In der Welt des digitalen Designs und der Webentwicklung nimmt Farbe eine zentrale Rolle ein. Farben kommunizieren Emotionen, steuern die visuelle Hierarchie und beeinflussen maßgeblich die Nutzererfahrung. Doch trotz der technischen Fortschritte moderner Bildschirme erleben wir eine bemerkenswerte Vereinheitlichung der Farbwelten im Internet. Ein großer Teil der visuellen Kommunikation beschränkt sich auf Graustufen und gedämpfte Blautöne, was auf den ersten Blick paradox erscheint, wenn man die wachsenden Möglichkeiten der Bildschirmanzeigen bedenkt. Die Ursache für die Verschlechterung der Farbdynamik liegt nicht etwa in der Hardware, sondern vor allem in den eingesetzten Farbmodellen und Werkzeugen.
Hier setzt das neue Farbmodell OKLCH an, das das Potenzial hat, Farbgestaltung, Accessibility (Barrierefreiheit) und Designprozesse grundlegend zu verändern. OKLCH stellt eine Weiterentwicklung klassischer Farbmodelle wie RGB und HSL dar. Während diese älteren Modelle in der Webentwicklung und digitalen Gestaltung weltweit Standard sind, stützen sie sich auf technische Repräsentationen, die wenig intuitiv und in der Praxis schwer zu handhaben sind. Hex-Codes etwa sind zwar einfach darstellbar, bieten aber keinerlei wahrnehmungsbasierte Garantie dafür, wie Farben visuell wirken oder wie sie sich verändern lassen. Ein Hex-Code wie #E89317 sagt ohne Hilfsmittel praktisch nichts über die Farbe aus.
Das erschwert nicht nur die Kreation von Farbpaletten, sondern führt auch zu unvorhersehbaren Ergebnissen bei der Anpassung von Farbtönen oder Helligkeit. OKLCH hingegen orientiert sich an der menschlichen Farbwahrnehmung. Das Modell basiert auf einem perceptual uniform color space, das heißt, es gewährleistet, dass gleiche numerische Änderungen in der Code-Repräsentation auch wahrnehmbar konsistente Farbänderungen bedeuten. Dies erleichtert es Designern und Entwicklern, Farbwerte intuitiv zu steuern, Farben harmonisch zu kombinieren und Farbverläufe zu steuern, ohne Verluste an Farbintensität oder unerwünschte Farbverschiebungen. Evil Martians, ein innovatives Team aus Designern und Entwicklern, ist hier Vorreiter im Aufbau eines umfassenden OKLCH-Ökosystems.
Um das volle Potenzial von OKLCH zu nutzen, hat dieses Team eine Reihe von praxisorientierten Tools und Plugins entwickelt, die den Einstieg erleichtern und die tägliche Arbeit mit dem neuen Farbmodell revolutionieren können. Eines der zentralen Angebote ist die interaktive OKLCH-Farbpicker- und Konvertierungswebsite OKLCH.com. Dieses Tool ermöglicht es Designern und Entwicklern, Farben direkt im OKLCH-Raum zu erkunden, die Auswirkungen von Helligkeit, Farbe bzw. Chromatizität (Sättigung) unmittelbar zu verstehen und so Farbpaletten zu erzeugen, die sowohl ästhetisch als auch zugänglich sind.
Die Bedienung der Plattform ist bewusst einfach gehalten, mit einem starken Fokus auf Benutzerfreundlichkeit und Lernwert. OKLCH.com ist gleichermaßen für Neulinge und erfahrene Farbexperten geeignet und unterstützt die Umstellungskosten, die das Arbeiten mit einem neuen Farbmodell mit sich bringt. Parallel dazu entwickelte Evil Martians Harmonizer, ein Werkzeug zur Generierung farbharmonischer und gleichermaßen barrierefreier Farbpaletten für UI-Designs. Da OKLCH eine präzise Wahrnehmung erleichtert, garantiert Harmonizer die Energie und Konsistenz von Farben über verschiedene Helligkeitsstufen und Farbtöne hinweg.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Passung zum APCA-Kontrastalgorithmus (Advanced Perceptual Contrast Algorithm), der als eine modernere Methode für Farbkontrastsicherheit gilt als das traditionelle WCAG-Modell. Harmonizer steht als eigenständige Webanwendung sowie als Figma-Plugin zur Verfügung, was die Integration in bestehende Workflow-Umgebungen vereinfacht. In Bezug auf die branchenweit genutzte Design-Plattform Figma existieren derzeit noch technische Einschränkungen, da der native Farbpicker OKLCH noch nicht direkt unterstützt. Doch hier gibt es Lösungen durch Drittanbieter-Plugins, zum Beispiel das OkColor Figma Plugin von Doko Zero, mit dem Designer das OKLCH-Farbmodell direkt in ihren Figma-Projekten nutzen können. Leider gibt es noch einige Bugs, insbesondere beim Umgang mit Farbprofilen wie P3, doch diese sind bereits bekannt und werden Schritt für Schritt behoben.
