Grayscale Investments, einer der bedeutendsten Vermögensverwalter im Bereich digitaler Vermögenswerte, hat einen bedeutenden Schritt unternommen, um seinen Ethereum-basierten börsengehandelten Produkten (ETPs) neue Möglichkeiten zu eröffnen. Im April 2025 reichte das Unternehmen einen Antrag bei der amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde SEC (Securities and Exchange Commission) ein, mit dem Ziel, das Ethereum Staking in den Grayscale Ethereum Trust ETF (ETHE) sowie den Grayscale Ethereum Mini Trust ETF (ETH) zu integrieren. Diese Initiative könnte das Spielfeld für US-amerikanische Investoren erheblich verändern, denn bislang war Staking in ETPs in den USA aufgrund regulatorischer Beschränkungen nicht erlaubt, während internationale Märkte diese Funktion längst zulassen und nutzen. Ethereum Staking ist ein wesentlicher Bestandteil des Ethereum-Ökosystems. Es ermöglicht Token-Inhabern, durch das Verifizieren und Validieren von Transaktionen auf der Blockchain passives Einkommen zu erzielen.
Dabei werden ETH-Token für einen bestimmten Zeitraum hinterlegt, um die Netzwerksicherheit zu gewährleisten, und im Gegenzug fallen Belohnungen an, die sich durch den Zinseszinseffekt signifikant ausweiten können. Grayscale argumentiert leidenschaftlich, dass das gegenwärtige Verbot von Staking in den USA zu erheblichen Nachteilen für amerikanische Anleger führt. Nach eigenen Analysen haben Ethereum-ETPs in den USA seither potentielle Staking-Belohnungen in Höhe von etwa 61 Millionen US-Dollar bis Februar 2025 verpasst. Prognosen zufolge könnten sich diese Einbußen über die nächsten zehn Jahre auf rund 5,5 Milliarden US-Dollar belaufen, wenn man die Effekte der täglichen Verzinsung berücksichtigt. Diese Zahlen illustrieren eindrucksvoll, wie stark die aktuelle Situation den Wert von Ethereum-Anlagen für US-Investoren mindert.
Der zentrale technische Knackpunkt bei der Integration von Staking in börsengehandelten Produkten liegt im zeitlichen Ablauf zwischen der ETF-Rückgabe und dem Ethereum-Unstaking-Prozess. Während ETFs in der Regel innerhalb eines Geschäftstages abgewickelt werden, benötigt das unstaking von Ethereum üblicherweise rund zehn Tage. Dies führt zu einer Liquiditätsherausforderung für ETPs: Sie müssen eine angemessene Menge ungestakten ETH halten, um jederzeit Rückgaben bedienen zu können, verlieren aber so gleichzeitig ertragreiche Staking-Belohnungen. Grayscale schlägt zu dieser Problematik ein mehrschichtiges Lösungskonzept vor. Dazu gehört die Einrichtung eines „Liquidity Sleeve“ bestehend aus ungestaktem Ethereum, der speziell für Rücknahmen bereitsteht.
Zudem erwägt das Unternehmen kurzfristige Finanzierungsmöglichkeiten mit Custodians und Liquiditätsanbietern sowie eine revolvierende Kreditfazilität, um das Vertrauen in extrem kurzfristige Fälle aufrechtzuerhalten. Interessanterweise zeigen die von Grayscale präsentierten Daten, dass die durchschnittlichen Rücknahmen bei ihren Ethereum-ETPs vergleichsweise moderat sind. Die maximalen Drawdowns der größten Fonds beliefen sich auf nur 6,7 Prozent innerhalb von zehn Tagen, während der Durchschnitt der Rücknahmen unter drei Prozent der Fondsvermögen liegt. Dieses Verhalten spricht für ein überschaubares Liquiditätsrisiko und damit für die Machbarkeit des vorgeschlagenen Modells. Hinzu kommt der Blick auf europäische Märkte: Einige dortige Ethereum-ETPs haben bereits Staking implementiert.
Diese haben bewiesen, dass es möglich ist, Staking effektiv einzusetzen, das Nettovermögen (NAV) präzise nachzuverfolgen und enge Spreads sowie funktionierende Arbitragemöglichkeiten zwischen Schöpfungs- und Rücknahmemechanismen zu gewährleisten. Diese Erfolge europäischer Produkte stärken Grayscales Argumentation und bieten praxisnahe Vergleichswerte für die Akzeptanz und Umsetzung in den USA. Die SEC hat solche Innovationen hinsichtlich Krypto-ETPs bisher mit großer Vorsicht betrachtet, was sich in den strengen Vorschriften und bisheriger Ablehnung von Staking-Funktionen widerspiegelt. Die Entscheidung der Aufsichtsbehörde wird demzufolge als wichtiger Prüfstein für künftige regulatorische Rahmenbedingungen im Bereich digitaler Vermögenswerte gelten. Der Antrag von Grayscale wird durch eine ergänzende Antragsänderung von NYSE Arca unterstützt, die eine Regeländerung beantragt hat, um Staking in Ethereum-ETPs zu erlauben.
Sollte die SEC diese Genehmigungen erteilen, wäre dies nicht nur ein Meilenstein für Grayscale selbst, sondern auch für den US-Markt insgesamt. Die Möglichkeit, stakingbasierte Erträge zu erzielen, könnte viele institutionelle und private Anleger zusätzlich anziehen, da das Modell passives Einkommen ohne den Verkauf oder die Liquidierung von Ethereum ermöglicht. Gleichzeitig wird die Implementierung mit anhaltenden Herausforderungen einhergehen. Neben der angesprochenen Liquiditätsfrage müssen rechtliche, operative und technologische Risiken minimiert werden. Die Zusammenarbeit mit Registraren, Aufsichtsbehörden, Verwahrstellen und Liquiditätsanbietern muss reibungslos funktionieren, um ein stabiles und vertrauenswürdiges Produkt zu etablieren.
Zudem werden mögliche Änderungen im Ethereum-Protokoll selbst sowie Marktvolatilität Einfluss auf das Staking-Modell haben. Die Dynamik um Kryptowährungen bleibt hoch, weshalb sowohl Grayscale als auch die Regulatoren flexibel reagieren müssen, um Chancen zu nutzen und Risiken zu beherrschen. Für die US-Anleger birgt die potenzielle Zulassung von Ethereum Staking in börsengehandelten Produkten eine vielversprechende Perspektive, sich am wachsenden Ökosystem von DeFi und Web3 zu beteiligen und von den technologischen Fortschritten der Blockchain-Technologie zu profitieren. Grayscale zeigt mit seinem Vorstoß, dass eine Kombination aus Innovation und regulatorischer Anpassung möglich ist und dass der amerikanische Markt nicht hinter internationalen Entwicklungen zurückbleiben muss. Insgesamt steht die Entscheidung der SEC über die Erlaubnis von Ethereum Staking in Grayscales ETPs symbolisch für die Zukunft der Integration von Kryptowährungen in traditionelle Finanzprodukte.
Sie könnte sowohl Anlegern als auch der Branche als Signal dienen, dass digitale Assets reif für den Mainstream sind und regulatorisch verantwortungsvoll eingebunden werden können. Während der Prozess weiterhin optimistisch aber zugleich vorsichtig verfolgt wird, bleibt die Welt der Kryptowährungen spannend und dynamisch wie eh und je.