Die von der US-Regierung unter Präsident Donald Trump eingeführten Importzölle auf ausländische Fahrzeuge sorgten in den letzten Jahren für erhebliche Turbulenzen in der internationalen Automobilindustrie. Besonders betroffen sind dabei europäische Hersteller wie BMW, die einen wesentlichen Teil ihrer Fahrzeuge in die Vereinigten Staaten exportieren. Trotz dieser Herausforderungen zeigt sich BMWs Vorstandsvorsitzender Oliver Zipse zuversichtlich, dass die Zölle in naher Zukunft deutlich reduziert werden könnten. Zipse rechnet damit, dass die aktuellen 25-prozentigen Strafzölle bis spätestens Juli 2025 gesenkt oder gar aufgehoben werden. Diese Aussage hat sowohl für die Automobilindustrie als auch für die globalen Handelsbeziehungen eine erhebliche Bedeutung und wird intensiv verfolgt.
Die Einführung der Zölle war Teil einer breiteren Handelspolitik der USA, die darauf abzielte, die inländische Produktion zu stärken und den wettbewerblichen Nachteil gegenüber importierten Fahrzeugen zu reduzieren. Gleichzeitig galt die Maßnahme als Druckmittel in den Verhandlungen sowohl mit China als auch mit traditionellen Handelspartnern wie der EU, Kanada und Mexiko. BMW musste durch diese Strategie massive Einbußen hinnehmen. Das Unternehmen meldete für das erste Quartal 2025 einen Gewinnrückgang von 25 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro. Diese Entwicklung ist zum Teil den bestehenden Handelsbarrieren, aber auch dem starken Wettbewerb in Schlüsselregionen wie China geschuldet.
Trotz dieser Herausforderungen hält BMW an seiner Jahresprognose fest und plant, die Profitabilität auf dem Niveau von 2024 zu halten. Grund hierfür ist unter anderem die anhaltend starke Nachfrage nach batterieelektrischen Fahrzeugen (BEVs), deren Absatz trotz des schwierigen Marktumfelds um mehr als 30 Prozent zunahm. Allerdings wirkten sich die Importzölle durchaus spürbar auf die Kostenstruktur des Unternehmens aus. Neben den in den USA erhobenen Zöllen belasteten auch Gegenzölle aus der EU auf chinesische Elektroautos BMW mit zusätzlichen Kosten in Höhe von über 100 Millionen Euro im ersten Quartal. Diese Maßnahmen sind Teil eines komplexen Handelsgeflechts, das sich aus gegenseitigen Vorwürfen staatlicher Subventionen und protektionistischen Maßnahmen zusammensetzt.
BMWs CEO betont, dass eine Rückkehr zu niedrigeren oder gar keinen Zöllen für alle Seiten von Vorteil wäre. Er verweist darauf, dass die derzeitigen Kosten für alle Beteiligten erheblich sind und keine Partei langfristig Gewinner aus diesem Konflikt hervorgehen kann. Besonders das Nordamerikanische Freihandelsabkommen, das USMCA, das ursprünglich den freien Handel zwischen den USA, Kanada und Mexiko gewährleisten sollte, ist durch die Zölle in seiner Wirkung eingeschränkt worden. Ein Abbau dieser Handelsbarrieren könnte die Märkte stabilisieren und so für eine Entspannung in der Branche sorgen. Neben den wirtschaftlichen Aspekten rücken auch die politischen Dimensionen stärker in den Vordergrund.
Die US-Regierung hat angekündigt, mehrere neue Handelsabkommen mit wichtigen Partnern voranzutreiben, die ebenfalls zur Reduzierung der Zölle beitragen könnten. Die 90-Tage-Pause auf bestimmte Zolltarife läuft im Juli aus und hinterlässt eine große Unsicherheit, wie es danach weitergeht. BMW ist angesichts der bestehenden Fertigungsstätten in den USA, beispielsweise im Werk in Spartanburg, South Carolina, vergleichsweise gut aufgestellt. Diese lokalen Produktionskapazitäten erlauben es dem Unternehmen, den direkten Einfluss von Zöllen auf bestimmte Modellreihen zu reduzieren. Gleichzeitig verdeutlicht Zipse, dass die Argumente von BMW gegen die Zölle bei politischen Entscheidungsträgern zunehmend Gehör finden.
Die Automobilindustrie insgesamt befindet sich in einer Phase tiefgreifender Transformation. Globale Handelskonflikte, technologische Umbrüche hin zur Elektromobilität und steigende regulatorische Anforderungen belasten die Hersteller. Die Aussicht auf eine Reduzierung der Importzölle bringt deshalb eine dringend benötigte Entlastung in einem ansonsten herausfordernden Umfeld. Die variierenden Absatzentwicklungen in den einzelnen Regionen unterstreichen die Komplexität der Situation. Während die Verkäufe in China im ersten Quartal 2025 um 17 Prozent zurückgingen, konnten BMW in Europa und den USA leichte Zuwächse von 6 beziehungsweise 4 Prozent vorweisen.
Dieses unterschiedliche Marktverhalten verdeutlicht, wie stark globale Wirtschafts- und Handelspolitik die Position von Automobilherstellern beeinflussen. Die Prognose von Oliver Zipse signalisiert eine mögliche Entspannung in den Handelsbeziehungen, die auch für andere deutsche und europäische Hersteller von großer Bedeutung wäre. Denn der derzeitige Zollstreit belastet nicht nur die Gewinne, sondern auch die zum Teil gestörten Lieferketten und die Investitionspläne der Unternehmen. Parallel dazu steht die Umstellung auf emissionsfreie Antriebe im Fokus. Die hohen Kosten der Tarifhürden könnten gerade für innovative Fahrzeugtypen wie Elektroautos eine Hemmschwelle darstellen, was der gesamten Branche zusätzlichen Druck verleiht.
Insgesamt zeigt sich BMW mit Blick auf die nächsten Monate optimistisch, dass durch politische Verhandlungen und Handelsabkommen eine Rückkehr zu niedrigeren Handelsbarrieren bevorsteht. Dies wäre nicht nur ein Gewinn für BMW, sondern auch für die US-Wirtschaft und die internationale Handelsordnung. Ein Ende der hohen Strafzölle würde den Wettbewerb wieder fairer gestalten, die Preise für Verbraucher senken und neue Investitionen in den Automobilsektor begünstigen. Zugleich mahnt Zipse zu einer konstruktiven und langfristigen Handelsstrategie ohne protektionistische Maßnahmen, um die globalen Märkte stabil zu halten. Die internationale Automobilindustrie bleibt daher ein entscheidender Indikator für den Zustand der Weltwirtschaft und die Entwicklungen in der Handelspolitik.
BMWs Vorhersage zur Senkung der Importzölle bis Juli 2025 bietet Hoffnung auf ein Ende der aktuellen Unsicherheiten und eine Phase von mehr Planungssicherheit und Stabilität.