Für Entwickler, die auf die Einhaltung von Barrierefreiheit und hohe Kontrastwerte Wert legen, ist die JavaScript-Bibliothek apcach ein leistungsstarkes Werkzeug. Sie erlaubt es, Farbkonfigurationen auf Basis von OKLCH präzise an den APCA- sowie WCAG-Kontraststandards auszurichten. Die Bibliothek beherrscht neben Farbkonvertierungen zwischen OKLCH, HEX, RGB und Display-P3 auch die dynamische Anpassung von Kontrastwerten und bietet Funktionen zur Berechnung maximal gesättigter Farben unter bestimmten Constraints an. Der Open-Source-Charakter von apcach bringt hohe Flexibilität in moderne Development-Workflows, inklusive Anbindung an gängige Design- und Entwicklungstools. Ein weiteres wertvolles Tool für Designqualität und Barrierefreiheit ist das Figma-Plugin Polychrom.
Es ermöglicht eine Kontinuierliche Kontrolle und Echtzeit-Feedback zur Lesbarkeit von Text- und Hintergrundkontrasten direkt ins Design eingebettet. Dabei kommt OKLCH als Grundmodell für Farbberechnungen zum Einsatz, was präzisere Anpassungen erlaubt als klassische Modelle. Polychrom unterstützt die Entscheidung für farblich zugängliche Kombinationen deutlich leichter und trägt so zu inklusiveren Benutzererlebnissen bei. Die Möglichkeiten von OKLCH erstrecken sich auch auf dynamische Themen in CSS, die für moderne Webseiten und Webanwendungen immer relevanter werden. Anstatt komplexe, selbst erdachte Farbmathematiken anwenden zu müssen, erlaubt OKLCH konsistente und visuell stimmige Farbtransformationen, die etwa Farbtonverschiebungen ermöglichen, ohne die Helligkeit oder Sättigung zu verfälschen.
Dies vereinfacht die Umsetzung von Hell- und Dunkelmodus-Verläufen, benutzerspezifischen Themes und responsiven Farbdesigns erheblich. Tutorials und Guides, wie die Implementierung mit Tailwind CSS, unterstützen Entwickler, das volle Potenzial von OKLCH in der Praxis auszuschöpfen. Darüber hinaus wird das Thema OKLCH stetig durch neue Vorträge und Ressourcen ergänzt. Experten aus der Szene erklären in Talks, warum das Modell besser als RGB oder HSL ist, wie die zukunftssichere native Unterstützung in CSS aussieht und welche praktischen Vorteile sich für Design-Systeme ergeben. Solche Inhalte helfen, die Adoption von OKLCH zu fördern und helfen Teams dabei, den Umstieg effektiv zu gestalten.
Das OKLCH-Ökosystem zeigt exemplarisch, wie moderne Farbwissenschaft die Design- und Entwicklungspraxis grundlegend verändern kann. Indem Farbwahl prädiktiver, intuitiver und barrierefreier gemacht wird, gelingt es, visuelle Kommunikation auf das nächste Level zu heben. Die von Evil Martians entwickelten Werkzeuge wie der OKLCH Color Picker, Harmonizer, apcach und Polychrom sind dabei nicht nur technische Innovationen, sondern auch praktische Helfer für Designer und Entwickler, die auf der Suche nach einem leichteren, sichereren und ästhetischeren Umgang mit Farbe sind. Insgesamt verdeutlicht die Einführung von OKLCH und seinem Ökosystem eine wichtige Entwicklung: Farben in digitalen Interfaces können und sollten nicht mehr nur technisch definiert werden, sondern müssen stärker auf die menschliche Wahrnehmung und inklusive Nutzung abzielen. Durch die mit diesen Tools gewonnenen Möglichkeiten wird Farbe als Gestaltungselement wieder lebendig und vielfältig – ganz im Sinne einer emotional stärkeren, benutzerfreundlicheren und aussagekräftigeren visuellen Kommunikation.
Die Zukunft des Designs ist farblich damit vielversprechender und präziser als je zuvor.