Die Kryptowelt steht erneut vor einer Turbulenz, die die Investoren aufhorchen lässt. Der Utility-Token MOVE, der zur Ethereum Layer-2 Modularnetzwerk Movement Network gehört, hat innerhalb kürzester Zeit einen dramatischen Kurssturz um rund 70 Prozent erlebt und damit Millionen an Marktkapitalisierung verloren. Erschwerend kommt hinzu, dass einer der Gründer, Rushi Manche, suspendiert wurde und Coinbase, eine der weltweit führenden Krypto-Börsen, angekündigt hat, den Handel des Tokens zu pausieren. Diese Entwicklungen werfen viele Fragen auf und sorgen für wachsende Unsicherheit unter den Anlegern. Wie konnte es zu dieser Abwärtsspirale kommen und was bedeutet das für die Zukunft von MOVE? Der folgende Text gibt einen detaillierten Überblick über die Geschehnisse, die Hintergründe und mögliche Szenarien.
MOVE startete ursprünglich mit großen Ambitionen. Seit dem Launch der Mainnet-Beta und des zugehörigen Tokens im Dezember 2024 wurde das Ethereum Layer-2-Netzwerk als innovatives Projekt mit großem Potenzial gefeiert. Frühzeitig schien der Erfolg greifbar, als MOVE im Januar 2025 eine Marktkapitalisierung von beeindruckenden 2,5 Milliarden US-Dollar erreichte. Diese Einschätzung wurde durch eine Series-B-Finanzierungsrunde bestätigt, bei der innerhalb kurzer Zeit 100 Millionen US-Dollar eingesammelt und das Projekt mit 3 Milliarden Dollar bewertet wurde. Doch trotz dieser positiven Anfangsphase folgte auf die Euphorie ein starker Abwärtstrend, der das Token deutlich unter die Erwartungen vieler Investoren fallen ließ.
Der Preisverfall von über 70 Prozent und der heutige Marktwert von weniger als 500 Millionen Dollar sind alarmierende Indikatoren. Die Ursachen sind vielseitig, doch vor allem schlechte Marktstrategien und interne Governance-Probleme stehen im Zentrum. Es hat sich gezeigt, dass die Marktmacher und das Management hinter MOVE offenbar nicht in der Lage waren, eine stabile Handelsumgebung zu schaffen. Stattdessen gab es Berichte über fragwürdige Marktaktionen und eine unklare Tokenverteilung, die die Stimmung am Markt zusätzlich verschlechterten. Der entscheidende Wendepunkt kam Anfang Mai 2025, als Movement Labs die Suspendierung des Mitgründers Rushi Manche bekanntgab.
Die Angelegenheit hängt mit einer eingeleiteten externen Untersuchung zusammen, die Unregelmäßigkeiten in Bezug auf Governance-Prozesse und den Einfluss von Market Makern untersucht. Nur kurze Zeit später kündigte Coinbase an, den Handel von MOVE ab dem 15. Mai 2025 vorübergehend auszusetzen. Händler können ab diesem Zeitpunkt nur noch Limit-Orders platzieren, bis der Handel komplett ruht. Diese Maßnahme wurde getroffen, um den eigenen hohen Listing-Standards gerecht zu werden und weitere Marktverwerfungen zu verhindern.
Die Vorwürfe gegen die Projektleitung sind schwerwiegend. Untersuchungen ergaben, dass ein Anteil von 5 Prozent der an Web3Port zugeteilten MOVE-Token unerwartet an eine Drittpartei namens Rentech weitergeleitet wurde. Dieses Unternehmen liquidierte die Tokens umgehend, was zu massiven Verkäufen am Markt führte. Co-Gründer Cooper Scanlon bestätigte interne Prüfungen dieser Vorfälle, die auf eine mögliche Planmäßigkeit hindeuten. Es gibt Hinweise auf Absprachen, die darauf abzielten, den voll verwässerten Wert (Fully Diluted Value, FDV) des Tokens auf fünf Milliarden Dollar zu erhöhen, um dann von einem plötzlichen Preisverfall zu profitieren.
