Arizona hat mit der Unterzeichnung eines neuen Gesetzes einen bedeutenden Schritt unternommen, um nicht beanspruchte Kryptowährungen im Bundesstaat zu verwalten und davon zu profitieren. Gouverneurin Katie Hobbs unterzeichnete am 7. Mai 2025 das House Bill 2749, das dem Staat ermöglicht, digitale Vermögenswerte in Besitz zu nehmen, die für mindestens drei Jahre verwaist sind. Dieses innovative Gesetz schafft nicht nur rechtliche Klarheit hinsichtlich der Handhabung solcher digitalen Ressourcen, sondern etabliert auch einen speziellen Bitcoin- und Digital Asset Reservefonds im Bundesstaat. Dabei wird betont, dass weder Steuergelder noch staatliche Mittel zur Finanzierung dieses Fonds verwendet werden.
Die Grundlage des Gesetzes ist, dass die Eigentümer der Kryptowährungen über drei Jahre hinweg nicht auf Aufforderungen oder Kommunikation reagieren dürfen, bevor Arizona das Eigentum an den digitalen Vermögenswerten beanspruchen kann. Diese Regelung orientiert sich an ähnlichen Gesetzen in traditionellen Finanzbereichen, etwa bei nicht abgeholten Bankkonten oder Anlagevermögen, wurde jedoch erstmalig auf die Welt der Kryptowährungen angepasst. Durch diese gesetzliche Neuerung positioniert sich Arizona als Vorreiter in den USA für eine strukturierte und vorausschauende Verwaltung digitaler Assets. Eine weitere interessante Komponente des Gesetzes ist die Möglichkeit für staatliche Verwalter, die übernommenen Kryptowährungen zu staken oder an Airdrops teilzunehmen, also Belohnungen oder neue Token, die automatisch verteilt werden, zu erhalten. Die daraus entstehenden Erträge fließen ebenfalls in den Reservefonds.
Damit kann Arizona nicht nur ungenutzte digitale Werte konservieren, sondern durch aktive Verwaltung auch eine Rendite erzielen, ohne dass dafür öffentliche Gelder eingesetzt werden müssen. Jeff Weninger, Mitglied des Repräsentantenhauses von Arizona und Sponsor des Gesetzes, betonte in einer Stellungnahme, dass diese Maßnahme sicherstelle, dass kein Wert „auf dem Tisch liegen bleibt“. Das Gesetz soll Arizona zudem in eine Führungsposition bringen, wenn es darum geht, wie verwaiste digitale Währungen geschützt, verwaltet und letztlich zum Nutzen des Staates eingesetzt werden. Weninger unterstrich, dass bei der Ausgestaltung des Gesetzes auch der Schutz der Eigentumsrechte höchste Priorität habe und dass die neuen Regelungen dem modernen Wirtschaftswert digitaler Vermögenswerte gerecht würden. Diese Entwicklung erfolgt vor dem Hintergrund wachsender Akzeptanz von Kryptowährungen und der zunehmenden Integration digitaler Assets in traditionelle Finanzsysteme.
Während bisher viele Staaten und Behörden bei Fragen der Verwaltung von Kryptobeständen oder deren Verfall zwischen rechtlichen Unsicherheiten hin- und hergerissen waren, schafft Arizona mit HB 2749 klare Rahmenbedingungen. Das Gesetz signalisiert den Wunsch und die Bereitschaft, mit den Herausforderungen einer sich schnell wandelnden Finanzwelt Schritt zu halten. Interessanterweise hatte Gouverneurin Hobbs nur wenige Tage zuvor ein ähnliches Vorhaben abgelehnt. Der sogenannte Senate Bill 1025, ein Reservefonds für Bitcoin, wurde aufgrund von Bedenken hinsichtlich der Verwendung öffentlicher Gelder für als „ungetestet“ betrachtete Vermögenswerte abgelehnt. Das neu verabschiedete Gesetz unterscheidet sich darin, dass keine staatlichen Mittel eingebunden werden, sondern ausschließlich nicht beanspruchte Kryptobestände zum Ansatz kommen.
