In der heutigen schnelllebigen IT-Welt sind Produktionsausfälle eine kritische Herausforderung, die schnell erkannt und behoben werden müssen, um den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten. Die Komplexität moderner Systeme und der stetig wachsende Datenstrom erschweren jedoch die Fehlersuche erheblich. Hier setzt Poseidon an, ein Open-Source-Projekt, das als AI-geführter Oncall-Agent konzipiert wurde und als Alternative zu bestehenden Tools wie resolve.ai dient. Poseidon verfolgt das Ziel, Fehler und Ausfälle in der Produktion automatisch zu untersuchen, deren Ursachen zu identifizieren und Vorschläge zur schnellen Behebung zu liefern.
Dabei steht maximale Flexibilität und Kommunikation mit internen Datenquellen im Vordergrund. Poseidon befindet sich aktuell in einem frühen Entwicklungsstadium, demonstriert aber bereits die Machbarkeit und das enorme Potenzial einer KI-gestützten Störfallanalyse. Seine Architektur erlaubt die einfache Integration verschiedener Datenquellen, darunter API-Daten zu Vorfällen, Betriebsinformationen, Logs und Metriken. Dabei ist es unerheblich, wie die Daten strukturiert sind. Entwickler können Poseidon so konfigurieren, dass es auf ihre spezifischen internen Systeme zugreift und relevante Informationen für die Analyse zieht.
Ein Kernstück von Poseidon ist die Nutzung fortschrittlicher generativer KI-Modelle, insbesondere Anthropic's Claude-Sonnet-3.7, mit welchem Anfragen an die KI gestellt und Antworten in verständlicher Form generiert werden. Die KI analysiert etwaige Fehlermeldungen, Logausgaben und Operationen im Kontext des Problems und erstellt eine Zusammenfassung über mögliche Ursachen und Zeitpunkte des Auftretens. Poseidon arbeitet derzeit auf Basis einer Konfigurationsdatei (config.yaml), mit der Nutzer HTTP-Endpunkte für verschiedene Datenquellen angeben, API-Schlüssel für KI-Modelle konfigurieren und weitere Einstellungen vornehmen können.
Die Entwickler legen großen Wert darauf, dass Poseidon universell an verschiedene Umgebungen anpassbar ist, damit Unternehmen die Software unabhängig von ihren bestehenden Monitoring- und Log-Tools einsetzen können. Ein Beispiel aus der Praxis zeigt, wie Poseidon eingesetzt werden kann, um eine unerwartete Fehlermeldung nach Aktivierung eines Feature-Flags nachzuvollziehen. In diesem Fall wurde ein Feature-Flag namens "genderRecommendations" aktiviert, das geschlechtsspezifische Empfehlungen in einer Testumgebung erprobte. Unmittelbar danach traten in der User-API NullPointerExceptions auf, weil bei einigen Benutzern der Wert für das Feld "gender" nicht gesetzt war. Poseidon verarbeitete die Logs und die Daten über die Flag-Änderung und generierte eine präzise Fehlerdiagnose, die den Zusammenhang zwischen dem Feature-Flag und dem Fehler aufzeigte sowie den betroffenen Service mit Zeitanalyse benannte.
Dieser Einsatzfall illustriert, wie KI als intelligenter Helfer in der Oncall-Arbeit agieren kann, indem sie Ursachen schneller ermittelt und den Entwicklungs- und Operations-Teams zielgerichtete Hinweise liefert. Neben der Fehlerdiagnose plant das Projektteam weitere Features, die Poseidon zu einer noch umfassenderen Plattform machen werden. Dazu zählen die Fähigkeit, den Quellcode und die Datenbank automatisch zu durchsuchen, um Kontext für Probleme zu erlangen, die Implementierung von Stop-Loss-Aktionen zur Minimierung von Schäden während eines Vorfalls sowie Integration mit Kommunikationsplattformen wie Slack und Incident-Management-Tools wie Netflix’s Dispatch. Weiterhin soll die Unterstützung verschiedener KI-Modelle und Anbieter ausgebaut werden, um Unternehmen maximale Freiheit bei der Auswahl der Technologien zu bieten. Die Konfigurationsmöglichkeiten werden ebenfalls umfangreicher werden, sodass Nutzer beispielsweise individuelle Vorlagen und Prompts definieren können, um die Genauigkeit der KI-Antworten noch weiter zu erhöhen.
Die Entscheidung des Projekts, den Quellcode als Open Source zur Verfügung zu stellen, unterstreicht die Vision von Poseidon als gemeinsames Werkzeug für die IT-Community. Entwickler aus aller Welt sind eingeladen, sich zu beteiligen, Vorschläge einzubringen und gemeinsam an einer ausgereiften Lösung zu arbeiten, die die Fehlerbehebung in verteilten Systemen effizienter und automatisierter gestaltet. Die Entwicklung in Go als Programmiersprache sorgt für eine hohe Leistungsfähigkeit und einfache Integration in bestehende Infrastrukturen. Im Kern adressiert Poseidon die Herausforderung einer stetig wachsenden Komplexität in der IT-Betriebswelt. Während traditionelle Monitoringlösungen lediglich Daten sammeln und visualisieren, geht Poseidon einen Schritt weiter und nutzt künstliche Intelligenz, um handlungsrelevante Erkenntnisse ohne langwierige manuelle Suche zu generieren.
Dies spart wertvolle Zeit und reduziert die Belastung für Oncall-Teams, die häufig unter hohem Druck arbeiten. Für Unternehmen, die modernste Technologien in ihren Betriebsabläufen einsetzen möchten, eröffnet sich mit Poseidon die Möglichkeit, Oncall-Prozesse erheblich zu optimieren. Ein KI-gestützter Agent, der sofort beim Auftreten von Störungen aktiv wird, kann nicht nur die Reaktionszeit verkürzen, sondern auch technische sowie betriebliche Fehlerquellen schneller aufdecken. Dies wiederum fördert eine höhere Systemverfügbarkeit, verbessert die Kundenzufriedenheit und senkt langfristig die Kosten für Incident-Management. Die Zukunftsausblicke des Poseidon-Projekts sind ambitioniert.
Die geplante Implementierung von MCP (Model-Content-Pipeline), einer flexibleren API-Schema-Struktur, wird die Anpassungsfähigkeit weiter steigern und die universelle Nutzbarkeit entwickeln. Auch die erweiterte Integration externer Werkzeuge und das Hinzufügen konfigurierbarer Modelle werden die Einsatzmöglichkeiten vergrößern und den individuellen Bedürfnissen verschiedenster Teams entgegenkommen. Abschließend lässt sich sagen, dass Poseidon als Open-Source-Oncall-KI-Agent die Art und Weise transformieren kann, wie IT-Teams mit Ausfällen umgehen. Durch die Kombination von flexibler Datenintegration, modernster KI-Analyse und offener Community-Entwicklung eröffnet Poseidon neue Wege, um Produktionsprobleme schnell und gezielt zu lösen. Besonders in Zeiten zunehmender Digitalisierung und komplexer Systemlandschaften bietet dieses Projekt eine vielversprechende Alternative zu bestehenden kommerziellen Lösungen und einen großen Mehrwert für Unternehmen aller Größenordnungen.
Wer Interesse hat, kann Poseidon bereits heute ausprobieren, mitgestalten oder über den Entwickler per E-Mail und LinkedIn Kontakt aufnehmen. Die kontinuierliche Weiterentwicklung und das Engagement der Community könnten dazu führen, dass Poseidon bald eine wertvolle Rolle in der Welt des Incident-Managements und der Oncall-Arbeit einnimmt.