Die Kreuzfahrtindustrie hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Erholung erlebt, insbesondere nach den tiefgreifenden Einbrüchen infolge der COVID-19-Pandemie. Während des Lockdowns kam der touristische Betrieb nahezu zum Erliegen, doch mittlerweile haben sich die Buchungen und Belegungszahlen deutlich stabilisiert, was vor allem den Branchengrößen Carnival Corporation und Royal Caribbean Cruises zugutekommt. Anleger stehen daher vor der Frage, welche dieser beiden Aktien aktuell die attraktivere Investition darstellt. Ein genauer Vergleich der Geschäftszahlen, der Marken- und Marktposition sowie der Zukunftsaussichten ist essenziell, um fundierte Anlageentscheidungen treffen zu können. Carnival und Royal Caribbean zählen zu den größten Playern der Branche und verfügen über verschiedene bekannte Marken, die unterschiedliche Kundensegmente bedienen.
Dabei weisen beide Unternehmen positive Umsatzentwicklungen und hohe Auslastungsraten auf, jedoch unterscheiden sie sich in mehreren wesentlichen Aspekten, die Einfluss auf ihre Performance an der Börse haben können. Carnival hat ein breit gefächertes Portfolio von Kreuzfahrtmarken, zu denen Carnival Cruise Lines, Princess Cruises, Holland America und Costa Cruises gehören. Diese Marken sprechen verschiedene Zielgruppen an, von Familien über ältere Reisende bis hin zu Kunden, die ein europäisches Kreuzfahrterlebnis suchen. Die Diversifikation in unterschiedlichen Marktsegmenten ermöglicht Carnival eine breite Nachfragegrundlage und gewissen Schutz gegen Marktschwankungen. Im ersten Fiskalquartal steigerte Carnival seine Umsätze um 7,5 Prozent auf 5,8 Milliarden US-Dollar, während sich der operative Gewinn nahezu verdoppelte und auf 543 Millionen US-Dollar anstieg.
Besonders bemerkenswert ist die Auslastung der Kabinen, die bei über 103 Prozent lag – gemessen nach Branchenstandard auf Zweibettkabinenbasis, was bedeutet, dass häufig mehr als zwei Personen eine Kabine teilen, beispielsweise Familien mit Kindern. Diese starke Nachfrage spiegelt sich auch in den Buchungen für das laufende Jahr wider, die zu Rekordpreisen getätigt werden. Dadurch konnte Carnival im vergangenen Jahr eine beachtliche Kurssteigerung von über 40 Prozent verzeichnen, eine signifikant bessere Entwicklung als die meisten breiten Aktienindizes, wie zum Beispiel der S&P 500 mit rund 9 Prozent. Auch die Bewertung der Carnival-Aktie hat sich im Zeitverlauf deutlich verändert. Während vor einem Jahr die Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bei etwa 60 lag und zu Jahresbeginn 2025 bei 20, ist das KGV mittlerweile auf circa 13 gesunken, was die Aktie im Vergleich zum Gesamtmarkt mit einem KGV von etwa 27 attraktiver erscheinen lässt.
Diese relative Unterbewertung könnte Chancen bieten für Anleger, die auf eine langfristige Erholung und Wachstum des Unternehmens setzen. Royal Caribbean Cruises hingegen konzentriert sich mit seinen Marken Royal Caribbean und Celebrity Cruises zum einen auf den breit gefächerten Markt, der Familien und Freizeittouristen anspricht, und zum anderen auf ein Premiumsegment, das Komfort und Qualität gegen einen moderaten Aufpreis bietet. Insbesondere Celebrity Cruises wird oft als hochwertigere Alternative zu den klassischen Kreuzfahrten wahrgenommen, ohne dabei in das Luxussegment abzudriften. Die finanzielle Entwicklung von Royal Caribbean zeigt ähnlich positive Tendenzen: Im ersten Quartal stiegen die Umsätze um 7,3 Prozent auf rund 4 Milliarden US-Dollar, während das operative Ergebnis um beeindruckende 26 Prozent auf 945 Millionen US-Dollar kletterte. Die Auslastungsquoten der Royal Caribbean-Schiffe lagen ebenfalls über 108 Prozent, was eine noch höhere Kundenbelegung als bei Carnival bedeutet.
