Im Mai 2025 hat die Trump-Administration überraschend angeordnet, dass alle US-Botschaften weltweit die Terminvergabe für Visa-Interviews von internationalen Studierenden sofort einstellen sollen. Diese Maßnahme zielt darauf ab, ein erweitertes Social-Media-Screening aller Bewerber einzuführen, das bisher nur selektiv bei bestimmten Personengruppen angewandt wurde. Die Auswirkungen sind weitreichend, von Verzögerungen bei der Visabearbeitung bis hin zu ernsthaften finanziellen Einbußen für Universitäten, die maßgeblich von internationalen Studierenden abhängig sind. Die Direktive, die aus einem geheimen Schreiben des US-Außenministeriums stammt und der Guardian zugespielt wurde, fordert die Konsulate dazu auf, keine zusätzlichen Termine für Visa-Anträge von Studenten oder Austauschbesuchern mehr zu vergeben, bis weitere Anweisungen vorliegen. Diese Maßnahme wird als Reaktion auf eine Überarbeitung der Screening-Prozesse verstanden, bei der besonders der Einsatz von Social-Media-Analysen intensiviert werden soll.
Bisher richtete sich die intensive Prüfung primär gegen Studierende, die an pro-palästinensischen Demonstrationen auf US-Campussen teilnahmen. Seit März 2025 müssen Konsularbeamte verbindlich Social-Media-Profile auf Anzeichen von Unterstützung für terroristische Organisationen überprüfen, was allerdings sehr weit gefasst ist und bereits die Solidarität mit der palästinensischen Sache umfassen kann. Mittels Screenshots werden potenziell problematische Beiträge archiviert, auch wenn diese nachträglich gelöscht wurden. Mit der neuen Anordnung sollen diese Kontrollen nicht mehr selektiv, sondern auf sämtliche Bewerber ausgeweitet werden. Die Inhalte, die auf Plattformen wie Instagram, X oder TikTok gepostet, geteilt oder kommentiert werden, sollen danach durchleuchtet werden, um mögliche Gefahren für die nationale Sicherheit aufzudecken.
Diese Maßnahme stellt eine Eskalation der bisherigen Praxis dar und wird von der Trump-Administration mit dem Ziel begründet, Antisemitismus und andere Bedrohungen in den USA zu bekämpfen. Die Konsequenzen dieser Verschärfung sind massiv. Mit über einer Million ausländischen Studierenden, die im akademischen Jahr 2023 bis 2024 fast 44 Milliarden US-Dollar in die US-Wirtschaft einbrachten und rund 378.000 Arbeitsplätze unterstützten, steht das US-Bildungssystem vor erheblichen Herausforderungen. Viele Hochschulen, die aufgrund der rückläufigen Einschreibezahlen bereits unter Druck stehen, könnten durch Verzögerungen bei der Visa-Vergabe und der daraus resultierenden geringeren internationalen Studierendenzahl dauerhaft geschwächt werden.
Die Entscheidung der Trump-Administration wirft zudem Fragen zur Außenwirkung der USA als Bildungsstandort auf. Internationale Studierende tragen nicht nur finanziell, sondern auch kulturell und intellektuell zur Vielfalt und Innovationskraft amerikanischer Universitäten bei. Die nun entstandenen Hürden könnten dazu führen, dass zukünftige Studierende verstärkt andere Länder als Studienziel wählen. Länder wie Kanada, Großbritannien oder Australien könnten dadurch profitieren und ihre Attraktivität für internationale Talente steigern. Ein weiterer Aspekt ist die breitere politische Motivation hinter der Maßnahme.
Donald Trump und seine Unterstützer hatten immer wieder versucht, Universitäten mit der Kritik an angeblich „linksgerichteten“ Ideologien zu diskreditieren. Die verstärkte Kontrolle der Visa-Anträge ausländischer Studierender könnte daher auch als ein Versuch gewertet werden, den Einfluss bestimmter politischer Strömungen auf den amerikanischen Hochschulen einzuschränken. Auch wenn das US-Außenministerium betont, dass jeder Visaantrag eine Frage der nationalen Sicherheit sei, gibt es Kritik an der umfassenden Ausweitung der Social-Media-Prüfungen. Kritiker argumentieren, dass dabei Persönlichkeitsrechte verletzt und legitime Äußerungen in den sozialen Medien kriminalisiert werden könnten. Datenschutzexperten und Bildungsexperten mahnen vor einer Überwachungsgesellschaft, die Menschen bei geringsten Verdachtsmomenten stigmatisiert und ausgrenzt.
Internationale Studierende befinden sich damit in einer schwierigen Lage. Viele von ihnen haben lange und mühsam ihr Studium und den Visaprozess geplant, nur um nun auf unbestimmte Zeit ausgebremst zu werden. Die Unsicherheit wirkt sich auch auf ihre Zukunftsplanung aus und verursacht Ängste vor Diskriminierung und Willkür bei der Beurteilung ihrer Anträge. Universitäten stehen vor der Herausforderung, ihre Abhängigkeit von internationalen Studierenden zu überdenken. Neben finanzielle Einnahmen durch Studiengebühren und Konsumausgaben profitieren sie vom wissenschaftlichen Austausch und der kulturellen Vielfalt, die diese Zielgruppe mitbringt.
Einige Hochschulen erwägen bereits verstärkte Kommunikationsmaßnahmen und Lobbyarbeit, um gegen die neuen Vorgaben zu protestieren und für eine fairere Behandlung internationaler Bewerber zu werben. Die erweiterte soziale Medienüberwachung für Visa-Bewerber setzt zudem neue Maßstäbe für die Auswertung persönlicher Daten durch Regierungsbehörden. Experten sehen darin einen gefährlichen Präzedenzfall, der später auf andere Bereiche ausgeweitet werden könnte. Die Balance zwischen nationaler Sicherheit und individuellen Freiheitsrechten wird damit zunehmend in Frage gestellt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Anordnung der Trump-Administration, die Visa-Interviews für ausländische Studenten auszusetzen und umfassende Social-Media-Prüfungen einzuführen, weitreichende Folgen hat.