Jason Tarry, Vorsitzender der renommierten John Lewis Partnership, wird in diesem Jahr ein Gehalt von mehr als 1,3 Millionen Pfund erhalten und damit deutlich mehr verdienen als sein Vorgänger Sharon White. Dieser Schritt markiert nicht nur eine signifikante Anpassung der Führungsebene, sondern steht auch im Kontext umfassender Veränderungen innerhalb des britischen Einzelhandelsunternehmens, das sowohl für seine Waitrose-Supermärkte als auch seine Kaufhäuser bekannt ist. In diesem Beitrag wird die Gehaltsentwicklung von Jason Tarry, die Hintergründe der Positionsänderungen bei John Lewis sowie die damit verbundenen betriebsinternen und branchenweiten Umbrüche eingehend betrachtet. Dabei werfen wir einen Blick auf die Rolle von Führungskräften im Einzelhandel, die Auswirkungen auf die Belegschaft und das aktuelle wirtschaftliche Umfeld, in dem John Lewis agiert. Jason Tarry kam im September letzten Jahres zur John Lewis Partnership und trat damit eine Schlüsselposition in einem Unternehmen an, das sich traditionell als partnerschaftlich geführtes, mitarbeitergebundenes Unternehmen versteht.
Zu Beginn seiner Amtszeit verdiente Tarry in etwa 415.000 Pfund für die ersten viereinhalb Monate, inklusive Nebenkosten wie Pensionszahlungen und anderen finanziellen Vorteilen. Damit bewegte sich sein Einkommen auf dem Niveau seiner Vorgängerin Sharon White, deren Grundgehalt bei 900.000 Pfund lag und die inklusive Zulagen und Pensionsansprüchen auf rund 1,1 Millionen Pfund kam. Über das Gesamtjahr wurde sein Gehalt jedoch nun nach oben angepasst, um es an die Vergütung des bisherigen Chief Executive Officers (CEO), Nish Kankiwala, anzugleichen.
Dieser Führungszuschnitt ist insofern bemerkenswert, als dass die Position des CEO bei John Lewis im Zuge innerbetrieblicher Änderungen künftig nicht mehr existiert. Die Aufgaben des CEO und des Vorsitzenden wurden im Mai 2024 fusioniert, sodass Tarry eine deutlich umfassendere Rolle übernimmt, die sowohl die Leitung des operativen Managements als auch die Führung des Partnerboards beinhaltet. Aus diesem Grund empfahl das Vergütungskomitee eine Anhebung der Vergütung in Einklang mit dem früheren CEO-Gehalt, das zwischen 1,3 und 1,35 Millionen Pfund lag – ein Spitzengehalt, das im Vergleich zum Durchschnittsgehalt der Belegschaft ein Vielfaches darstellt. Der Schritt, die Gehälter von Vorstandsvorsitzendem und Vorsitzendem anzugleichen, spiegelt die veränderten Anforderungen und eine neue Führungsstruktur innerhalb von John Lewis wider. Das Unternehmen reagiert damit auf die Herausforderungen eines sich wandelnden Einzelhandelsumfeldes, in dem digitale Transformation, veränderte Kundenbedürfnisse und wirtschaftliche Unsicherheiten sowie steigender Wettbewerbsdruck von Konkurrenten wie Marks & Spencer dominieren.
Trotz der großzügigen Vergütung für die oberste Führungsebene sieht sich John Lewis mit einem schwierigen Arbeitsmarkt konfrontiert. So erhielten Mitarbeiter im letzten Jahr eine Lohnerhöhung von 7,4 Prozent, wodurch der Mindestlohn auf 11,55 Pfund pro Stunde angehoben wurde. Trotz dieser Steigerung liegt das Unternehmen immer noch hinter einigen Wettbewerbern zurück, die höhere Stundenlöhne bieten. Zugleich reduziert John Lewis kontinuierlich die Gesamtzahl seiner Mitarbeiter – in den letzten zwei Jahren summierte sich der Abbau auf rund 7.500 Arbeitsplätze.
Diese Personalreduktion trägt zur Effizienzsteigerung bei, sorgt jedoch auch für Unsicherheiten und Kritik innerhalb der Belegschaft. Besonders kritisch war auch die Entscheidung, in diesem Jahr erneut auf Bonuszahlungen für Mitarbeiter zu verzichten, obwohl der Konzerngewinn auf 126 Millionen Pfund angestiegen ist – eine Steigerung gegenüber 42 Millionen Pfund im Vorjahr. Weiterhin wurden Leistungen wie Mitarbeiterrabatte und Zugangsprivilegien zu firmeninternen Einrichtungen überdacht und teils eingeschränkt. Beispielsweise gibt es nun eine Beschränkung für ehemalige Mitarbeiter: Wer das Unternehmen verlässt, behält seine Leistungen nur noch für eine Zeit, die der Beschäftigungsdauer bis zu maximal 15 Jahren entspricht. Diese Änderungen haben bei ehemaligen und aktiven Mitarbeitern gemischte Reaktionen hervorgerufen.
Insgesamt zeigen diese Entwicklungen einen tiefgreifenden Wandel bei John Lewis. Die Zusammenlegung der Rollen von CEO und Vorsitzendem unter Jason Tarry zielt auf mehr Agilität und klare Führungslinien ab. Die Anpassung der Vergütung spiegelt die Erwartungen wider, die an die Führungskraft in einem schwierigeren und komplexeren Marktumfeld gestellt werden. Gleichzeitig gibt es Versuche, die Arbeitskosten zu kontrollieren und Investitionen selektiv zu tätigen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Jason Tarry bringt als ehemaliger leitender Manager bei Tesco umfangreiche Erfahrungen aus dem Einzelhandel mit, die er bei John Lewis einbringt.
Die Übernahme einer erweiterten Rolle signalisiert zudem, dass das Unternehmen verstärkt auf eine zentralisierte und strategisch fokussierte Führung setzt. Dabei könnte Tarrys Weg auch maßgeblich die Zukunft von John Lewis prägen, das in den letzten Jahren mit strukturellen Herausforderungen, veränderten Konsumgewohnheiten und dem Druck des Online-Handels zu kämpfen hatte. Für die Angestellten und Partner von John Lewis bleibt abzuwarten, wie erfolgreich die neue Führung die Balance zwischen wirtschaftlicher Stabilität, Mitarbeitermotivation und Kundenorientierung schafft. Auch das Image des Unternehmens als sozial engagierter Arbeitgeber steht auf dem Prüfstand, da Gehaltsunterschiede zwischen Führungsetage und Durchschnittskraft stark ins Gewicht fallen und Diskussionen über faire Entlohnung befeuern. Die Situation bei John Lewis ist exemplarisch für viele traditionelle Einzelhändler, die sich an neue Marktbedingungen anpassen müssen.