Dieses differenzierte Vorgehen zeigt eine pragmatische Balance zwischen Innovation und Vorsicht. Darüber hinaus gibt es bereits weitere Gesetzentwürfe, die in Arizona auf Unterstützung hoffen. So liegt beispielsweise der Senate Bill 1373 auf dem Tisch, welcher dem Staat erlauben würde, bis zu zehn Prozent des Budget Stabilization Fund, einem Rücklagenfonds, in Bitcoin anzulegen. Die Hoffnungen, dass auch dieses Vorhaben bald von der Gouverneurin genehmigt wird, wachsen. Ähnliche Entwicklungen sind in anderen Bundesstaaten wie New Hampshire zu beobachten, wo ein kürzlich verabschiedetes Gesetz es der Staatskasse erlaubt, in Kryptowährungen mit einer Marktkapitalisierung von über 500 Milliarden US-Dollar, aktuell vor allem Bitcoin, zu investieren.
Die Bedeutung dieser Gesetzgebung erstreckt sich über den rein nationalen Kontext hinaus. Sie zeigt, wie staatliche Institutionen beginnen, die Chancen und Risiken von Kryptowährungen aktiv zu gestalten, statt sie nur zu regulieren oder zu blockieren. Arizona könnte damit im Bereich der staatlichen Verwaltung digitaler Vermögenswerte zu einem Modell für andere Bundesstaaten und möglicherweise auf internationaler Ebene werden. Die Etablierung eines Bitcoin-Reservefonds birgt Chancen für den Staatshaushalt. Die Erträge aus Staking und anderen Aktivitäten könnten beispielsweise für öffentliche Projekte eingesetzt werden, die Infrastruktur verbessern oder innovative Projekte im Bereich der Digitalisierung fördern.
Gleichzeitig darf nicht übersehen werden, dass auch Risiken bestehen, da die Kryptomärkte volatil sind und Preisschwankungen kurzfristig zu Wertverlusten führen können. Die klare Regelung der Eigentumsübertragung und die transparente Verwaltung des Fonds sind daher entscheidend, um Vertrauen bei Bürgern und Investoren gleichermaßen aufzubauen. Neben den wirtschaftlichen Aspekten wirft das Gesetz auch juristische und gesellschaftliche Fragen auf. Zum einen muss sichergestellt werden, dass die Besitzer der Kryptowerte ausreichend informiert werden, bevor deren Vermögen verfallen erklärt und vom Staat übernommen wird. Es bedarf eines einheitlichen und nachvollziehbaren Benachrichtigungssystems, das auch die Besonderheiten der Blockchain-Technologie berücksichtigt.
Zum anderen stellt sich die Frage, wie sich solche gesammelten digitalen Assets langfristig auf die staatliche Finanzpolitik und das Haushaltsmanagement auswirken. Nicht zuletzt ist die Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung und der Krypto-Community entscheidend. Manche sehen in der staatlichen Übernahme von „verlorenen“ Token eine sinnvolle Nutzung, andere könnten dies als Eingriff in das Privateigentum und als eine neue Form der Enteignung betrachten. Die Balance zwischen Innovation, Eigentumsschutz und staatlicher Verantwortung wird deshalb intensiv diskutiert werden müssen. Zusammenfassend zeigt Arizonas neues Gesetz, dass Staaten sich zunehmend den Herausforderungen der digitalen Wirtschaft stellen und nach pragmatischen Lösungen suchen, um den Wert von Kryptowährungen verantwortungsbewusst zu verwalten.
Der Bitcoin-Reservefonds könnte Maßstäbe setzen, wie nicht beanspruchte digitale Vermögenswerte weiterverwendet werden und wie staatliche Institutionen in der Ära der digitalen Transformation agieren können. In Zeiten, in denen Kryptowährungen und andere digitale Assets immer mehr an Bedeutung gewinnen, kann Arizona als Vorreiter ein Vorbild für eine zeitgemäße und innovative Finanzverwaltung sein.