Macy’s, eine der bekanntesten amerikanischen Warenhausketten, steckt seit einigen Jahren in einem Transformationsprozess, der darauf abzielt, das einstige Handelsimperium wieder wettbewerbsfähig und zukunftsfähig zu machen. Die neuesten Zahlen des Unternehmens, veröffentlicht im Mai 2025, zeigen, dass der von Tony Spring, dem CEO seit 2024, initiierte Turnaround-Plan Wirkung zeigt – auch wenn Herausforderungen wie steigende Tarifkosten den Weg erschweren. Dieses klare Zeichen positiven Fortschritts bietet wertvolle Einblicke in die Strategien und Marktbedingungen eines traditionsreichen Einzelhändlers, der trotz widriger Umstände an seiner Neuausrichtung arbeitet. Tony Spring übernahm das Ruder bei Macy’s mit dem Ziel, das grundsätzliche Problem von zu vielen und zu wenig rentablen Filialen anzugehen. Ein umfassendes Ladenbereinigungsprogramm wurde gestartet, durch das Dutzende von Filialen geschlossen wurden.
Gleichzeitig fokussiert sich Macy’s nun auf rund 125 strategisch ausgewählte Stores, die laut Management die besten Chancen auf nachhaltigen Erfolg versprechen. Diese Strategie, intern unter dem Namen „Reimagine 125“ bekannt, ist die Kernkomponente der dreijährigen „Bold New Chapter“-Initiative, die den Umbau des Unternehmens prägen soll. Die jüngsten Quartalszahlen untermauern, dass dieser Fokus auf die stärksten Filialen erste Früchte trägt. Die Umsätze in diesen 125 Geschäften fielen lediglich um 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum – ein Ergebnis, das Experten angesichts steigender Konsumentenängste und zunehmender Priorisierung von Grundbedarfen als durchaus solide bewerten. Im Gegensatz dazu sanken die Gesamtumsätze von Macy’s um 5,1 Prozent und lagen damit unter den Erwartungen von Wall Street-Analysten, die einen stärkeren Rückgang prognostiziert hatten.
Diese Entwicklungen spiegeln eine grundlegende Marktverschiebung wider, in der der stationäre Einzelhandel vor der Herausforderung steht, sich schnell auf veränderte Verbraucherbedürfnisse einzustellen. Verbraucher tendieren verstärkt zu günstigeren und essenziellen Produkten, was dem Sortiment vieler traditioneller Warenhäuser nicht immer zugutekommt. Die kontinuierliche Anpassung an diese Gegebenheiten liegt im Zentrum von Tony Springs Strategie. Steigende Investitionen in Mitarbeiter, Renovierungen und eine dynamischere Sortimentsgestaltung zeigen, dass Macy’s seine Flaggschiff-Stores zu Erlebnisorten umgestalten will, die den heutigen Ansprüchen gerecht werden und Käufer nachhaltig binden. Trotz der ermutigenden Signale aus dem Kernbereich steht Macy’s jedoch weiterhin vor großen Herausforderungen.
Die Gesamtzahl der Filialen soll nach Abschluss der aktuellen Schließungen noch etwa 350 betragen – rund die Hälfte der Anzahl von vor zehn Jahren. Viele der verbleibenden Geschäfte außerhalb der 125 Fokus-Standorte bleiben problematisch und können bisher nicht das gewünschte Wachstum liefern. Der scharfe Wettbewerb mit anderen Einzelhändlern wie Dillard’s oder Nordstrom verschärft die Situation zusätzlich. Unternehmen wie Abercrombie & Fitch und Dick’s Sporting Goods punkten derzeit mit besserem Markenauftritt und klarer Positionierung, was Macy’s deutlich zu schaffen macht. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Faktor sind die steigenden Tarifkosten, die durch Handelsspannungen und die Abhängigkeit von Importen aus China entstehen.
Rund 20 Prozent des Macy’s-Sortiments stammen aus China, was das Unternehmen anfällig für höhere Zollbelastungen macht. CEO Tony Spring erklärte in einem Interview mit CNBC, dass Preissteigerungen für bestimmte Produkte unvermeidbar seien, allerdings werde Macy’s zum Teil gezielt auf bestimmte Artikel verzichten, wenn deren Preis-Leistungs-Verhältnis nicht den Erwartungen der Kunden entspricht. Diese differenzierte Preisstrategie soll verhindern, dass das Unternehmen die gesamte Mehrbelastung eins zu eins an die Kunden weitergeben muss. Stattdessen wird Macy’s versuchen, gezielt Preiserhöhungen umzusetzen, wo es der Markt zulässt und auf anderweitige Einsparungen setzen. Dies zeigt einen bewussten und nuancierten Umgang mit den Herausforderungen durch Tarife und Wettbewerbsdruck.
Für die kommenden Monate und Jahre bedeutet dies, dass Macy’s seine Effizienz weiter steigern und die Filiallandschaft konsequent verschlanken muss, um wirtschaftlich attraktiv zu bleiben. Die Investitionen in die „Reimagine 125“-Stores sind Ausdruck dieser Neuausrichtung, die sowohl personelle Verstärkung als auch bauliche Maßnahmen umfasst. Durch die Modernisierung der Verkaufsflächen und die Verbesserung der Produktpräsentation soll das Einkaufserlebnis verbessert und an die Erwartungen einer neuen, anspruchsvolleren Kundschaft angepasst werden. Darüber hinaus setzt Macy’s auf eine neue Warenbreite und schnellere Einführung von Trends, um flexibler auf Marktbewegungen reagieren zu können. Dies ist eine Antwort auf den wachsenden Online-Handel und den damit verbundenen raschen Wandel in der Modebranche.
Nur durch diese Dynamik kann Macy’s den Kampf um Marktanteile gegen online affine Wettbewerber und innovative Retailer gewinnen. Der Erfolg des Turnaround-Plans wird auch maßgeblich davon abhängen, wie gut Macy’s die Balance zwischen traditionellen Werten und moderner Markenführung findet. Das Unternehmen besitzt mit Bloomingdale’s und der Beauty-Kette Bluemercury starke Tochterunternehmen, die im Luxussegment gut positioniert sind und als Wachstumstreiber fungieren können. Gemeinsam mit einer verbesserten Kern-Marke Macy’s könnte die Diversifikation helfen, Risiken besser zu verteilen und verschiedene Kundensegmente wirksam anzusprechen. Letztlich ist der Fall Macy’s ein Beispiel dafür, wie ein etabliertes Unternehmen in einem sich tiefgreifend wandelnden Marktumfeld durch klare Strategie, gezielte Konzentration und adaptive Maßnahmen den Weg aus der Krise finden kann.
Während die Tarifbedrohungen und der Wettbewerbsdruck echte Herausforderungen darstellen, erhält Macy’s durch den Turnaround-Plan eine echte Chance, sich neu zu definieren und für die Zukunft zu rüsten. Verbraucher, Investoren und die Retail-Branche dürfen gespannt sein, wie sich der Wandel weiter vollzieht und inwieweit das Traditionshaus seine Position auf dem Markt dauerhaft stabilisieren kann.