Die Rolle von Bitcoin und Kryptowährungen nimmt weltweit stetig zu, nicht zuletzt aufgrund ihrer zunehmenden Akzeptanz sowohl im privaten als auch im institutionellen Sektor. In den USA, einer der größten Wirtschaftsmächte der Welt, sorgt ein neuer Ansatz für Gesprächsstoff: White House AI und Crypto-Czar David Sacks äußerte, dass die US-Regierung möglicherweise mehr Bitcoin erwerben könnte, sofern diese Käufe kostenneutral für das Budget realisiert werden können. Dieser Ansatz könnte die Position der USA auf dem globalen Krypto-Markt nachhaltig beeinflussen und stellt zugleich verschiedene wirtschaftliche und politische Fragen in den Mittelpunkt. David Sacks erlangte in der vergangenen Woche mediale Aufmerksamkeit, als er in einem Fireside-Chat mit Cameron und Tyler Winklevoss auf der Bitcoin 2025 Konferenz seine Einschätzungen zum staatlichen Bitcoin-Kauf erläuterte. Die Grundlage dafür bildet eine von Ex-Präsident Donald Trump im März 2025 unterzeichnete Executive Order, die unter anderem die Schaffung eines Bitcoin-Reserves vorsieht.
Diese Verordnung erlaubt es der US-Regierung, Bitcoin, die durch strafrechtliche oder zivilrechtliche Beschlagnahmungen in ihren Besitz gelangten, zukünftig nicht nur zu halten, sondern auch zusätzliche Bestände zu erwerben – sofern entsprechende finanzielle Mittel „budgetneutral“ bereitgestellt werden könnten. Der Begriff „budgetneutral“ ist dabei entscheidend: Das Vorhaben darf weder durch Steuererhöhungen noch durch eine zusätzliche Staatsverschuldung finanziert werden. Laut Sacks könnte dies gelingen, indem Mittel aus anderen nicht vollständig ausgeschöpften Programmen umgelenkt werden. Allerdings müsste dafür die Zustimmung von maßgeblichen Akteuren wie dem Handelsminister Howard Lutnick oder Finanzminister Scott Besson erfolgen. Sacks betonte, dass er zwar keine Garantie für eine Umsetzung geben könne, der Weg zu einem solchen Kaufprogramm jedoch existiere.
Die aktuelle Bitcoin-Bilanz der US-Regierung ist bereits beeindruckend. Laut Angaben von CoinGecko besaß der Staat Anfang 2025 rund 198.000 Bitcoin im Wert von über 21 Milliarden US-Dollar. Diese Bestände stammen überwiegend aus großen Beschlagnahmungen, darunter 69.370 Bitcoin aus dem Fall des Online-Marktplatzes Silk Road im November 2020 sowie 51.
351 Bitcoin, die im März 2022 sichergestellt wurden. Zudem sicherte sich die Regierung im Januar 2022 weitere 94.636 Bitcoin, nachdem sie hackerspezifische Cloud-Speicherkonten von Ilya Lichtenstein durchsuchte und so Zugang zu diversen Wallets erhielt. Die jüngste Möglichkeit, mehr Bitcoin offiziell zu kaufen, signalisiert das wachsende Interesse des Staates, sich am Krypto-Markt stärker zu positionieren. Die Überlegungen hinter einem solchen Schritt lassen sich vielseitig interpretieren.
Zum einen könnten zusätzliche Bitcoin-Bestände als strategische Reserve dienen, ähnlich wie Goldreserven oder andere finanzielle Assets, die als Absicherung gegen Inflation oder andere wirtschaftliche Risiken eingesetzt werden. Auch aus geopolitischer Perspektive könnte eine stärkere Positionierung in Kryptowährungen den USA helfen, mit anderen Weltmächten Schritt zu halten, die in diesem Bereich aktiv sind. Die Umsetzung eines solchen Kaufs birgt jedoch auch Herausforderungen. Die Verpflichtung zu budgetneutraler Finanzierung setzt voraus, dass andere Programmmittel gekürzt oder umgewidmet werden müssen, was auf politischen Widerstand stoßen dürfte. Zudem sind die Komplexität und Volatilität des Kryptomarktes Faktoren, die sorgfältig betrachtet werden müssen.
