Die Nature's Scientific Photography Awards 2025 bieten erneut eine beeindruckende Sammlung von Bildern, die einen faszinierenden Blick hinter die Kulissen wissenschaftlicher Feldarbeit ermöglichen. Die Gewinnerbilder stammen ausschließlich aus der Kategorie Feldforschung und entführen Betrachter auf eine Reise von den Polen bis zu den bergigen Regionen Griechenlands und den Ufern der Pazifikküste. Über 200 Einreichungen von Forschern aus aller Welt bildeten die Grundlage für die Auswahl dieser außergewöhnlichen Fotos, welche von einer Jury aus erfahrenen Nature-Mitarbeitern bewertet wurden. Die Fotografien zeichnen sich durch ihre Authentizität und ihren dokumentarischen Wert aus, gleichzeitig fangen sie die alltäglichen Herausforderungen der Wissenschaftler und deren Engagement mit großer ästhetischer Sensibilität ein. Der Gesamtsieger 2025 ist ein Bild, das einen Wissenschaftler im November 2020 in einem norwegischen Fjord einfängt.
Gekonnt eingefangen wurde die Szene von der PhD-Studentin Emma Vogel. Das Foto zeigt den Biologen Audun Rikardsen, wie er gegen aufbrausende Wellen kämpft, während die gelbe Leuchterscheinung eines nahegelegenen Fischkutters die Szenerie erhellt. Die Aufnahme strahlt eine seltene Ruhemittel inmitten eines chaotischen Morgens aus, ein Moment des Innehaltens zwischen der Dynamik der Naturgewalten. Emma Vogel erforscht die Bewegung von Tieren und ist Raumökologin an der Universität Tromsø, der norwegischen Polarinstitution. Das gemeinsame Forschungsprojekt mit Rikardsen widmet sich dem Verhalten von Walen, die in der Region aufgrund ihrer Nahrungsquelle, Heringe, in großer Zahl anzutreffen sind.
Das Feldforschungsprojekt besteht unter anderem darin, die Tiere mit Satelliten-Tags zu versehen, die verschiedene Daten wie Aufenthaltsorte und Tauchverhalten aufzeichnen. Zusätzlich werden mit einer speziellen Luftdruckpistole Gewebeproben entnommen, um den Gesundheitszustand der Tiere zu untersuchen. Aus nächster Nähe lässt sich kaum die Präsenz der Wale übersehen – die Forscher können ihren Atem riechen und das Auftauchen der Tiere oft hören, bevor sie sie sehen. Eine besondere Überraschung verbirgt sich in Vogels Foto: Ein Orca ist im Hintergrund zu sehen, eingerahmt von der Schiffsreling, ein Detail, das der Jury beim ersten Begutachten entging, jedoch die Bedeutung des Bildes für das Verständnis der Arbeit in der rauen Natur unterstreicht. Ein weiterer beeindruckender Beitrag stammt von Ryan Wagner, einem Doktoranden an der Washington State University Vancouver.
Er hat seine zweite Auszeichnung in diesem Wettbewerb erhalten – ein Novum für Nature's Scientist at Work. Das Bild zeigt Andy Belleville und weitere Biologen, die in den Wäldern Nordkaliforniens eine Gruppe von jungen Fröschen in einer Antipilzlösung baden, um den tödlichen Chytrid-Pilz zu bekämpfen, der weltweit amphibische Populationen dezimiert. Da die Frösche zu klein sind, um mit herkömmlichen Methoden getaggt zu werden, verwenden die Forscher fluoreszierende Spritzen, die unter UV-Licht sichtbar sind und ein Erkennungscode für jedes Tier darstellen. Die sorgfältige und behutsame Arbeit der Wissenschaftler ist ein wesentlicher Beitrag zum Schutz gefährdeter Arten und beeindruckt durch die Detailgenauigkeit und Intimität des Aufnahmemoments. In Svalbard, im hohen Norden Norwegens, dokumentierte Dagmara Wojtanowicz die eisige Welt der Polarforschung.
Sie hielt einen Moment fest, in dem ein mit Mikroorganismen untersuchtes Eiskernbohrgerät während der Polarnacht betrieben wird. Das Tageslicht bleibt in dieser Zeit fünf Monate lang unter dem Horizont, die Wissenschaftler untersuchen, wie Mikroben und andere Lebensformen in der Dunkelheit und Kälte überleben und sich anpassen. Wojtanowicz, die seit Jahren auf Svalbard lebt, fängt in ihrem Foto die bizarre Szenerie dieser besonders unwirtlichen Forschungsbedingungen ein. Eine weitere Geschichte erzählt das Bild von Lionel Favre von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (EPFL) in Lausanne. In den wolkenverhangenen Höhen des griechischen Mount Helmos betreibt er eine Wetterballon-Mission zur Erforschung von Wolkenbildungen.
