Im Zeitalter der sozialen Medien sind Emotionen und Beziehungen online zunehmend präsent. Doch diese Plattformen werden auch immer häufiger von Betrügern missbraucht, die es auf die Gefühle und das Vertrauen von Menschen abgesehen haben. Eine besonders tragische Geschichte ist die von Lisa Nock, einer 44-jährigen Frau aus Staffordshire, die durch eine ausgeklügelte Masche über 11.000 Pfund verlor, weil sie einem Instagram-Betrüger Glauben schenkte, der sich als der bekannte australische TV-Tierarzt Dr. Chris Brown aus der Serie Bondi Vet ausgab.
Lisa, die aufgrund ihrer Behinderung nicht arbeiten kann, wurde zum Opfer eines sogenannten Romance Scams, bei dem Betrüger romantische Beziehungen vortäuschen, um Geld von ihren Opfern zu erlangen. In ihrem Fall begann alles im September 2022, als sie erstmals mit dem gefälschten Instagram-Konto interagierte, das angeblich Dr. Chris Brown repräsentierte. Die Echtheit des Accounts war auf den ersten Blick kaum zu bemängeln, da er professionell wirkte und glaubwürdige Fotos enthielt. Dies war allerdings nur eine sorgfältig inszenierte Fassade, die später nach und nach zusammenbrach.
Was als freundlicher Austausch begann, entwickelte sich schnell zu einer vermeintlich romantischen Beziehung. Die sogenannte Taktik des „Love Bombing“ wurde angewendet: Lisa erhielt tägliche Nachrichten voller Zuneigung und Liebesbekundungen, besonders nachdem die Gespräche nach wenigen Monaten intensiver wurden und die Kommunikation auf WhatsApp verlagert wurde. Der Betrüger gab vor, Dr. Chris Brown zu sein, der sich in sie verliebt habe und sie unbedingt in Großbritannien besuchen wolle. Im Verlaufe der Unterhaltung nahm das Gespräch eine dramatische Wendung, als der Betrüger um finanzielle Unterstützung bat.
Zunächst ging es um 2.000 Pfund für Flugkosten, doch später wurde erklärt, dass zusätzlich 7.000 Pfund für einen Vertretungstierarzt benötigt würden, der Dr. Chris Brown während seines Besuchs ersetzen sollte, eine Lüge, die eigens erfunden wurde, um die Forderungen zu rechtfertigen. Auch für Visa und weitere organisatorische Kosten musste Lisa Geld überweisen.
Die Überweisungen erfolgten über diverse Wege, unter anderem via PayPal und Kryptowährungstransaktionen, wobei letztere über komplizierte Wallets abgewickelt wurden, die nur mit privaten Schlüsseln zugänglich sind und dadurch das Zurückverfolgen der Gelder erschweren. Dabei handelte es sich bei dem überwiegenden Teil des Geldes um Lisas Behinderungszuschuss, den sie gezielt einsparte und dafür sogar auf Freizeitaktivitäten wie Taekwondo und Schwimmunterricht verzichtete. Es herrschte eine Besessenheit und Verzweiflung, die die junge Frau lange Zeit blenden sollte. Erst im Dezember 2024, eineinhalb Jahre nach Beginn der Kommunikation, realisierte sie, dass es sich um einen Betrug handeln musste. Verdacht schöpfte sie unter anderem, als sie bemerkte, dass die angeblichen geschäftlichen E-Mails des Betrügers nicht von offiziellen Domains stammten, sondern von privaten Yahoo-Adressen, was für jünger erfahrene Social-Media-Nutzer als Alarmzeichen gilt.
Nach dem schmerzlichen und langsamen Erwachen brach Lisa den Kontakt ab. Dennoch hatte der Betrüger bereits eine erkleckliche Summe erbeutet, die sie wirtschaftlich und emotional schwer belastete. Sie wandte sich an die West Midlands Police, welche ihre Anzeige an Action Fraud weiterleitete – der zentralen Betrugsbekämpfungsbehörde im Vereinigten Königreich. Die Ermittlungen laufen bislang, doch wie so oft in Fällen digitaler Betrugsmaschen ist die Aussicht auf eine Rückerstattung der Gelder gering. Der Fall zeigt exemplarisch, wie skrupellos und gut organisiert diese Betrüger vorgehen.
