Dear ImGui hat sich als eine der beliebtesten Immediate Mode GUI-Bibliotheken für C++-Entwickler etabliert, die auf einfache und flexible Weise Benutzeroberflächen erstellen möchten. Doch während die Bibliothek sehr leistungsfähig ist, stellt die Einbindung und der Build-Prozess für viele Anwender oft eine Herausforderung dar. Hier kommt CMakeForImGui ins Spiel, ein auf CMake basierendes Build-System, das speziell für Dear ImGui entwickelt wurde. Es vereinfacht das Kompilieren, die Verwaltung von Abhängigkeiten und die Integration in größere Projekte erheblich. Die Bedeutung eines gut durchdachten Build-Systems kann nicht unterschätzt werden.
Besonders bei einem so modularen und umfangreichen Projekt wie Dear ImGui ist eine flexible, leistungsstarke und gut wartbare Lösung entscheidend für den reibungslosen Entwicklungsprozess. Das Projekt CMakeForImGui hat sich genau dieses Ziels angenommen und bietet eine umfassende Plattform, um die Bibliothek und ihre Backends mithilfe von CMake einfach zu bauen und zu installieren. Der Kern des Projekts basiert auf einem CMake-Skript, das verschiedene Backend-Optionen unterstützt. Dazu gehören unter anderem Rendering-Systeme wie OpenGL2, OpenGL3, Vulkan, DirectX (verschiedene Versionen), Metal sowie Plattform-spezifische Backends wie Win32 und OSX. Alle Backend-Optionen sind standardmäßig deaktiviert und können individuell aktiviert werden.
Auf diese Weise behalten Entwickler immer die volle Kontrolle darüber, welche Komponenten tatsächlich in ihrem Build enthalten sind, was zu schlankeren und effizienteren Anwendungen führt. Ein besonderer Vorteil ist die einfache Konfiguration über CMake-Variablen. Der wichtigste Parameter ist dabei IMGUI_SOURCE_DIR, das auf das Verzeichnis verweist, in dem sich die Quellcodes von Dear ImGui befinden. Die notwendige Angabe dieses Verzeichnisses stellt sicher, dass die Build-Skripte korrekt auf die Quelldateien zugreifen und die verschiedenen Module sinnvoll zusammenführen können. Neben den Core-Komponenten bietet CMakeForImGui zudem Unterstützung für weitere Projekte und Libraries, welche das Nutzungsspektrum von Dear ImGui erweitern.
Dazu zählen etwa imgui_test_engine, imgui_club mit Modulen wie imgui_memory_editor, imgui_multicontext_compositor und imgui_threaded_rendering sowie Plugins wie ImGuiFileDialog und ImPlot inklusive ImPlot3D. Für all diese Projekte können entsprechende Quellverzeichnisse angegeben werden, sodass sie im Rahmen des Main-Build-Prozesses mitgebaut und nahtlos eingebunden werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Verwaltung und Installation von Abhängigkeiten. In modernen C++-Projekten ist es oft unausweichlich, eine Paketverwaltungslösung zu nutzen, um Bibliotheken und ihre konkreten Versionen konsistent zu halten. CMakeForImGui unterstützt hier vor allem vcpkg.
Mit einem Manifest-basierten Ansatz lässt sich über eine einfache Konfiguration in der CMake-Kommandozeile die gesamte Toolchain und Abhängigkeitsstruktur definieren und automatisch einrichten. Dies erleichtert gerade das Arbeiten in umfangreichen Projekten und CI-Umgebungen wie GitHub Workflows erheblich. Darüber hinaus bietet das Projekt verschiedene Beispielprogramme an, mit deren Hilfe sich die Backends ausprobieren und verstehen lassen. Diese Beispiele sind standardmäßig deaktiviert und können je nach Bedarf zugeschaltet werden. Sie sind eng an die Backend-Optionen gekoppelt – ein Beispiel kann also nur dann kompiliert werden, wenn sowohl die zugrunde liegenden Dear ImGui-Beispiele als auch das entsprechende Backend aktiviert sind.
Diese Konfigurationsmöglichkeiten bieten maximale Flexibilität für Entwickler, die sich primär auf bestimmte Plattformen oder Grafik-Frameworks konzentrieren möchten. Die Installation der kompilierten Bibliotheken und Beispiele ist ebenfalls über CMake-Optionen steuerbar. Neben der üblichen Build-Prozedur mit cmake --build besteht die Möglichkeit, mit cmake --install die Artefakte an einen systemweiten oder projektspezifischen Ort abzuspeichern. Hinzu kommt sogar ein Custom-Target zum Entfernen der installierten Dateien, was die Wartung und das saubere Aktualisieren der Entwicklungsumgebung erleichtert. Ein sehr praktisches Feature ist die Unterstützung von pkg-config.
Wird dieses beim Konfigurieren aktiviert, generiert CMakeForImGui eine pkg-config-Datei namens dearimgui.pc. Dies erlaubt in Umgebungen, die diese Konvention nutzen, eine einfache und standardisierte Einbindung der ImGui-Bibliothek in andere Projekte und Build-Systeme, indem die erforderlichen Kompiler- und Linker-Flags automatisch abgerufen werden können. Für die Einbindung in Client-Projekte wird die Suche mittels find_package(CMakeForImGui CONFIG REQUIRED) empfohlen. Anschließend kann man die gewünschten Build-Optionen für die Backend-Bibliotheken auswählen und per target_link_libraries zum eigenen Programm hinzufügen.
Dieses Vorgehen hebt vor allem die Modularität hervor und sorgt dafür, dass Nutzer nur das einbinden, was tatsächlich benötigt wird. Ein besonders interessantes Detail ist das Vorhandensein eines Experimentalszweigs, der eine alternative Herangehensweise verfolgt und alle Backends sowie den ImGui-Core in einem einzigen Target kapselt. Dieses Modell könnte hinsichtlich Vereinfachung von Abhängigkeiten und linker Problemen noch interessanter für bestimmte Anwendungsszenarien und große Projekte werden. Wer älteren Versionen von Dear ImGui nutzen möchte, sollte sich bewusst sein, dass die Hauptentwicklungslinie von CMakeForImGui vor allem auf neuere Versionen (ab Version 1.90) ausgelegt ist.
Für frühere Releases existieren spezielle Anpassungen, die allerdings weniger umfassend getestet sind. Die Nutzung der aktuellen Versionen wird daher empfohlen, um die vollständige Unterstützung von Backend-Optionen und modernen Features sicherzustellen. Die Handhabung plattformspezifischer Abhängigkeiten, etwa Microsoft SDKs für DirectX auf Windows oder Xcode auf macOS, liegt trotz des hohen Automatisierungsgrads weiterhin in der Verantwortung des Entwicklers. Diese Frameworks müssen manuell auf dem Host-Rechner installiert werden, da sie nicht Teil der vom CMakeForImGui-Projekt abgedeckten Paketzustellung sind. Dennoch bietet das System eine solide Grundlage, um mit minimalem Aufwand eine auf Dear ImGui basierte Anwendung aufzubauen und zu pflegen.