Die Gürtelrose, medizinisch als Herpes Zoster bekannt, ist eine häufige Virusinfektion, die durch das Varicella-Zoster-Virus (VZV) verursacht wird. Dieses Virus, das auch Windpocken hervorruft, verbleibt nach einer Erstinfektion oft jahrzehntelang inaktiv im Körper, bevor es durch Immunverlust oder andere Auslöser reaktiviert wird und zu Gürtelrose führt. Die Erkrankung ist nicht nur schmerzhaft, sondern kann insbesondere bei älteren oder immungeschwächten Menschen zu schwerwiegenden Komplikationen führen. In den letzten Jahren rückt nun ein weiterer möglicher Vorteil der Gürtelrose-Impfung in den Fokus: die Reduzierung des Herzkrankheitsrisikos. Eine groß angelegte Studie aus Südkorea mit über einer Million Teilnehmern liefert überzeugende Belege dafür, dass die Impfung Herz-Kreislauf-Erkrankungen signifikant vorbeugen kann.
Die Studie veröffentlichte ihre Ergebnisse im European Heart Journal und analysierte die Gesundheitsdaten von 1.271.922 Personen im Alter von 50 Jahren und älter. Die Forschenden konnten zeigen, dass die geimpfte Gruppe eine um 23 Prozent reduzierte Wahrscheinlichkeit hatte, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erkranken. Diese Schutzwirkung war besonders ausgeprägt bei Männern, Teilnehmern unter 60 Jahren sowie bei Personen mit ungesunden Lebensstilfaktoren wie chronischem Rauchen oder regelmäßigem Alkoholkonsum.
Die positiven Effekte der Impfung hielten dabei bis zu acht Jahre nach der Verabreichung an. Die zugrunde liegenden Mechanismen sind laut den Studienautoren vielfältig. Zum einen führt eine Gürtelrose-Infektion zu Entzündungen in den Blutgefäßen, die das Risiko für Thrombosen und arterielle Erkrankungen erhöhen. Dadurch kann die Erkrankung zu einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall führen. Die Impfung wirkt demnach nicht nur dem Ausbruch der Gürtelrose entgegen, sondern verhindert auch die zugrunde liegenden entzündlichen Prozesse, die das kardiovaskuläre Risiko begünstigen.
Zum anderen verursacht die Gürtelrose oft Nervenschäden, die unter anderem Herzrhythmusstörungen auslösen können, welche potenziell lebensbedrohlich sind. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Wirksamkeit des Impfstoffs in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. Die Studie legt nahe, dass jüngere Patienten und Männer aufgrund eines robusteren Immunsystems eine stärkere Immunantwort auf die Impfung zeigen, was die Schutzwirkung erhöht. Dies unterstreicht den Wert der Impfung nicht nur für ältere Erwachsene, sondern auch für Personen, die noch relativ jung sind, aber bereits Risikofaktoren für Herzkrankheiten aufweisen. Die Public-Health-Perspektive auf die Gürtelrose-Impfung verändert sich dadurch grundlegend.
Hatte man die Impfung lange Zeit ausschließlich als wesentlichen Schutz gegen das Virus und seine unmittelbaren Folgen betrachtet, öffnet sich nun ein weiteres Feld: die Prävention chronischer Erkrankungen. Impfungen könnten damit Teil eines ganzheitlichen Gesundheitskonzepts werden, das auch der Prävention altersbedingter und chronischer Krankheiten dient. Die Studienautoren fordern daher, den Wert von Impfprogrammen in gesundheitspolitischen Strategien zu berücksichtigen und zugunsten einer breiteren Gesundheitsvorsorge zu stärken. Allerdings gibt es auch Einschränkungen: Die südkoreanische Studie basiert auf dem älteren, sogenannten lebend-attenuierten Herpes-Zoster-Impfstoff, der in den USA seit 2020 nicht mehr verfügbar ist. Stattdessen hat sich der neuere, rekombinante Impfstoff Shingrix als effektiverer Schutz etabliert.
Die Wirkungen dieses Impfstoffs auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind noch nicht endgültig erforscht, viele Experten sehen jedoch aufgrund der stärkeren Immunantwort ein großes Potenzial. Weitergehende Studien, die vor allem randomisierte klinische Versuche und unterschiedliche Bevölkerungsgruppen einbeziehen, sind notwendig, um den kausalen Zusammenhang zwischen Impfung und Herzgesundheit eindeutig nachzuweisen. Neben Herzkrankheiten deuten auch weitere Forschungsarbeiten darauf hin, dass die Gürtelrose-Impfung positive Effekte auf den Schutz vor Demenz haben könnte. Eine Studie aus Wales konnte zeigen, dass Geimpfte ein um 20 Prozent geringeres Risiko hatten, an Demenz zu erkranken. Dies könnte damit zusammenhängen, dass das Virus auch Nerven im Gehirn schädigen kann und die Immunisierung so langfristig auch neurologische Gesundheit fördert.
Die Ergebnisse sind insbesondere im Kontext einer alternden Bevölkerung und steigender chronischer Erkrankungen von großer Bedeutung. Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören zu den häufigsten Todesursachen weltweit und verursachen enorme gesundheitliche und wirtschaftliche Belastungen. Die zusätzlichen Vorteile von Impfungen könnten dabei helfen, die Präventionsarbeit zu verbessern und die Lebensqualität vieler Menschen nachhaltig zu erhöhen. Abschließend lässt sich festhalten, dass die Gürtelrose-Impfung längst mehr als nur eine reine Infektionsschutzmaßnahme ist. Sie hat das Potenzial, als Teil eines umfassenden Gesundheitsansatzes eingesetzt zu werden, der nicht nur Schmerzen und akute Erkrankungen verhindert, sondern auch chronische Erkrankungen wie Herzkrankheiten signifikant reduziert.
Diese Erkenntnisse sollten Ärzte, Patienten und Gesundheitspolitiker gleichermaßen motivieren, die Impfung gegen Gürtelrose als wichtigen Baustein der Prävention zu verstehen und verstärkt einzusetzen.