Die amerikanische Fertigungsindustrie befindet sich in einer herausfordernden Phase, die maßgeblich durch die Unsicherheit im Bereich der Handelszölle beeinflusst wird. Der Institute for Supply Management (ISM) Purchasing Managers Index (PMI) ist im April auf 48,7 gesunken, was erneut einen Rückgang in der Aktivität anzeigt und unter der entscheidenden Schwelle von 50 liegt, welche Wachstum signalisiert. Obwohl dieser Wert leicht besser ausfiel als von Ökonomen erwartet, bleibt die Situation dennoch angespannt und sorgt für Besorgnis unter Investoren und Branchenakteuren. Diese Entwicklung ist kein singuläres Ereignis, denn der PMI lag bereits 26 Monate in Folge unterhalb der Wachstumsschwelle, was eine der längsten Phasen mit rückläufiger Fertigungsaktivität in der Geschichte der USA darstellt. Nach einer kurzen positiven Stabilisierung im Januar mit einem Wert von 50,9 erfolgte der erneute Abfall, der die Fragilität der industriellen Erholung unterstreicht.
Die Unsicherheit rund um die Handelszölle spielt dabei eine wesentliche Rolle. Viele Unternehmen berichten von einem „Tariff Whiplash“ – einem zermürbenden Hin und Her in der Zollpolitik, das zu massiven Problemen im Geschäft führt. Ein häufig genanntes Problem besteht darin, dass Kunden ihre Bestellungen zurückhalten, weil sie die Tarifentwicklung und deren Auswirkung auf die Preise nicht vorhersehen können. Viele Unternehmen sind zudem in einer schwierigen Position, da sie oft nicht in der Lage sind, die zusätzlichen Zollkosten direkt an ihre Kunden weiterzugeben. Dies führt dazu, dass Angebote nicht mehr abgegeben werden oder Projekte aus Unsicherheit stagnieren.
Besonders der Index für neue Bestellungen, der als Indikator für zukünftige Nachfrage gilt, bleibt mit 47,2 weiterhin unter der kritischen Marke, auch wenn er sich im Vergleich zum März etwas verbessert hat. Die schwache Nachfrage spiegelt sich in der allgemeinen Zurückhaltung wider, in neue Fertigungsaufträge zu investieren oder Produktionskapazitäten zu erweitern. Diese Dynamik führt zu einer Art lähmender Starre innerhalb der US-Industrie. Die Unsicherheit belastet Produktionsplanung, Preisgestaltung und Investitionsentscheidungen massiv. Unternehmen sind gezwungen, abzuwarten, wie sich die Zollpolitik in den kommenden Wochen und Monaten entwickelt.
Gleichzeitig sorgt die fehlende Klarheit dafür, dass die wirtschaftliche Erholung ins Stocken gerät und mögliche Aufschwünge nicht genutzt werden können. Die Auswirkungen auf den Aktienmarkt sind spürbar, wenn auch moderat. Der Industrial Select Sector SPDR ETF konnte trotz der negativen ISM-Daten in den ersten Handelsstunden um 1,1 Prozent zulegen, eine Reaktion, die zeigt, dass Anleger die schlechte Lage der Fertigungsbranche größtenteils bereits eingepreist haben. Seit Beginn der jüngsten Zollankündigungen ist der ETF jedoch um rund ein Prozent gefallen, und seit der US-Präsidentschaftswahl verzeichnet der Index einen Rückgang von etwa drei Prozent. Dies verdeutlicht, wie die anhaltende politische Unsicherheit und sich ständig ändernde Tarifregelungen das Vertrauen in den Industriesektor beeinträchtigen.