Diese Strategie, häufig als „Pump and Dump“ bezeichnet, beschreibt eine Korrelation zwischen künstlich angeheiztem Kurs und anschließendem massiven Verkauf zu Profitzwecken auf Kosten der letzten Investoren. Auch auf sozialen Netzwerken zeigen sich erste Reaktionen. Der bekannte Krypto-Influencer Ansem, ein früher Investor in MOVE, bezeichnete die Investition öffentlich als „die schlechteste“ seines Lebens. Solche Kritiken gegen das Vertrauensverhältnis unterstreichen die zunehmende Skepsis in der Community und sorgen für zusätzlichen Abgabedruck. Rushi Manche selbst räumte inzwischen Fehler ein und gab zu, dass das Team falschen Beratern vertraut und das Projekt in einem schwierigen Marktumfeld schlecht geführt habe.
Ob und in welchem Umfang die Gründer und Berater direkt in die problematischen Tokenverkäufe und Marktmanipulationen involviert sind, wird aktuell noch untersucht. Marktteilnehmer reagieren jedoch unterschiedlich auf die Krise. Während einige Anleger angesichts der negativen Nachrichten verkaufen und sich von MOVE distanzieren, sehen andere Börsianer in der anfänglichen Panik Gelegenheit zum Einstieg. Die Handelsdaten zeigen, dass das Open Interest sowie das Handelsvolumen der MOVE-Derivate in den letzten 24 Stunden stark angestiegen sind. Mit einem Handelsvolumen von über 1,3 Milliarden US-Dollar und einem Long/Short-Ratio nahe der Parität dominieren kurzfristige Spekulationen das Geschehen.
Einige Trader hoffen auf eine sogenannte Short Squeeze, bei der Händler mit Leerverkaufspositionen gezwungen werden, ihre Papiere teuer zurückzukaufen, was den Preis vorübergehend stark treiben könnte. Technisch betrachtet befindet sich MOVE in einer kritischen Phase. Der Token bewegt sich in einem fallenden Keilmuster, das erfahrungsgemäß oft eine Trendumkehr ankündigt. Das wichtige Unterstützungsniveau liegt gegenwärtig bei rund 0,11 bis 0,13 US-Dollar, nahe der 23,6-Prozent-Fibonacci-Retracement-Marke. Ein Ausbruch über den oberen Rand des Keils und eine Schließung über dem 9-Tage-Durchschnitt (SMA) um 0,23 US-Dollar könnten kurzfristig eine Erholung einleiten.
Langfristig wären die nächsten Widerstände bei etwa 0,29, 0,42, 0,55 und 0,63 US-Dollar zu erwarten. Scheitert MOVE hingegen an der Unterstützung, könnte sich die Abwärtsbewegung weiter fortsetzen und zu zusätzlicher Negativstimmung führen. Die Zukunft von MOVE bleibt ungewiss und hängt von mehreren Faktoren ab. Zum einen spielt der Fortgang der Untersuchungen eine zentrale Rolle. Sollten neue belastende Fakten gegen Verantwortliche auftauchen, könnte das Vertrauen der Investoren weiter erschüttert werden.
Andererseits hat das Projekt noch Chancen auf eine Erholung, insbesondere wenn klare Maßnahmen ergriffen werden, um Governance-Probleme zu beseitigen und die Handelsmechanismen transparenter und stabiler zu gestalten. Die Reaktion der Community sowie die Haltung prominenter Börsen wie Coinbase werden ebenfalls entscheidend sein. Für Anleger ist diese Lage ein Mahnmal dafür, wie wichtig sorgfältige Analyse und Risikomanagement sind, besonders in der volatilen Welt der Kryptowährungen. Die bewegte Geschichte von MOVE zeigt exemplarisch, wie schnell selbst vielversprechende Projekte durch interne Konflikte und undurchsichtige Marktpraktiken ins Wanken geraten können. Trotz der Risiken sollten Investitionen in der Krypto-Industrie immer informiert und mit einem Blick auf die längerfristige Projektentwicklung getätigt werden.
Zusammenfassend steht MOVE nach dem Absturz, der Suspendierung eines Mitgründers und der Handelspause bei Coinbase an einem Scheideweg. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob das Netzwerk und die Community die Krise meistern oder ob weitere Verluste und Vertrauensbrüche drohen. Für die Krypto-Branche bleibt dies ein weiterer Fall, der die Herausforderungen und Risiken bei der Entwicklung dezentraler Projekte verdeutlicht und den Bedarf an solider Governance und Markttransparenz unterstreicht.