Im Mai 2025 sorgte die britische Justiz für einen sensationellen Wendepunkt im Fall des Mordes an Diane Sindall, der sich 1986 ereignete. Peter Sullivan, der fast 38 Jahre im Gefängnis verbracht hatte, wurde vom Vorwurf der gewaltsamen Tötung der jungen Barmaid freigesprochen. Der Fall ist nicht nur wegen der außergewöhnlich langen Haftdauer bemerkenswert, sondern auch wegen der Rolle moderner DNA-Technologie bei der Aufklärung eines jahrzehntealten Verbrechens. Diane Sindall war 21 Jahre alt, als sie in der Nacht des 2. August 1986 in Birkenhead, Merseyside, angegriffen und ermordet wurde.
Sie arbeitete neben ihrem Job als Floristin als Barmaid im Wellington Pub, um Geld für ihre bevorstehende Hochzeit zu sparen. An diesem schicksalhaften Abend war sie nach einer Nachtschicht zu Fuß unterwegs, um Benzin zu holen, als sie Opfer eines brutalen Angriffs wurde. Die Gewalt gegen sie war enorm: Mehrere Kopfverletzungen, Bissspuren und weitere schwere Verletzungen dokumentieren das Ausmaß der Tat. Ihr Tod rührte die Gemeinde zutiefst und führte zu einem intensiv geführten Mordfall, der erst Jahrzehnte später eine neue Wendung nahm. Peter Sullivan geriet rasch unter Verdacht, nachdem Zeugen berichteten, einen Mann namens "Pete" in der Nähe eines brennenden Haufens von Dianes Kleidern gesehen zu haben.
Sein Verhalten wurde als verdächtig eingestuft, außerdem hatte er widersprüchliche Aussagen zu seiner Alibisituation gemacht. Während des Polizeiverhörs gab Sullivan sogar mehrere widersprüchliche "Geständnisse" ab, die später im Prozess gegen ihn verwendet wurden. Besonders problematisch war jedoch die Tatsache, dass er aufgrund von Lernschwierigkeiten als besonders beeinflussbar galt und damals ohne Anwalt oder einen geeigneten Betreuer vernommen wurde. Dies wirft erhebliche Fragen im Hinblick auf die Rechtmäßigkeit seines Prozesses und seines Schuldspruchs auf. Ein wesentlicher Bestandteil der Verurteilung basierte auf Bissspuren, die am Körper des Opfers gefunden wurden und mit den Zahnabdrücken von Peter Sullivan verglichen wurden.
Bis heute gilt die sogenannte Bissspurenanalyse als höchst umstritten, da wissenschaftliche Erkenntnisse und Gutachten deren Zuverlässigkeit infrage stellen. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Forensik weiterentwickelt, und die qualitativen Methoden haben sich deutlich verändert, was sich in diesem Fall als entscheidend herausstellen sollte. Peter Sullivan wurde 1986 verhaftet und vor Gericht gestellt. Nach der Verurteilung verbrachte er über 38 Jahre in Haft, was den Fall zu einem der längsten Fehlurteile in der britischen Rechtsgeschichte macht. Er selbst hat immer wieder seine Unschuld beteuert und mehrfach eine Überprüfung seines Falles beantragt.
Erst im Jahr 2021 kam es nach mehreren Anträgen durch die Unterstützung des Criminal Cases Review Commission (CCRC) zu einem Durchbruch. Dank neuer DNA-Analyseverfahren, die Ende des 20. Jahrhunderts und bis heute maßgeblich weiterentwickelt wurden, konnte endlich genetisches Material aus dem Beweismaterial der Tat von 1986 analysiert werden. Die DNA-Proben stammten aus Semen-Spuren, die damals sichergestellt wurden, aber aufgrund fehlender technischer Möglichkeiten nie detailliert ausgewertet werden konnten. Erst jetzt konnte eine unbekannte DNA-Profil erstellt werden, das nicht mit Peter Sullivan oder der Familie des Opfers, einschließlich ihres damaligen Verlobten, übereinstimmt.
