Investieren ist eine Reise, die sich mit der Zeit ständig verändert. Was vor fünf Jahren eine vielversprechende Gelegenheit schien, kann heute andere Herausforderungen mit sich bringen. Genau diese Erfahrung habe ich mit zwei Aktien gemacht, die ich im Jahr 2020 mit großer Überzeugung gekauft habe: Block und Pinterest. Nach einer langen Haltezeit habe ich mich schweren Herzens entschlossen, beide Aktien zu verkaufen. In diesem Beitrag erläutere ich die Gründe für diesen Schritt und wie mich diese Erfahrungen dazu gebracht haben, meine Kriterien für künftige Investitionen zu überdenken und anzupassen.
Als ich Anfang 2020 Kapital in meinen individuellen Rentenfonds investierte, war die Begeisterung groß. Endlich hatte ich die Kontrolle über meine Anlagestrategie und konnte gezielt in Unternehmen investieren, die ich für zukunftsfähig hielt. Block – damals noch unter dem Namen Square bekannt – faszinierte mich vor allem durch seine Doppelfokus-Strategie im Fintech-Bereich. Das Unternehmen bediente sowohl Händler mit innovativen Zahlungslösungen als auch Endverbraucher mit der Cash App. Dieses Zusammenspiel versprach nachhaltiges Wachstum und profitables Geschäft.
Im Gegensatz dazu stand Pinterest als Plattform im Rampenlicht, die das visuelle Entdecken neu definierte. Mit einer steigenden Nutzerbasis und diversen Monetarisierungsansätzen war Pinterest für mich ein spannendes Investment in den Bereich Social Media, das neben den Giganten Facebook und Instagram sein eigenes Profil schärfen wollte. Doch wie bei vielen Aktien unterlag auch meine Einschätzung über die Jahre einer Dynamik, die ich so damals nicht vollständig vorhersehen konnte. Block wandelte sich in ein Unternehmen mit vielfältigen Geschäftsbereichen, die weit über die ursprüngliche Kernkompetenz hinausgingen. Neben den Zahlungslösungen tauchten neue Segmente wie „Buy Now, Pay Later“ mit Afterpay, Musikstreaming über Tidal und Kryptowährungsdienstleistungen mit Bitkey auf.
Dieser Strategiewechsel bedeutete für mich eine unsichere Ausweitung, die Ressourcen aufzwirbelte und das Management auf mehrere, teilweise wenig miteinander verbundene Projekte verteilte. Besonders die Kryptowährungssparte erweckte bei mir Zweifel, da ihr Mehrwert für das Gesamtunternehmen nicht klar ersichtlich war. Die ursprüngliche klare Investitionsthese verlor an Strahlkraft, was mich letztlich dazu bewegte, Block zu verkaufen. Pinterest hingegen zeigte zwar Wachstum, doch es entsprach nicht dem Tempo und der Qualität, die ich mir erhofft hatte. Die Monetarisierung verlief langsamer als erwartet, und die Konkurrenzsituation mit anderen Social-Media-Plattformen verschärfte sich.
Zudem fehlten meiner Ansicht nach deutliche Innovationen, um Nutzer stärker zu binden und die Reichweite zu vergrößern. Trotz seines Potenzials scheiterte Pinterest daran, sich als unentbehrliches Medium im Alltag der Nutzer festzusetzen. Hier zeigte sich für mich, dass Wachstum allein nicht genügt, wenn es nicht von einer klaren, überzeugenden Marktpositionierung und einer langfristig tragfähigen Strategie begleitet wird. Der Verkauf dieser beiden Aktien fiel mir aus mehreren Gründen nicht leicht. Zum einen steht der emotionale Wert, den man über Jahre aufgebaut hat, dem rigorosen Anpassungsdruck entgegen.
Zum anderen weckt jeder Verkauf Ängste, eine potenzielle künftige Wertsteigerung zu verpassen. Doch Investieren erfordert klare Entscheidungen basierend auf Fakten und Zukunftsszenarien, nicht Nostalgie. Diese Erfahrung hat mir geholfen, meine Kriterien für zukünftige Investitionen zu schärfen. Jetzt liegt der Fokus stärker auf Unternehmen, die eine transparente und fokussierte Geschäftsstrategie verfolgen. Dabei spielen finanzielle Solidität, nachhaltiges Wachstumspotenzial und Innovationskraft eine zentrale Rolle.
Besonders schätze ich Unternehmen mit klarer Kernkompetenz und dem Mut, tief in ihre Stärken zu investieren, anstatt sich in zu vielen unterschiedlichen Geschäftsfeldern zu verzetteln. Ein Beispiel für solche Werte sind Wingstop und Comfort Systems, die ich aktuell im Blick habe. Auch wenn sie sich grundlegend unterscheiden – Wingstop ist ein wachsendes Fast-Food-Franchise, während Comfort Systems ein Dienstleister im Bereich Klima- und Gebäudetechnik ist – teilen sie gemeinsame Merkmale: Stabile Marktpositionen, sichtbare Wachstumsperspektiven und konsequente Fokussierung auf ihr Kerngeschäft. Solche Unternehmen bieten für mich eine attraktivere Risiko-Rendite-Konstellation in der aktuellen Marktlage. Zusammenfassend hat mich die Vergangenheit gelehrt, dass Beständigkeit im Investment nicht das bloße Halten von Aktien bedeutet, sondern eine kontinuierliche Überprüfung und Anpassung der Investmentstrategie.
Aktien, so vielversprechend sie auch wirken mögen, unterliegen dem Wandel von Marktbedingungen, Unternehmensstrategien und persönlichen Anlagezielen. Ein gesunder Mix aus Geduld, Disziplin und kritischer Analyse ist der Schlüssel, um den Aktienmarkt langfristig für sich zu nutzen. Der Schritt, sich von Block und Pinterest zu trennen, war für mich folgerichtig und notwendig, um Raum für neue Chancen zu schaffen. Dabei geht es nicht um einen Fehler der Vergangenheit, sondern um die Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln, zu lernen und flexibel zu bleiben. Für Investoren, die ebenfalls vor ähnlichen Entscheidungen stehen, ist es entscheidend, den Mut zum Wandel nicht zu verlieren und stets offen für neue Anlagemöglichkeiten zu sein, die den eigenen Anlagezielen und Risikoprofil besser entsprechen.