Im Bereich der künstlichen Intelligenz zeichnet sich ein bedeutender Wandel ab: Agentische KI-Systeme gewinnen zunehmend an Bedeutung und verändern die Art und Weise, wie Softwareentwickler intelligente Anwendungen entwerfen und implementieren. Ein zentraler Baustein dieser Entwicklung ist Googles Agent Development Kit (ADK), das Entwicklern leistungsstarke Werkzeuge an die Hand gibt, um komplexe, autonome Agenten auf Basis moderner Cloud-Technologien zu erstellen. Der Einsatz solcher Systeme birgt sowohl immense Chancen als auch technische Herausforderungen, die eng mit Bereichen wie Softwareentwicklung, DevOps und Systemintegration verbunden sind. Die Grundlagen agentischer KI liegen in der Fähigkeit, dass einzelne Softwareagenten selbständig Aufgaben ausführen, miteinander kommunizieren und dynamisch auf Umweltveränderungen reagieren können. In der Praxis bedeutet dies, dass Programme nicht mehr ausschließlich auf explizite Befehle warten, sondern selbstständig Entscheidungen treffen, Prozesse koordinieren und eigenständig Probleme lösen.
Googles ADK unterstützt diese Prozesse durch eine Vielzahl von Tools und Schnittstellen, die insbesondere auf die Nutzung der Google Cloud Platform (GCP) abgestimmt sind. Damit ist eine nahtlose Integration von Rechenressourcen, Speicher, Datenbanken und APIs gewährleistet, um skalierbare KI-Systeme effizient zu betreiben. Die ADK-Infrastruktur basiert auf zentralen Komponenten wie dem Message Communication Protocol (MCP) und Agent-to-Agent Communication (A2A), die die Kommunikation zwischen autonomen Agenten standardisieren und sichern. Die Verwendung von JSON-basierten Nachrichtenformaten erlaubt eine flexible, plattformunabhängige Übertragung von Befehlen und Daten, die essenziell für die Zusammenarbeit verteilter Agenten ist. Diese Architektur ermöglicht es, komplexe Systeme modular aufzubauen, in denen Agenten unterschiedliche Aufgaben übernehmen, beispielsweise Daten sammeln, verarbeiten oder Interaktionen mit Nutzern durchführen.
Aus der Praxis des Workshops „Build with AI“, der von Google am Standort Cambridge, MA veranstaltet wurde, ergeben sich wichtige Erkenntnisse zur Anwendung des ADK. Teilnehmer berichteten über die intensive Vorbereitung der Systemlandschaft, die zum Großteil aus DevOps-Aufgaben bestand: Das Aufsetzen von Webservern, Backend-Systemen und die Konfiguration verschiedener Google-Dienste bildeten den Schwerpunkt der Arbeit. Während der Python-Code mit wenigen API-Aufrufen vergleichsweise einfach war, ist der Aufwand in der Infrastrukturverwaltung und beim Einrichten der Kommunikationswege nicht zu unterschätzen. Diese Beobachtung unterstreicht die steigende Bedeutung von DevOps-Kompetenzen bei der Arbeit mit agentischen KI-Systemen. Ebenso zeigt sich, dass ein Verständnis fürs Debuggen von Nachrichtenaustausch zwischen verschiedenen Systemen unerlässlich ist, um Fehlerquellen effektiv zu identifizieren.
Die Verlagerung vom klassischen Data Science-Ansatz hin zu einer stärker software- und infrastrukturolientierten Entwicklung prägt die Landschaft der Agententwicklung in 2025 deutlich. Viele spezialisierte Data Science Kenntnisse werden für den Aufbau solcher Systeme nicht zwingend benötigt, da Frameworks wie MCP, A2A und LangChain zunehmend als ausgereifte, modulare Bausteine fungieren. Die Herausforderung liegt vielmehr in der Gestaltung effizienter, sicherer und kosteneffektiver Kommunikationsarchitekturen und des Zusammenspiels unterschiedlicher Services. Entsprechend gewinnen Softwareengineering-Kompetenzen, insbesondere in der Backend-Entwicklung, Systemadministration und Cloud-Architektur, an Bedeutung. Die Rolle von Google als Plattformanbieter ist dabei kritisch: Sie stellen nicht nur die Infrastruktur, sondern auch Tools für das Monitoring und Debugging bereit, die Transparenz über den Nachrichtenfluss in verteilten Systemen schaffen.
Gerade im Umgang mit hochkomplexen, dynamischen Agentennetzen ist diese Sichtbarkeit von Nachrichtenflüssen unerlässlich, um Stabilität und Performance zu gewährleisten. Dies schließt zudem Aspekte wie Zugriffssteuerung (Permissioning) und Kostenmanagement ein, die gerade in der Cloud-Umgebung durch unsachgemäße Konfiguration erhebliche betriebliche Risiken darstellen können. Langfristig gesehen zeigt sich, dass das Ökosystem agentischer KI systematisch wächst und sich professionalisiert. Workshops wie „Build with AI“ helfen, die Lücke zwischen theoretischem Verständnis und praktischer Umsetzung zu schließen. Gleichzeitig liegt eine Herausforderung darin, weiteren Entwicklerkreisen, die nicht über tiefes DevOps-Wissen verfügen, den Einstieg zu erleichtern.
Automatisierung, vereinfachte Scripts und Best-Practice-Vorlagen werden künftig eine entscheidende Rolle spielen, um die Komplexität zu reduzieren und agile Entwicklung zu ermöglichen. Die technologischen Fortschritte in diesem Bereich eröffnen neue Möglichkeiten für vielfältige Anwendungsfelder. Agentische KI kann in personalisierten Assistenzsystemen, der Automatisierung von Unternehmensprozessen, im Customer Support oder in der intelligenten Steuerung von IoT-Geräten eingesetzt werden. Darüber hinaus ermöglichen die Modularität und Skalierbarkeit der ADK-basierten Systeme, innerhalb kurzer Entwicklungszyklen innovative Produkte zu kreieren und an sich schnell ändernde Anforderungen anzupassen. Aus Sicht der Organisationskultur stellt die Entwicklung agentischer KI eine Verschiebung im interdisziplinären Arbeiten dar.
Während klassische Data Science Teams eng mit Datenanalysten und Forschern zusammenarbeiteten, sind nun multidisziplinäre Teams gefragt, die Softwareentwicklung, DevOps, Cloud-Architektur und KI-Expertise kombinieren. Dies verlangt neue Managementansätze, um den Wissenstransfer zu fördern und effiziente Zusammenarbeit sicherzustellen. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Googles Agent Development Kit ein Meilenstein für die praktische Entwicklung agentischer KI-Systeme ist. Es verknüpft technologische Innovation mit der Infrastruktur eines führenden Cloud-Anbieters und macht die Entwicklung komplexer AI-Agenten zugänglicher. Gleichzeitig verdeutlicht die Praxis, dass die Hauptschwierigkeiten weniger in der Modellierung der KI selbst, sondern vielmehr in der Einrichtung, Wartung und Überwachung der zugrunde liegenden Systeme liegen.
Wer heute in der Lage ist, Softwareentwicklung mit DevOps-Expertise zu verbinden, hat die besten Voraussetzungen, um im aufkommenden Feld der agentischen KI erfolgreich zu sein.