Kryptowährungen haben in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Sie locken immer mehr Menschen zu Veranstaltungen, wo sie Netzwerken, Wissen austauschen und neue Technologie entdecken. Doch während die Krypto-Community oftmals für Innovation und technische Versiertheit bekannt ist, zeigt sich bei solchen Events eine ernüchternde Realität: Viele Teilnehmer vernachlässigen grundlegende Sicherheitsvorkehrungen und geraten so in Gefahr, Opfer von Betrug oder Diebstahl zu werden. Die bekannte Kryptobörse Kraken hat dazu in einem Blogbeitrag darauf hingewiesen, dass bei Krypto-Konferenzen eine alarmierende Nachlässigkeit in Sachen „situational awareness“, also der situativen Aufmerksamkeit und Sicherheit, herrscht. Die Konsequenz daraus ist erhöhtes Risiko durch Betrüger, Hacker und andere kriminelle Akteure, die sich unter die Teilnehmer mischen und mit verschiedenen Methoden ihre Opfer suchen.
Dabei ist die Sicherheit bei Veranstaltungen essenziell – gerade weil hier viel persönliches Wissen, Vermögenswerte und technische Geräte zusammenkommen. Laptops und Smartphones sind für Krypto-Nutzer mehr als nur Werkzeuge; sie fungieren als digitale Tresore, in denen kryptografische Schlüssel und Zugänge gespeichert sind. Dennoch beobachtet Kraken, dass Teilnehmer ihre Geräte oftmals offen und ungesichert zurücklassen, zum Beispiel auf Tischen während Vorträgen oder beim Networking. Offene Wallet-Benachrichtigungen, mit denen Transaktionen oder Kontostände in Echtzeit sichtbar sind, erhöhen das Risiko zusätzlich. Der Sicherheitschef von Kraken, Nick Percoco, warnte eindrücklich davor, ein solches Verhalten aufzugeben und die Geräte immer im Blick zu behalten und mit Passwörtern oder biometrischer Sicherung zu schützen.
Die Gefahr besteht nämlich nicht nur durch unachtsame Zuschauer, sondern vor allem durch gezielt agierende Betrüger. Krypto-Events sind heute vermehrt Anlaufpunkt für Scammer, die sich mit fingierten Ausweisen und professionellen Auftritten ein Geflecht aus Vertrauen aufbauen, um an sensible Daten oder Vermögenswerte zu gelangen. Zu den bekannten Angriffsszenarien zählt „Juice Jacking“: Dabei werden an öffentlichen Ladestationen manipulierte USB-Anschlüsse installiert, die beim Aufladen Mikrosoftware einschleusen oder Daten auslesen. Für Krypto-Nutzer ist das besonders kritisch, da solche Malware im schlimmsten Fall Zugriff auf Wallets oder private Schlüssel geben kann. Auch das Abfangen von Daten über manipulierte oder gefälschte WLAN-Zugänge ist eine verbreitete Masche.
Hacker übernehmen oft die Kontrolle über die Netzwerke auf Konferenzen oder erstellen gefälschte Hotspots, um ahnungslose Nutzer auszuspionieren oder folgende Angriffe vorzubereiten. Gerade bei hochsensiblen Informationen, die auf Kryptoveranstaltungen diskutiert werden, können solche Angriffe zu großem Schaden führen. Hinzu kommt eine weitere Gefahr: QR-Codes, die auf Marketingmaterialien, Flyern oder Displays genutzt werden. Obwohl bisher keine bestätigten Fälle vorliegen, warnte Kraken vor der Möglichkeit, dass Betrüger legitime QR-Codes durch manipulierte Sticker ersetzen. Ein solcher Tausch führt unachtsame Nutzer dazu, gefälschte Wallet-Adressen einzuscannen und dadurch ihr Kryptogeld an Betrüger zu überweisen.
Percoco empfiehlt daher, für Aktivitäten auf Konferenzen sogenannte „Burner Wallets“ mit begrenztem Guthaben zu verwenden, die bei einem Angriff kaum Schaden anrichten. Neben technischen Risiken stellen auch soziale Gefahren eine gravierende Herausforderung dar. Viele Teilnehmer sprechen offen über ihre Kryptowährungsgewinne, was nicht nur Nachahmer und Neider anzieht, sondern zunehmend auch Kriminelle, die es auf Erpressung, Diebstahl oder sogar Entführung abgesehen haben. Ein Vorfall, den Kraken schildert, beschreibt, wie Konferenzbesucher noch außerhalb des Veranstaltungsortes laut über große Finanztransaktionen diskutierten und damit ihre persönlichen Daten preisgaben. Die Lanyards mit Namen und Firmenzugehörigkeiten erhöhten die Gefahr zusätzlich, da potenzielle Täter sofort wussten, dass es sich um wohlhabende Krypto-Insider handelt.
Die Anzahl von Versuchungen und effektiv umgesetzten Angriffen auf die Krypto-Community steigt weltweit kontinuierlich an. Cypherpunk und Sicherheitsexperte Jameson Lopp dokumentiert auf GitHub zahlreiche Fälle von physischem Diebstahl und Überfällen, die das Offline-Leben von Krypto-Nutzern betreffen. Im laufenden Jahr wurden bereits viele derartige Vorfälle registriert, die von herkömmlichem Diebstahl bis zu bewaffneten Raubüberfällen und gezielten Erpressungen reichen. Dabei zeigt sich auch ein Zusammenhang mit der falschen Annahme, dass Kryptowährungen anonym und unauffindbar seien. Chainalysis-CEO Jonathan Levin erklärte, dass diese Fehleinschätzung Kriminelle ermutigt, riskante Überfälle zu wagen.
Der Wunsch, am Krypto-Boom teilzuhaben, führt viele Menschen zu Krypto-Events, wo sie sich einen schnellen Überblick über Trends und Innovationen verschaffen und Kontakte knüpfen können. Allerdings wird bei der Begeisterung oft vergessen, dass der Schutz der eigenen digitalen und persönlichen Identität höchste Priorität haben muss, wenn das Versprechen von finanzieller Freiheit nicht zur Gefahr werden soll. Sicherheitsmaßnahmen sollten daher auch auf Veranstaltungen selbstverständlich sein und neben technischer Absicherung auch umsichtiges Verhalten umfassen. Sensible Informationen sollten nicht offen und laut geteilt werden, Geräte müssen stets im direkten Zugriff bleiben und sorgfältig geschützt werden. Öffentliche Internetverbindungen sind mit Vorsicht zu nutzen, um nicht Opfer von Man-in-the-Middle-Attacken oder infizierten Ladegeräten zu werden.
Veranstalter und die Community sind daher gefordert, das Bewusstsein für Sicherheitsrisiken weiter zu schärfen. Schulungen und klare Verhaltensregeln können helfen, den Schutz zu erhöhen und die Gefahr von Angriffen und Betrug zu minimieren. Nutzer sollten im Vorfeld informiert werden, welche Risiken bestehen und wie sie sich effektiv schützen können. Insgesamt verdeutlicht die Analyse von Kraken die Notwendigkeit, bei Krypto-Events nicht nur Innovationen zu feiern, sondern auch einen klaren Fokus auf Sicherheitskultur zu legen. Nur so können die Teilnehmer dauerhaft von den Chancen der Blockchain-Technologien profitieren, ohne den Schaden durch Nachlässigkeit zu riskieren.
Der Ausbau der Awareness für persönliche und digitale Sicherheit ist daher eine der größten Herausforderungen der Branche im Zuge der wachsenden Beliebtheit von Krypto-Veranstaltungen weltweit.