Die Tatsache, dass die Kreuzfahrten zu höheren Preisen stattfinden konnten, unterstreicht die starke Nachfrage und die Fähigkeit des Unternehmens, diese in Umsatz umzusetzen. Auch Royal Caribbean hat in den letzten zwölf Monaten eine beachtliche Kursentwicklung erlebt, jedoch mit einer etwas anderen Bewertungssituation als Carnival. Einige Analysten sehen Royal Caribbean als etwas stabiler in seinem Geschäftsmodell, da die Premium-Marke Celebrity Cruises zusätzliche Margen bieten kann und das Unternehmen versucht, sich strategisch vom klassischen Massenmarkt zu differenzieren. Für Anleger stellt sich daher die Frage, ob die solide Diversifikation und aktuell attraktivere Bewertung von Carnival oder das stabile Wachstum und Premiumsegment von Royal Caribbean die bessere Wahl ist. Beide Unternehmen sind stark von der wirtschaftlichen Gesamtlage abhängig, da das verfügbare Einkommen der Konsumenten und deren Reisebereitschaft maßgeblichen Einfluss auf die Nachfrage haben.
Die weltweite Wirtschaftsentwicklung, Inflationsraten und auch geopolitische Risiken spielen hier eine wichtige Rolle. Zudem sollten Investoren die Auswirkungen von Wechselkursschwankungen und eventuellen Änderungen in der Tarifpolitik im internationalen Handel berücksichtigen, die indirekt die Reisekosten und damit die Attraktivität von Kreuzfahrten beeinflussen können. Langfristig gesehen bieten beide Aktien interessante Perspektiven, denn touristische Kreuzfahrten gewinnen weltweit wieder an Beliebtheit. Die zunehmende Einführung neuer Schiffe mit nachhaltigerer Technologie und besseren Umweltstandards ist ein weiterer Faktor, der sowohl positive Unternehmensentwicklungen als auch regulatorische Anforderungen abbildet. Carnival investiert hier ebenfalls stark, zum Beispiel in emissionsärmere Antriebstechniken, um zukünftigen Umweltauflagen gerecht zu werden.
Royal Caribbean verfolgt ebenso eine nachhaltige Ausrichtung, die sich in der Modernisierung der Flotte und diversen Umweltinitiativen zeigt. Auf der fundamentalen Ebene scheint Carnival mit seinem niedrigeren KGV ein günstigeres Bewertungsniveau aufzuweisen, wobei Royal Caribbean eine höhere Profitabilität pro Gewinnmarge vorweisen kann. Die unterschiedliche Positionierung im Markt – breit diversifiziert bei Carnival und stärker segmentiert mit Premiumfokus bei Royal Caribbean – bedeuten auch unterschiedliche Risikoprofile. Anleger, die auf eine breite Marktabdeckung und möglicherweise höhere Kursgewinne setzen, könnten Carnival bevorzugen. Wer Sicherheit, profitablere Margen und eine gewisse Premiumdifferenzierung sucht, findet in Royal Caribbean eine attraktive Alternative.
Zudem ist es ratsam, den saisonalen Einfluss auf Kreuzfahrten zu beachten, denn starke saisonale Schwankungen können zu Umsatz- und Gewinnvolatilitäten führen. Urlauber tendieren insbesondere in den Sommermonaten und an Feiertagen dazu, Kreuzfahrten zu buchen. Ebenso wichtig ist die Beachtung von Impfbestimmungen, Gesundheitsauflagen und Reisebeschränkungen, die sich weiterhin auf das Reiseverhalten auswirken können. Die jüngsten Pandemieerfahrungen haben gezeigt, dass diese Faktoren stark kurzfristig die Branchenergebnisse beeinflussen können. Insgesamt zeigen beide Aktien, dass die Kreuzfahrtbranche auf einem Aufwärtstrend ist und sich nachhaltig erholen konnte.
Die Wahl zwischen Carnival und Royal Caribbean hängt letztlich von der individuellen Risikoneigung, dem Anlagehorizont und der Präferenz für Marktsegmente ab. Fundamentale Bewertungen, nachhaltige Unternehmensstrategien und Marktpositionen sind wichtige Entscheidungskriterien. Anleger sollten zudem aktuelle Quartalsberichte sowie makroökonomische Entwicklungen beobachten, um flexibel auf Veränderungen reagieren zu können. Abschließend lässt sich sagen, dass sowohl Carnival als auch Royal Caribbean Anlegern Chancen für attraktive Renditen bieten, sich jedoch in ihrem Geschäftsmodell und der Bewertung unterscheiden. Wer Wert auf ein breites Markenportfolio und einen günstigeren Einstieg legt, ist bei Carnival gut aufgehoben.
Wer hingegen ein stabileres Wachstum mit Fokus auf Premiumkreuzfahrten bevorzugt, findet in Royal Caribbean eine interessante Option. In jedem Fall sollten potenzielle Investoren die Risiken der Tourismusbranche und der globalen Wirtschaft im Blick behalten und eine diversifizierte Vorgehensweise im Portfolio verfolgen.