Die chinesische Industrie erlebt zu Beginn des zweiten Quartals signifikante Einbrüche in der Produktion, wobei insbesondere die Exportaufträge stark zurückgehen. Diese Entwicklung wird maßgeblich durch die US-amerikanischen Strafzölle ausgelöst, die sich zunehmend auf den gesamten Fertigungssektor auswirken. Die jüngsten Zahlen aus dem privaten Sektor bestätigen, dass die anhaltenden Handelshemmnisse nicht nur kurzfristige Auswirkungen haben, sondern tiefergreifende strukturelle Probleme aufwerfen. Die offizielle Caixin/S&P Global Einkaufsmanagerindex (PMI) für den Fertigungsbereich fiel von 51,2 im März auf 50,4 im April. Damit befindet er sich nur knapp über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten, was auf ein stark verlangsamtes Wachstum hinweist.
Ein geringer Wert über 50 zeigt zwar weiterhin Expansion an, doch die Dynamik der Industrie ist deutlich abgeschwächt. Interessanterweise steht dies im Gegensatz zu den offiziellen Regierungszahlen, die sogar einen stärkeren Rückgang der Fabrikaktivität melden, was eine Diskrepanz zwischen den Datensätzen und möglicherweise unterschiedliche methodische Ansätze offenbart. Experten wie Wang Zhe vom Caixin Insight Group warnen vor weiteren negativen Folgen, die sich im Verlauf der zweiten und dritten Quartale noch deutlicher zeigen dürften. Sie fordern eine rasche politische Reaktion, um die fortschreitenden Belastungen abzufedern. Die Exportauflagen, vor allem durch die US-Zölle, führen zu einem markanten Rückgang der neuen Exportaufträge, deren Schrumpfung seit Juli 2023 die stärkste ist.
Dies geht einher mit einem insgesamt nur marginalen Anstieg der gesamten Aufträge. Während die Produktion weiterhin wächst, geschieht dies verzögert und beruht auf der Bearbeitung vorhandener Bestellungen, was auf eine abgeschwächte Nachfrage nach neuen Gütern hindeutet. Die Unternehmen reagieren mit reduzierte Lagerbestände und einer gedämpften Geschäftserwartung, die die drittdrittletzte Position seit Beginn der Aufzeichnung im Jahr 2012 erreicht hat. Diese negative Stimmung wird durch die Unsicherheit im Handelsumfeld verstärkt, die vor allem Exporteure und ihre Lieferketten belastet. Darüber hinaus haben Handelsstörungen und Lieferengpässe zu einer leichten Verlängerung der Lieferzeiten bei Zulieferern geführt.
Die Konkurrenz zwischen den Anbietern hat sich verschärft, während die Nachfrage nach Vorprodukten niedrig bleibt, wodurch die Einkaufskosten für Inputs weiter gesunken sind. Gleichzeitig ist die Beschäftigung im Fertigungssektor nach einem Anstieg im März im April zurückgegangen. Gründe hierfür sind sowohl freiwillige Kündigungen als auch Restrukturierungsmaßnahmen der Unternehmen, die auf Kosteneinsparungen und Personalabbau abzielen. Diese Entwicklung ist besorgniserregend, vor allem angesichts der Bedeutung des Außenhandels für den chinesischen Arbeitsmarkt. Laut Aussagen ehemaliger Regierungsvertreter stützt der Außenhandel direkt oder indirekt rund 180 Millionen Arbeitsplätze in China.
Die jüngsten Parteitagsbeschlüsse und Maßnahmen der Regierung zeigen zwar eine klare Absicht, betroffene Unternehmen und Arbeitnehmer zu unterstützen, insbesondere jene, die unter den umfangreichen US-Zöllen leiden. Dennoch bestehen weiterhin erhebliche Herausforderungen. Die Behörden fördern zwar den Wandel von Exporten in den Inlandsmarkt, doch viele Exporteure zögern wegen des schwachen Verbraucherverhaltens im Inland. Preisverfall, geringe Margen, verspätete Zahlungen und hohe Rücklaufquoten erschweren den Erfolg auf dem heimischen Markt erheblich. Daraus resultiert eine Situation, in der Unternehmen sich zwischen begrenztem Absatz im Inland und gedrückter Nachfrage durch Zölle im Ausland entscheiden müssen.
Dies verlangsamt nicht nur die Erholung der Industrie, sondern wirkt sich auch negativ auf die Planbarkeit und Investitionsbereitschaft der Unternehmen aus. Die aktuellen Entwicklungen zeigen, wie der Handelskonflikt zwischen China und den USA die globale Produktionslandschaft verändert. Chinas Rolle als „Werkbank der Welt“ steht zunehmend auf dem Prüfstand, da die Handelsbarrieren die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen. Langfristig könnte dies zu einer Verlagerung von Produktionsstandorten führen, während China sich strategisch auf eine Stärkung des Binnenmarktes und Innovationen konzentrieren muss, um die wirtschaftliche Stabilität zu sichern. Die aktuellen Daten und Einschätzungen unterstreichen die Dringlichkeit, dass politische Entscheidungsträger gezielte Maßnahmen ergreifen, um die Industrie zu stabilisieren, Arbeitsplätze zu sichern und die Auswirkungen des Handelsstreits zu mildern.
Investitionen in technologische Aufrüstung, Diversifizierung von Märkten und Verbesserung der Geschäftsbedingungen im Inland könnten Wege sein, um den negativen Trends entgegenzuwirken. Gleichzeitig müssen internationale Handelsbeziehungen neu definiert und Konflikte entschärft werden, um eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung zu gewährleisten. Insgesamt steht Chinas Fertigungssektor vor erheblichen Herausforderungen, die weit über kurzfristige Schwankungen hinausgehen. Die anhaltenden US-Zölle wirken wie ein Katalysator für bestehende Schwächen und zwingen die Industrie, sich auf eine neue Realität einzustellen. Der Erfolg wird entscheidend davon abhängen, wie schnell und flexibel China seine wirtschaftlichen Strategien anpasst und wie effektiv die Regierung und Unternehmen gemeinsam die komplexen Probleme addressieren.
Nur so kann der Rückgang der Fabrikaktivität gestoppt und das Land auf einen stabileren Wachstumspfad zurückgeführt werden.