Sie nutzen die Sehnsüchte und Hoffnungen, insbesondere von emotional verwundbaren Menschen, gnadenlos aus. Dabei arbeiten sie oft mit professionell erstellten Fake-Profilen und gewinnen das Vertrauen ihrer Opfer über lange Zeiträume. Das setzt psychische Belastbarkeit sowie Hörigkeit voraus, die sich über Wochen und Monate steigert und verhindert, dass die Betroffenen den klaren Blick behalten. Lisa selbst appelliert heute offen, ihre Geschichte zu teilen, um andere potenzielle Opfer zu warnen. Sie betont, dass solche Betrüger gezielt nach Personen suchen, die besondere Lebenssituationen haben – wie Behinderungen oder finanzielle Schwierigkeiten – und diese ausnutzen.
Die emotionale Bindung wird strategisch aufgebaut, damit sie bereit sind, finanzielle Beteiligungen einzugehen. Wichtig ist laut Lisa, stets skeptisch zu bleiben, insbesondere wenn ein vermeintlich prominenter Kontakt zu schnell intime Gefühle zeigt oder bald um Geld bittet. Neben den emotionalen Folgen steht häufig die finanzielle Belastung im Vordergrund. Nicht selten müssen Betroffene auf Dinge verzichten, die ihr Leben lebenswert machen – wie bei Lisa, die auf ihre Sport- und Freizeitaktivitäten verzichtete, um das Geld zusammenzubekommen. Das Gefühl der Demütigung und des Verrats bleibt tief sitzen, weil das Vertrauen missbraucht wurde.
Viele Opfer scheuen sich auch davor, ihren Fall öffentlich zu machen oder Hilfe zu suchen, aus Scham oder Angst vor Stigmatisierung. Der Fall Lisa Nock zeigt, wie wichtig Aufklärung und Prävention sind. Nutzer sozialer Netzwerke sollten sich intensiv damit auseinandersetzen, wie echte Profile von Fake-Accounts unterschieden werden können. Offizielle Verifizierungen, wie ein blauer Haken bei Instagram, sind ein wichtiger, aber nicht immer perfekter Indikator. Zweifel an der Kommunikation, der Wunsch nach persönlichem Treffen, das niemals stattfinden soll, und vor allem Geldforderungen nach kürzester Zeit sind typische Warnzeichen.
Darüber hinaus sind technische Kenntnisse um Kryptowährung und Zahlungswege entscheidend, da Betrüger oftmals diese Transfers bevorzugen, weil sie schwer rückzuverfolgen sind. Öffentliche Sensibilisierungskampagnen seitens Behörden und sozialen Medien könnten helfen, mehr Menschen zu schützen. Auch Angehörige und Bekannte sind gefragt, aufmerksam auf Veränderungen des Verhaltens und der emotionalen Verfassung ihrer Mitmenschen zu reagieren. In Zeiten digitaler Vernetzung sind die Gefahren der Anonymität auch immer Gegenstand von Diskussionen über die Verantwortung der Plattformen. Instagram und andere soziale Medien arbeiten daran, solche Fake-Profile zu erkennen und zu löschen, doch die Täter werden immer raffinierter und passen sich ständig an.
Daher bleibt es sowohl eine individuelle als auch eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, gegen diese Form von Betrug vorzugehen. Lisa hofft, dass ihre Geschichte als Mahnung dient und Menschen stärker für das Thema Betrugsmaschen sensibilisiert werden. Sie möchte nicht nur potenzielle Opfer warnen, sondern auch Verständnis für Betroffene schaffen, die oft jahrelang leiden und Unterstützung benötigen. Sie betont, dass niemand immun gegen das Erleben solchen Verrats sei – auch sie hat es nicht erwartet – und dass es wichtig ist, favorisierten Idolen kritisch zu begegnen und Onlinekontakte stets zu hinterfragen. Abschließend lässt sich sagen, dass Social-Media-Romance-Scams eine zunehmend verbreitete Gefahr darstellen, die sowohl emotional als auch finanziell verheerende Folgen haben kann.
Die Kombination aus gefälschten Identitäten, psychologischer Manipulation und ausgeklügelten technischen Methoden macht sie besonders heimtückisch. Wer aufmerksam bleibt und frühzeitig Warnzeichen erkennt, kann sich besser schützen und anderen dabei helfen, nicht in ähnliche Fallen zu tappen.