Amanda Feilding, eine faszinierende und zugleich kontroverse Persönlichkeit, verstarb im Alter von 82 Jahren und hinterlässt eine nachhaltige Spur in der Welt der psychedelischen Forschung. Sie war bekannt für ihren ungewöhnlichen Lebensstil, ihre unerschütterliche Überzeugung von den positiven Wirkungen psychedelischer Substanzen und ihr unermüdliches Engagement, diese Substanzen wissenschaftlich zu erforschen und gesellschaftlich zu entstigmatisieren. Ihr Leben und Werk sind eng verbunden mit dem Beckley Foundation, einer Organisation, die sie in einer einfachen Scheune ihres historischen Anwesens gründete und die seither zu einem Eckpfeiler der modernen psychedelischen Wissenschaft geworden ist. Geboren als Countess of Wemyss and March, wuchs Amanda Feilding in der historischen Umgebung von Beckley Park auf, einem Schloss aus dem 16. Jahrhundert nahe Oxford.
Dieses Anwesen war ein Ort voller Geschichte und Inspiration. Schon früh zeigte sie eine Vorliebe für unkonventionelle Wege, sowohl in ihrem Lebensstil als auch in ihrer Denkweise. Ihre familiären Wurzeln führen tief in das britische Aristokratentum zurück, doch trotz dieser noblesse verpflichtet war sie ihrer Neugier und ihrem Forscherdrang immer treu geblieben. Eines der bekanntesten, jedoch zugleich umstrittensten Kapitel ihres Lebens war die Praxis des Trepannings, bei der sie sich selbst ein kleines Loch in den Schädel bohren ließ, um die Durchblutung des Gehirns zu verbessern. Diese mittelalterliche Praxis wurde von ihr als Mittel zur Steigerung der mentalen Kapazität und des Bewusstseins angepriesen.
Zwar wurde sie für diese Aktion vielfach belächelt und als „Crackpot Countess“ verspottet, doch diese Tat symbolisierte ihre rebellische Haltung gegenüber Konventionen und ihren festen Glauben an die Macht des menschlichen Bewusstseins, sich jenseits traditioneller Grenzen zu entfalten. Amanda war zudem eine der ersten und lautstärksten Befürworterinnen der therapeutischen Anwendung von Psychedelika. Zu einer Zeit, in der diese Substanzen größtenteils als gefährliche Rauschmittel diffamiert wurden, kämpfte sie unermüdlich dafür, ihr Potential in der Behandlung psychischer Erkrankungen anzuerkennen. Insbesondere in der Behandlung von Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen und Suchtproblemen sah sie vielversprechende Möglichkeiten. Ihre Arbeit trug entscheidend dazu bei, die wissenschaftliche Forschung in diesem Bereich wiederzubeleben, nachdem sie in den 1970er Jahren fast vollständig zum Erliegen gekommen war.
Unter der Leitung von Amanda Feilding entwickelte sich die Beckley Foundation zu einem wichtigen Förderer umfangreicher wissenschaftlicher Studien. Dabei arbeitete die Stiftung mit führenden Universitäten und Forschungseinrichtungen weltweit zusammen, um die Wirkungen von LSD, Psilocybin und MDMA unter kontrollierten Bedingungen systematisch zu untersuchen. Ein Schwerpunkt lag auf der Erforschung der neurobiologischen Mechanismen, der Wirksamkeit in der Psychotherapie und der Entwicklung sicherer Anwendungsprotokolle. Das öffentliche Bild von Amanda Feilding war ein Spannungsfeld aus Exzentrik und wissenschaftlicher Seriosität. Obwohl ihre unkonventionellen Methoden und ihr ungewöhnlicher Lebensstil oft auf Skepsis stießen, wurde sie von Experten wie Michael Pollan als „Brücke zwischen der psychedelischen Gegenkultur der 1960er Jahre und der heutigen therapeutischen Renaissance“ gewürdigt.
Pollans populärwissenschaftliches Buch „How to Change Your Mind“ trug maßgeblich dazu bei, das öffentliche Interesse und die Akzeptanz für psychedelische Therapien zu erhöhen – ein Werk, das inspiriert wurde von den Pionierarbeiten, zu denen Amanda Feilding einen beachtlichen Beitrag leistete. Die Entwicklungen auf dem Gebiet psychedelischer Medizin haben in den letzten Jahren enorm an Dynamik gewonnen. Klinische Studien belegen zunehmend die Wirksamkeit von Psychedelika bei Depressionen, Angststörungen, Suchterkrankungen und posttraumatischen Belastungsstörungen. Amanda Feildings visionärer Beitrag liegt darin, dass sie diese Substanzen nicht länger als bloße Freizeitdrogen betrachtete, sondern als potente Werkzeuge zur Heilung und Bewusstseinserweiterung. Ihr Ansatz verband wissenschaftliche Strenge mit einer tiefen Überzeugung von der positiven Kraft dieser Substanzen.
Auch wenn Amanda Feilding vielfach als exzentrisch wahrgenommen wurde, war sie stets eine Brückenbauerin zwischen verschiedenen Welten: Zwischen der akademischen Forschung und alternativen Heilmethoden, zwischen der konservativen Medizin und progressiven Therapieansätzen, und nicht zuletzt zwischen der skeptischen Öffentlichkeit und einer neuen Welle der Offenheit gegenüber Psychedelika. Mit ihren Initiativen und ihrem Einsatz hat sie maßgeblich dazu beigetragen, den Grundstein für eine neue Ära in der Behandlung psychischer Erkrankungen zu legen. Am Ende ihres Lebens hinterlässt Amanda Feilding ein beeindruckendes Vermächtnis, das weit über ihre eigenen Aktivitäten hinauswirkt. Die Beckley Foundation steht heute als internationales Zentrum für psychedelische Forschung und hat zahlreiche Studien ermöglicht, die tiefere Einblicke in das menschliche Bewusstsein und die Heilung von psychischen Leiden bieten. Ihr Engagement sorgte dafür, dass diese Thematik aus der Nische herauskam und an Bedeutung gewann.