nutzen, die sich aus der wachsenden Marktaktivität ergeben. Strategisch positionierte Akquisitionen und Börsengänge könnten sich als Schlüssel für langfristiges Wachstum und Stabilität erweisen, insbesondere wenn regulatorische und wirtschaftliche Unsicherheiten weiter abnehmen. Die nächsten Monate werden zeigen, ob die Hoffnungen, die durch die Aktionen von DoorDash, eToro und anderen großen Marktteilnehmern geweckt wurden, tatsächlich zu einem nachhaltigen Aufschwung führen. Die Mischung aus politischer Klarheit, verbesserter Marktstimmung und ausgewählten strategischen Transaktionen lässt jedoch bereits jetzt auf eine positive Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte hoffen.