Im Rahmen des pan-europäischen Projekts CleanCloud werden auf diese Weise wichtige Messdaten in verschiedenen Höhen gewonnen, die einen besseren Einblick in atmosphärische Prozesse ermöglichen. Favres Bild zeigt, dass wissenschaftliche Forschung oftmals Geduld erfordert – fast einen Monat lang warteten die Wissenschaftler auf die passenden Bedingungen, bevor sie mit dem Ausbringen der Instrumente begannen. Ihre Freude über endlich auftretende Wolken spiegelt sich in dem emotionalen Moment der Aufnahme wider. In einem abgeschiedenen Teil Sibiriens dokumentierte Jiayi Wang das Feldforschungsleben von Hao-Cheng Yu, einem Wirtschaftsexperten für Geologie an der China University of Geosciences. Yu erforscht Goldlagerstätten in einer Region, die sowohl Gold als auch Kupfer und Wolfram birgt.
Die Arbeit in diesen abgelegenen Gebieten ist geprägt von extremer Isolation und den Herausforderungen der Natur. Die wenigen Menschen vor Ort leben oft vom Fischfang und sind eng mit der Umgebung verbunden. Das Foto fängt nicht nur die harte Realität der Wissenschaft in der Wildnis ein, sondern auch die Momente des Einklangs mit der Natur. Am Südpol nahm Aman Chokshi während eines fast anderthalbjährigen Aufenthalts am Amundsen–Scott-Südpolstation ein bemerkenswertes Bild des South Pole Telescope auf. Die Arbeit in dieser extremen Umwelt ist geprägt von eisiger Kälte und Trockenheit, die für den Menschen ungewohnte Wahrnehmungseffekte hervorrufen.
Die Forscher müssen Schneeräumungen und Wartungsarbeiten durchführen, um die empfindlichen Instrumente am Laufen zu halten. Die besondere Atmosphäre der Station und der Überlebenskampf in der Isolation sind durch Chokshis Fotografie eindrücklich eingefangen. Die Nature's Scientific Photography Awards 2025 zeigen eindrucksvoll, wie Wissenschaft nicht nur aus Daten und Forschungsergebnissen besteht, sondern auch von menschlichen Geschichten und beeindruckenden Naturkulissen geprägt ist. Die Fotografien machen die Arbeit der Wissenschaftler greifbar, gewähren einen Blick auf noch weitgehend unbekannte Lebensräume und zeigen, mit welcher Hingabe und Expertise Forscher weltweit ihrer Passion nachgehen. Neben der unmittelbaren Dokumentation erkennt man in den Bildern auch einen metaphorischen Wert – sie symbolisieren die Balance zwischen Mensch und Natur sowie die Dringlichkeit, die Umwelt und bedrohte Arten zu schützen und zu verstehen.
Die Gewinner, von denen viele zu diesem Zeitpunkt noch Doktoranden waren, belegen zugleich die wichtige Rolle junger Wissenschaftler in der Weiterentwicklung der Forschung. Wer sich für die spannenden Menschen hinter der Wissenschaft interessiert und die besonderen Momente der Feldforschung besser kennenlernen möchte, erhält durch diese sorgfältig ausgewählten Bilder einen außergewöhnlichen Zugang. Nature lädt zudem dazu ein, im kommenden Jahr erneut an diesem Wettbewerb teilzunehmen und die eigene wissenschaftliche Arbeit durch beeindruckende Fotografie sichtbar zu machen. Die Kombination aus wissenschaftlichem Tiefgang und künstlerischer Bildsprache macht die Nature's Scientific Photography Awards zu einer erstklassigen Plattform, um die Schönheit und gesellschaftliche Relevanz moderner Forschung auf vielfältige Weise zu vermitteln. Die Gewinnerfotos betonen zudem die globale Natur wissenschaftlicher Fragestellungen und die Bedeutung interdisziplinärer Zusammenarbeit.
Von der Arktis bis in die Tropen, von Meerestieren bis zu mikroskopisch kleinen Organismen – jedes Bild erzählt eine eigene Geschichte, die weit über das Foto hinaus wirkt und Inspiration für Forschung und Umweltschutz gleichermaßen bietet.