National Grid verzeichnet 303 Millionen Pfund Abschreibung auf US-Windprojekt im Geschäftsjahr 2024/25

National Grid, eines der führenden Energieversorgungsunternehmen Großbritanniens, hat für das Geschäftsjahr 2024/25 eine außerordentliche Abschreibung in Höhe von 303 Millionen Pfund (rund 403 Millionen US-Dollar) verzeichnet. Ursächlich hierfür ist die Entscheidung, die Entwicklungsaktivitäten des Gemeinschaftsunternehmens Community Offshore Wind (COSW) in den USA vorübergehend auszusetzen. Dieser Schritt reflektiert die gegenwärtige Unsicherheit in den politischen Rahmenbedingungen, die sich nachhaltig auf Offshore-Windkraftprojekte im Nordosten der Vereinigten Staaten auswirken. Die Offshore-Windbranche in den USA gerät durch die politischen Eingriffe der Regierung, insbesondere eine von Präsident Donald Trump im Januar 2025 angeordnete vorübergehende Aussetzung neuer Bundesflächen-Leasingverträge für Offshore-Windenergieprojekte, unter erheblichen Druck. Diese Maßnahme hat zu einem signifikanten Rückschlag bei nationalen und internationalen Projektentwicklungen geführt.

COSW ist ein Joint Venture zwischen National Grid und RWE Renewables, einem bedeutenden deutschen Entwickler im Bereich Offshore-Windenergie. Im April 2025 gab RWE bekannt, dass es aufgrund der politischen Veränderungen seine Projektarbeiten in den USA eingestellt hat, was direkten Einfluss auf den operativen Gewinn von National Grid Ventures hatte. Die daraus resultierende Belastung führte zu einem Rückgang des Ergebnis vor Steuern um 553 Millionen Pfund. Dieser Rückgang unterstreicht die Herausforderungen, denen Unternehmen im sich wandelnden und stark regulierten Markt für erneuerbare Energien gegenüberstehen. Neben der Abschreibung meldete National Grid zusätzlich außergewöhnliche Transaktions- und Trennungskosten in Höhe von 57 Millionen Pfund im Zusammenhang mit dem geplanten Verkauf von National Grid Renewables.

Ebenfalls verbucht wurden 15 Millionen Pfund an Verlusten durch Neubewertungen von Rohstoffpreisen. Trotz dieser kurzfristigen Rückschläge verfolgt National Grid weiterhin ehrgeizige Investitionsziele. Im Zeitraum bis März 2029 plant das Unternehmen, rund 60 Milliarden Pfund in seine Energieinfrastrukturen sowohl in Großbritannien als auch in den USA zu investieren. Die Investitionen zielen darauf ab, die Modernisierung und den Ausbau der Netze voranzutreiben sowie neue Technologien zu integrieren, die zur Dekarbonisierung beitragen und eine nachhaltige Energieversorgung gewährleisten sollen. Rund 51 Milliarden Pfund dieser Investitionen sollen gemäß den Prinzipien der EU-Taxonomie für nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten erfolgen, was die ökologische und regulatorische Ausrichtung des Unternehmens bekräftigt.

Die Gesamtvermögenswerte von National Grid werden bis 2029 voraussichtlich auf nahezu 100 Milliarden Pfund ansteigen, unterstützt durch ein gesundes Eigenkapital- und Finanzierungsprofil. Die prognostizierte jährliche Wachstumsrate der Vermögenswerte beläuft sich auf etwa zehn Prozent, was ein solides Fundament für zukünftige Ertragssteigerungen bildet. Für das Geschäftsjahr 2025/26 erwartet die Unternehmensführung eine robuste operative Leistung mit einem Wachstum der bereinigten Gewinne pro Aktie zwischen sechs und acht Prozent im Vergleich zum Basisjahr 2024/25. John Pettigrew, CEO von National Grid, betonte die Fortschritte, die bereits im ersten Jahr des aktuellen Fünfjahresplans erzielt wurden. Mit einer Rekordinvestition von fast zehn Milliarden Pfund, die 20 Prozent über dem Vorjahr lag, konnte ein regulatorisch unterstütztes Vermögenswachstum von rund zehn Prozent realisiert werden.

Pettigrew hob hervor, dass das Unternehmen trotz internationaler wirtschaftlicher Unsicherheiten eine stabile und prognostizierbare Wachstumsentwicklung sichere und sich weiterhin darauf konzentriere, seinen Kunden sichere, bezahlbare und saubere Energie bereitzustellen. Diese strategische Ausrichtung steht für die Verpflichtung von National Grid, langfristigen Wert und Renditen für Aktionäre zu generieren. Derzeitig spiegelt die Abschreibung und die temporäre Projektverzögerung die Herausforderungen wider, vor denen Unternehmen in der Offshore-Windbranche insbesondere in den USA stehen. Politische Entscheidungen und regulatorische Unsicherheiten können den Ausbau erneuerbarer Energien verzögern, verursachen aber zugleich eine Notwendigkeit für flexible und anpassungsfähige Geschäftsstrategien. Die Reduzierung der operativen Gewinne zeigt, wie eng Energieprojekte mit politischen Rahmenwerken verflochten sind.

Zugleich setzt National Grid mit seinen geplanten Investitionen ein klares Signal für die fortgesetzte Transformation hin zu einer nachhaltigen Energieinfrastruktur. Dabei wird die Kombination aus regulatorischer Unterstützung, technologischem Fortschritt und Kapitalstärke als Schlüssel zum langfristigen Erfolg betrachtet. Der Fall von National Grid verdeutlicht auch, wie wichtig langfristige Planung und diversifizierte Geschäftsmodelle im Energiesektor sind. Die Diversifizierung über unterschiedliche Regionen wie Großbritannien und die USA verteilt Risiken und bietet Chancen in verschiedenen regulatorischen und wirtschaftlichen Umfeldern. Die Ambitionen von National Grid, trotz größerer Einbußen in einzelnen Segmenten die Unternehmensstrategie konsequent weiterzuverfolgen, zeigt die Resilienz und Anpassungsfähigkeit des Konzerns.

Für Investoren und Branchenbeobachter sind die Entwicklungen um National Grid ein Spiegelbild der komplexen Dynamiken im Bereich erneuerbarer Energien. Während kurzfristige politische Eingriffe Herausforderungen mit sich bringen, bleibt der Megatrend der Energiewende und der Netzausbau eine tragende Säule für wirtschaftliches Wachstum und ökologische Nachhaltigkeit. Insgesamt ist die Situation bei National Grid exemplarisch für die volatileren Zeiten, die Sektoren wie Windenergie aktuell erleben. Der Konzern zeigt jedoch auch, dass mit einer durchdachten Strategie, insbesondere einem Fokus auf Kapitalinvestitionen und Expansion in ausgewählte Märkte, ein nachhaltiges Wachstum möglich ist. Der weitere Verlauf der politischen Rahmenbedingungen in den USA dürfte entscheidend sein für die Erholung und das zukünftige Entwicklungstempo der Offshore-Windprojekte von National Grid.

Dennoch bleibt der Konzern zuversichtlich hinsichtlich seiner langfristigen Wachstumsperspektiven und der Fähigkeit, die Herausforderungen des Marktes aktiv zu bewältigen und zugleich einen Beitrag zu einer sauberen Energiewende zu leisten.