Wells Fargo, eine der größten Banken der Vereinigten Staaten, hat einen weiteren entscheidenden Schritt zur Verbesserung ihrer regulatorischen Situation gemacht. Die Bank kündigte die Beendigung ihrer 12. Zustimmungsanordnung seit 2019 an, während zwei weitere Auflagen noch offenstehen. Dieses Ereignis stellt einen Meilenstein für das Finanzinstitut dar, das in den vergangenen Jahren mit einer Reihe von behördlichen Maßnahmen konfrontiert war. Diese Maßnahmen zielten darauf ab, Mängel in der Unternehmensführung, Compliance und Risikokontrolle zu beheben und das Vertrauen von Kunden, Investoren und Regulatoren wiederherzustellen.
Die jüngste Aufhebung betrifft eine von der Consumer Financial Protection Bureau (CFPB) im Jahr 2018 verhängte Zustimmungsanordnung, die sich auf das Compliance-Risikomanagementprogramm von Wells Fargo konzentrierte. Diese Auflage teilte sich die Bank mit einer ähnlichen Anordnung des Office of the Comptroller of the Currency (OCC), die bereits im Februar 2025 aufgehoben wurde. Das Gleichzeitige Aufheben zweier Auflagen im gleichen Bereich zeigt, dass Wells Fargo nicht nur isolierte Probleme adressiert, sondern strukturelle Verbesserungen in ihren Prozessen vorgenommen hat. Der CEO von Wells Fargo, Charlie Scharf, äußerte sich optimistisch zur aktuellen Situation. Er betonte, dass die Aufhebung der jüngsten Zustimmungsanordnung zusammen mit den bereits abgeschlossenen Vorgaben ein Zeichen dafür ist, dass die Bank erhebliche Fortschritte bei der Sanierung ihrer Risiko- und Kontrollinfrastruktur erzielt hat.
Diese Maßnahmen seien essenziell gewesen, um langfristig stabile und verantwortungsvolle Finanzdienstleistungen anbieten zu können. Scharf wies darauf hin, dass Wells Fargo heute ein stärkeres Unternehmen sei, das sich auf nachhaltigen Wert für Kunden, Aktionäre und die Gesellschaft konzentriert. Für Analysten und Beobachter der Finanzmärkte ist die Aufhebung der CFPB-Anordnung von besonderem Interesse, da sie die Tür für die mögliche baldige Aufhebung der sogenannten Asset-Cap-Order der Federal Reserve öffnen könnte. Diese Einschränkung ist seit 2018 in Kraft und begrenzt das Wachstum von Wells Fargo, bis die Bank ihre Compliance- und Risikomanagement-Auflagen vollständig erfüllt hat. Die Asset-Cap-Order gilt als eine der bedeutendsten Restriktionen, die Wells Fargo seit dem Bekanntwerden der betrügerischen Kontenpraktiken vor einigen Jahren auferlegt wurde.
Marktexperten erwarten, dass die Aufhebung der Asset-Cap-Order, die derzeit noch aussteht, nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen muss. Insbesondere Analysten der Royal Bank of Canada stellen in einem aktuellen Research-Bericht heraus, dass angesichts der erfolgreichen Aufhebung von sechs Zustimmungsanordnungen allein im Jahr 2025 und der politischen Haltung von US-Finanzminister Scott Bessent, die regulatorischen Zwänge für Banken schrittweise zu lockern, eine baldige Freigabe der Asset-Cap-Order wahrscheinlich ist. Sie prognostizieren, dass ein solcher Schritt schon im zweiten Quartal des Jahres 2025 erfolgen könnte. Auch Analysten von Piper Sandler kommentieren die beschleunigte Aufhebung mehrerer Auflagen und sehen darin ein Indiz für das gestiegene Vertrauen der Regulierungsbehörden in die Sanierungsmaßnahmen von Wells Fargo. Die Bank habe in den letzten Jahren ihr Risikomanagement und ihre Compliance-Systeme substantiell verbessert, was eine entscheidende Voraussetzung für die Aufhebung der restriktiven Maßnahmen darstellt.