Ein erhebliches Investment in Bitcoin kann zwar potenziell hohe Renditen abwerfen, birgt aber auch das Risiko von Wertverlusten – eine Tatsache, die Haushaltsverantwortliche nicht leichtfertig übersehen. Darüber hinaus spielt die öffentliche und politische Meinung eine zentrale Rolle. Kryptowährungen sind im US-Kongress und bei verschiedenen Regulierungsbehörden seit Jahren ein kontrovers diskutiertes Thema. Während einige Politiker und Experten die Blockchain-Technologie und dezentrale Währungen als Innovationsmotor und Zukunftsperspektive begrüßen, äußern andere Sicherheits- und Stabilitätsbedenken, insbesondere im Hinblick auf Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Verbraucherschutz. Ein offizieller staatlicher Bitcoin-Kauf würde demnach auch als Signal für eine stärkere Akzeptanz und Integration der Krypto-Ökonomie gewertet werden.
Die Tatsache, dass die Verordnung aus dem Jahr 2025 die Möglichkeit gibt, illegale Bitcoin-Beschlagnahmungen zu halten und potenziell zu erweitern, zeigt auch den rechtlichen Wandel im Umgang mit digitalen Assets. Vor wenigen Jahren war das Thema noch weitestgehend unreguliert, heute gilt es als integraler Bestandteil der Finanz- und Justizpolitik. Der Verkauf eines kleinen Teils der gehaltenen Bitcoin-Bestände 2023, bei dem 9.861 Bitcoin für rund 215,7 Millionen US-Dollar veräußert wurden, belegt dies beispielhaft. Der nächste Schritt könnte die strategische Aufstockung der Reserven sein – sofern ein politischer Konsens erreicht wird.
Darüber hinaus verfolgen auch einzelne politische Akteure wie Senatorin Cynthia Lummis Initiativen, die einen direkten Erwerb großer Mengen von Bitcoin durch die US-Regierung vorsehen. Im Zusammenspiel mit der Executive Order und den Aussagen von Sacks zeigt sich eine wachsende Bewegung innerhalb der US-Politik, die Kryptowährungen als bedeutende Anlageklasse anerkennt und staatliche Investitionen in diesen Bereich prüft. Neben den politischen Rahmenbedingungen ist auch die Marktstimmung für das Potenzial eines staatlichen Bitcoin-Kaufs relevant. Die Preisentwicklung von Bitcoin und die zunehmende Akzeptanz bei Unternehmen und Finanzinstituten könnten den Wert und die Stabilität der Investition beeinflussen. Experten gehen davon aus, dass eine höhere staatliche Nachfrage tendenziell preiserhöhend wirkt, was wiederum weitere institutionelle Investitionen anregen könnte.
Gleichzeitig muss der Staat als Käufer mit Bedacht agieren, um negative Marktreaktionen oder Manipulationsvorwürfe zu vermeiden. Ein weiterer Aspekt betrifft die Transparenz und Berichterstattung. Ein offizieller Erwerb großer Bitcoin-Bestände durch die US-Regierung müsste in den öffentlichen Haushaltsplänen und Finanzberichten nachvollziehbar dargestellt werden, um das Vertrauen von Steuerzahlern und Investoren zu stärken. Auch die Frage, wie diese digitalen Assets technisch sicher verwaltet werden, ist von zentraler Bedeutung, besonders in Anbetracht der Sicherheitsvorfälle in der Krypto-Branche und des potenziellen Missbrauchs durch Cyberkriminalität. Abschließend lässt sich festhalten, dass die Aussage von David Sacks, die US-Regierung könne mehr Bitcoin akkumulieren, eine interessante Entwicklung im Schnittfeld von Staat, Technologie und Finanzwesen offenbart.