Griffstärke wird immer häufiger als ein Schlüsselindikator für die allgemeine körperliche Fitness und das Risiko von Krankheiten betrachtet. Überraschenderweise ist sie mehr als nur ein Maß für die Kraft in der Hand: Sie spiegelt den Zustand des gesamten Muskelapparats wider und hat sogar eine Verbindung zur Lebenserwartung, insbesondere zur Wahrscheinlichkeit, ein Alter von 100 Jahren zu erreichen. Die Wissenschaft hinter diesem Zusammenhang hat in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen und erlaubt uns, mit einem simplen Test Einblicke in die Gesundheit eines Menschen zu gewinnen. Die Bedeutung der Griffstärke erstreckt sich weit über alltägliche Tätigkeiten wie das Öffnen von Gläsern oder das Tragen von Einkaufstüten hinaus. Forschungen zeigen, dass sie ein verlässlicher Indikator für die allgemeine Muskelqualität und muskuläre Funktion ist.
Muskelmasse und -kraft nehmen im Alter natürlicherweise ab, was als Sarkopenie bezeichnet wird. Eine schwache Griffkraft kann ein erster Warnhinweis auf diesen schleichenden Prozess sein, der mit einem erhöhten Risiko für Stürze, Frakturen und eingeschränkte Mobilität einhergeht. Zudem hängt die Griffstärke eng mit verschiedenen Stoffwechselprozessen zusammen, was eine Vielzahl von gesundheitlichen Folgen mit sich bringt, darunter Typ-2-Diabetes, Depressionen und sogar kognitive Beeinträchtigungen. Schon seit längerem nutzen Forscher und Mediziner Handdynamometer, spezielle Geräte, die die Kraft des Händedrucks präzise messen, um Griffstärke objektiv zu erfassen. Moderne Technologien und mobile Apps versuchen inzwischen, diese Tests auch für den Hausgebrauch zugänglich zu machen, was die kontinuierliche Überwachung der Muskelkraft erleichtert.
Dabei ist es auch möglich, die eigene Griffkraft mit einfachen Hilfsmitteln wie einem Tennisball oder einem Stressball zu testen. Dabei wird die Dauer gemessen, wie lange ein maximaler Griff aufrechterhalten werden kann. Dies gibt wichtige Informationen über Muskelermüdung und Ausdauer. Die Relevanz der Griffstärke für die Langlebigkeit wurde durch beeindruckende Studien unterstrichen, die Menschen über Jahrzehnte begleiteten. Eine dieser Studien verfolgte die Griffstärke von Personen im Alter zwischen 56 und 68 Jahren und dokumentierte ihre Überlebensraten über weitere 44 Jahre.
Das Ergebnis war bemerkenswert: Teilnehmer, die sich durch eine starke Griffkraft auszeichneten, hatten eine 2,5-fach höhere Wahrscheinlichkeit, das 100. Lebensjahr zu erreichen, als jene mit schwächeren Griffen. Dieses Ergebnis legt nahe, dass Griffstärke als einfacher Screening-Test eingesetzt werden kann, um das biologische Alter und die Vitalität einzuschätzen. Physiologisch betrachtet spiegelt die Griffkraft eine Kombination aus Muskelmasse, Muskelqualität und allgemeinen Gesundheitsfaktoren wider. Ernährung, Bewegung und das Vorhandensein chronischer Krankheiten beeinflussen die Muskelkraft maßgeblich.
Ein kräftiger Händedruck kann daher auch als Summe dieser Faktoren verstanden werden. Menschen mit einer guten Griffstärke sind in der Regel aktiver, ernähren sich ausgewogener und haben ein geringeres Risiko für altersbedingte Krankheiten. Umgekehrt kann eine verminderte Griffstärke signalisieren, dass eine Person mehr Unterstützung in Bezug auf Ernährung, Bewegung und Prävention benötigt. Neben dem Risiko für körperliche Erkrankungen zeigt die Griffkraft auch Zusammenhänge mit psychischen und kognitiven Zuständen. Muskeln spielen eine wichtige Rolle im Stoffwechsel, indem sie überschüssigen Blutzucker aufnehmen und dadurch Insulinresistenz entgegenwirken.
Eine schwache Griffkraft steht demnach in Verbindung mit später auftretenden Erkrankungen wie Diabetes oder sogar Depression. Dies macht die Griffstärke auch zu einem wichtigen Messwert, um gesundheitliche Risiken rechtzeitig zu erkennen und vorbeugende Maßnahmen einzuleiten. Es ist jedoch keineswegs der Fall, dass man der Griffkraft schicksalhaft ausgeliefert ist. Sie lässt sich durch gezielte Übungen und einen aktiven Lebensstil verbessern, und zwar in jedem Alter. Ein einfaches Training mit einem Tennis- oder Stressball zum regelmäßigen Drücken kann die Griffkraft deutlich erhöhen.
Auch Widerstandsübungen wie Handgelenksbeugen mit Hanteln oder alltägliche Aktivitäten, die die Hand- und Unterarmmuskulatur beanspruchen, helfen dabei, die Muskeln stark und belastbar zu halten. Experten empfehlen darüber hinaus, den gesamten Körper durch körperliche Aktivität zu stärken, da die allgemeine Muskelmasse und -kraft auch die Griffstärke positiv beeinflussen. Für ältere Menschen gibt es zusätzliche Übungen und Tests, die helfen, die Muskelkraft umfassend zu beurteilen und zu verbessern. Der sogenannte get-up-and-go-Test, bei dem man die Zeit misst, die jemand benötigt, um aus einem Stuhl aufzustehen, eine kurze Strecke zu gehen und sich wieder hinzusetzen, gibt einen guten Überblick über die allgemeine Mobilität und Muskelkraft. Wird dieser Test im Training regelmäßig durchgeführt, kann er sowohl Motivation als auch Maßstab für Fortschritte sein.
Griffstärke ist aber nicht nur relevant für ältere Menschen. Studien zeigen, dass bereits bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine schwächere Griffkraft mit einem weniger aktiven Lebensstil und schlechterer Gesundheit einhergeht. Vor allem die zunehmende Bildschirmzeit scheint hierbei eine negative Rolle zu spielen. Ein Mangel an körperlicher Betätigung schwächt frühzeitig die muskulären Grundlagen und kann langfristig das Risiko für Stoffwechselerkrankungen erhöhen. Die Bedeutung der Griffkraft geht sogar noch weiter: In internationalen Vergleichsstudien wurde festgestellt, dass Länder mit durchschnittlich stärkerer Griffkraft tendenziell auch im sportlichen Bereich – zum Beispiel bei Olympischen Spielen – erfolgreicher abschneiden.
Dies zeigt, dass die Griffstärke nicht nur ein Indikator für die individuelle Gesundheit ist, sondern auch das allgemeine Fitnessniveau ganzer Bevölkerungen widerspiegelt. Der Weg zu einem langen, gesunden Leben beginnt häufig mit kleinen, aber wirksamen Maßnahmen. Die Griffkraft liefert dabei eine einfache, kostenlose und schnelle Möglichkeit, die eigene Gesundheit zu überprüfen und Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen. Regelmäßige körperliche Aktivität, eine ausgewogene Ernährung und gezieltes Muskeltraining stärken nicht nur die Handskraft, sondern verbessern auch das gesamte Wohlbefinden und die Lebensqualität. In der Praxis empfiehlt es sich, regelmäßig die Griffstärke zu überprüfen – sei es durch das Drücken eines Balls, unter Zuhilfenahme eines Dynamometers oder auch im Rahmen von ärztlichen Untersuchungen.