Wells Fargo selbst äußerte sich zurückhaltend zur Diskussion rund um die Asset-Cap-Order. Ein Unternehmenssprecher vermied es, konkrete Aussagen über den Zeitplan oder die Chancen einer Aufhebung zu treffen. Für die Bank ist es von großer Bedeutung, eine nachhaltige und vollständige Compliance sicherzustellen, um das Vertrauen der Aufsichtsbehörden weiter zu festigen. Neben der CFPB- und der Fed-Auflage verbleiben aktuell noch zwei weitere wesentliche regulatorische Anforderungen, die Wells Fargo erfüllen muss. Eine davon betrifft eine Zustimmungsanordnung aus dem Jahr 2015, die von der OCC in Zusammenhang mit Verstößen gegen den Gramm-Leach-Bliley Act verhängt wurde.
Diese Regelung hat ihren Ursprung in Datenschutz- und Sicherheitsmängeln bei Wells Fargo und stellt weiterhin eine Herausforderung dar, die das Management aktiv angeht. Darüber hinaus steht die Bank auch vor einer weiteren Form von behördlicher Maßnahme, die keine Zustimmungsanordnung, sondern eine sogenannte formelle Vereinbarung zur Durchsetzung der Einhaltung von Vorschriften (Enforcement Action) darstellt. Diese wurde im September 2024 vom OCC verhängt und bezieht sich auf Defizite beim Geldwäschebekämpfungsprogramm der Bank. Die Einhaltung der Anti-Geldwäsche-Richtlinien ist für Banken im Allgemeinen ein kritischer Aspekt, der von Regulatoren sehr genau überwacht wird. Die Geschichte von Wells Fargo in den vergangenen Jahren ist stark von der Bewältigung dieser regulatorischen Herausforderungen geprägt.
Nach Enthüllungen im Jahr 2016 über weit verbreitete betrügerische Konteneröffnungen und andere Compliance-Verstöße stand die Bank unter enormem Druck von Aufsichtsbehörden und der Öffentlichkeit. Die anschließenden Maßnahmen umfassten eine Vielzahl von Zustimmungsanordnungen, Strafzahlungen und die Einführung strenger interner Kontrollen. Der langsame, aber stetige Fortschritt bei Wells Fargo zeigt, wie umfassende Regulierungsauflagen Banken dazu zwingen, ihre Geschäftsprozesse tiefgreifend zu verändern. Im Fall von Wells Fargo konnten inzwischen viele der wichtigen Auflagen erfolgreich erfüllt werden, was das Vertrauen in die institutionelle Integrität des Finanzkonzerns stärkt. Gleichzeitig bleibt die Aufmerksamkeit von Investoren und Marktbeobachtern auf den noch offenen Punkten gerichtet.
Neben der Asset-Cap-Order gilt auch die Einhaltung der Anforderungen zur Datensicherheit und Anti-Geldwäsche als entscheidend für das weitere regulatorische Umfeld der Bank. Die Fähigkeit von Wells Fargo, diese letzten Herausforderungen zu bewältigen, wird maßgeblich den Kurs des Unternehmens in den kommenden Jahren bestimmen. Damit steht Wells Fargo beispielhaft für den Weg, den viele Großbanken in einem immer komplexeren regulatorischen Umfeld gehen müssen. Die Institutionen sind gefordert, ihre internen Systeme kontinuierlich zu modernisieren, um sowohl die Compliance-Anforderungen zu erfüllen als auch das Vertrauen ihrer Kunden zurückzugewinnen. Die aktuellen Fortschritte von Wells Fargo könnten darüber hinaus Signalwirkung für die gesamte Branche haben.
Eine Lockerung der regulatorischen Einschränkungen, insbesondere der Asset-Cap-Order, könnte eine Neubewertung von Risiken und Chancen für Banken in den USA mit sich bringen. Solche Entwicklungen sind nicht nur für Anleger interessant, sondern auch für Kunden und die gesamte Finanzwirtschaft. Abschließend bleibt festzuhalten, dass der Weg von Wells Fargo zur vollständigen Erfüllung regulatorischer Auflagen noch nicht zu Ende ist. Die bedeutenden Erfolge bei der Aufhebung zahlreicher Zustimmungsanordnungen sind dennoch ein starkes Zeichen für den eingeschlagenen Kurs. Mit einer Kombination aus strategischer Führung, verbesserter Governance und verstärkter Kontrolle arbeitet die Bank daran, ihre Position nachhaltig zu stabilisieren und für die Zukunft zu rüsten.
Die nächsten Monate werden entscheidend sein, um den Verbleib der letzten regulatorischen Hindernisse zu überwinden und damit endgültig in eine neue Phase der Normalität und Wachstumsmöglichkeiten einzutreten.