Diese Erkenntnis entkräften und widerlegen den Schuldspruch gegen Sullivan vollständig, zumal es keine Hinweise darauf gibt, dass das genetische Material durch andere Faktoren – etwa kontaminierte Proben oder einvernehmliche Kontakte – entstanden sein könnte. Die britische Justiz nahm die neuen Beweise sehr ernst. Die Staatsanwaltschaft verzichtete auf eine neuerliche Anklage gegen Sullivan, da die Beweise eindeutig seine Unschuld belegen. In einer emotionalen Anhörung im Royal Courts of Justice in London bestätigte ein Richter, dass die Verurteilung nicht aufrechtzuerhalten ist. Dazu sagte Lord Justice Holroyde, dass es unmöglich sei, die Überzeugung von Peter Sullivans Schuld als gesichert anzunehmen.
Sullivan wurde schließlich von seinen Vorwürfen freigesprochen und kurz darauf aus der Haft entlassen. Die Freilassung nach fast vier Jahrzehnten hat große mediale und gesellschaftliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Peter Sullivan zeigte sich erleichtert, doch auch tief bewegt. In einer Erklärung, die über seinen Anwalt verlesen wurde, betonte er seine Vergebung und seinen Wunsch nach Frieden. Seine Schwester Kim Smith äußerte ihre Freude, aber auch den Schmerz über die Tragödie für alle Beteiligten.
Niemand sei hier ein Gewinner, denn die Familie von Diane Sindall werde nie ihre Tochter zurückbekommen. Der Fall wirft darüber hinaus ein grelles Licht auf die Entwicklung der kriminaltechnischen Möglichkeiten und wie wichtig sie für die korrekte Rechtsprechung sind. In den 1980er-Jahren gab es noch keine Möglichkeit, DNA aus Tatortspuren so exakt und aussagekräftig zu analysieren. Dies führte zu einer Fehlverurteilung, die erst durch den wissenschaftlichen Fortschritt korrigiert werden konnte. Die Arbeit des CCRC und der engagierten Verteidiger, die den Fall immer wieder aufgerollt haben, zeigt die Bedeutung der kontinuierlichen Überprüfung von Justizfällen.
Die Wiederaufnahme der Ermittlungen durch die Merseyside Police ist ein weiterer wichtiger Schritt. Obwohl die neue DNA noch keinem Verdächtigen zugeordnet werden konnte, werden zurzeit Hunderte potenzielle Kandidaten überprüft, auch mit Unterstützung der National Crime Agency. Die Polizei betrachtet die Identifizierung des echten Täters als Aufgabe, die noch nicht abgeschlossen ist, und sie setzen alle verfügbaren Mittel ein, um den Mörder von Diane Sindall endlich vor Gericht zu bringen. Neben den forensischen Herausforderungen spielt die menschliche Dimension in diesem Fall eine große Rolle. Ein unschuldiger Mann verlor fast sein halbes Leben hinter Gittern, getrennt von Familie, Freiheit und Normalität.
Die Tragik berührt viele, insbesondere in Hinblick auf die psychischen und sozialen Folgen eines solchen Justizirrtums. Der Fall verdeutlicht die Notwendigkeit für Rechtsreformen, die vor allem Menschen mit Behinderungen besser schützen und die Verfahrensrechte während polizeilicher Befragungen stärken. Der Fall von Peter Sullivan wird nicht nur als Einzelfall betrachtet, sondern auch als Symbol für das Versagen und das Potenzial des Justizsystems. Die Fortschritte in der DNA-Forensik verändern die Art, wie Ermittlungen heute geführt und Fälle bewertet werden. Gleichzeitig mahnt er dazu, in der Vergangenheit gemachte Fehler zu korrigieren und die Opfer von Fehlurteilen nicht zu vergessen.
Über das reine juristische und forensische Interesse hinaus hat die Geschichte enorme gesellschaftliche Relevanz. Sie regt eine öffentliche Debatte darüber an, wie Sicherheit, Gerechtigkeit und Menschenrechte in Einklang gebracht werden können. Geschichten wie die von Peter Sullivan stärken das Bewusstsein für die Fragilität menschlicher Freiheit und die Verantwortung der Justizinstitutionen. Abschließend bleibt zu hoffen, dass durch diese erneute Aufarbeitung des Falls und die Förderung modernster Techniken ähnliche Fehlurteile zukünftig verhindert werden. Der Fall unterstreicht, wie lebenswichtig Geduld, wissenschaftliche Innovationen und unermüdlicher Einsatz für die Wahrheit sind.
Peter Sullivans Fall wird als Mahnmal für die Bedeutung von Gerechtigkeit und menschlicher Würde in Erinnerung bleiben – auch nach 38 Jahren hinter Gittern.