Der britische Einzelhandelsmarkt, insbesondere im Lebensmittelsektor, ist hart umkämpft. Angesichts steigender Lebenshaltungskosten und veränderter Konsumgewohnheiten standen Supermarktketten wie Asda in den letzten Jahren vor großen Herausforderungen. Doch aktuell zeichnet sich beim drittgrößten Lebensmittelhändler Großbritanniens eine positive Trendwende ab, die von Branchenkennern als „green shoots“ der Erholung bezeichnet wird. Die jüngsten Quartalszahlen und Unternehmensmeldungen geben Anlass zu vorsichtigem Optimismus, dass Asda seinen Abwärtstrend stoppen und sich wieder neu positionieren kann. Dabei sind mehrere Faktoren entscheidend, die aus logistischer, preislicher und strategischer Sicht zum langsam einsetzenden Aufschwung beitragen.
Asda, im Besitz der Private-Equity-Gesellschaft TDR Capital, konnte im ersten Quartal des Jahres 2025 eine Verlangsamung des Umsatzrückgangs verzeichnen. Die berichteten wie-für-wie-Umsätze, einen wichtigen Indikator für die nachhaltige Geschäftsentwicklung, fielen in den ersten vier Monaten des Jahres um 3,1 Prozent. Das mag auf den ersten Blick nach einem Rückgang klingen, ist aber im Vergleich zum vorangegangenen Quartal mit einem Minus von 4,2 Prozent bereits eine deutliche Verbesserung. Darüber hinaus zeigte sich im Monat Mai eine weitere Aufwärtsbewegung. Diese Zahlen sind im Kontext der schwierigen makroökonomischen Rahmenbedingungen, die viele Verbraucher zum sparsamen Einkauf zwingen, durchaus als Erfolg zu werten.
Maßgeblich für die positive Entwicklung ist eine gezielte Preispolitik. Asda hat im Februar und März 2025 den Preis von rund 10.000 Produkten reduziert, was über ein Drittel des gesamten Sortiments ausmacht. Dieses Vorgehen soll sicherstellen, dass Asda im direkten Wettbewerb die günstigeren Preise anbietet – mit einer geplanten Preisdifferenz von rund 3 bis 6 Prozent gegenüber anderen großen Supermarktketten wie Tesco und Sainsbury’s. Diese Strategie wird vom Executive Chairman Allan Leighton als wesentlicher Faktor für die Verbesserung des Umsatztrends gesehen.
Allerdings ging diese Strategie auch mit der Warnung einher, dass die Margen des Unternehmens dadurch „materiell“ beeinträchtigt werden könnten, was die kurzfristige Profitabilität belasten dürfte.Neben der Preisgestaltung hat auch die Verfügbarkeit von Waren eine entscheidende Rolle gespielt. Seit Jahresbeginn konnte Asda die Produktverfügbarkeit von 90 Prozent auf 95 Prozent steigern. Dies bedeutet, dass Kunden öfter und zuverlässiger die gewünschten Artikel im Regal vorfinden, was die Kundenzufriedenheit erhöht und Wiederkehrraten verbessert. Insbesondere im Lebensmittelsektor, wo frische Waren und Grundnahrungsmittel essenziell sind, kann eine hohe Warenverfügbarkeit ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein.
Branchenbeobachter zeigten sich beeindruckt von der raschen Steigerung der Lagerbestände und der Handelslogistik. Die verbesserte Produktverfügbarkeit resultiert aus Optimierungen in der Lieferkette und dem Bestandsmanagement mithilfe moderner Technologien.Die Kundenloyalität profitierte ebenfalls von diesen Bemühungen. Kundenbewertungen und Zufriedenheitsindikatoren verbesserten sich während der letzten Monate. Dies unterstützt die These, dass Asda nicht nur günstiger geworden ist, sondern auch um Kundenerwartungen hinsichtlich Service und Angebotserlebnis bemüht ist.
Die Kombination aus attraktiven Preisen und besserer Verfügbarkeit ist ein zentraler Schlüssel, um Marktanteile wieder zurückzugewinnen und drohende Abwanderungen zu Wettbewerbern zu vermeiden.Der Hintergrund dieser Entwicklungen ist eng mit der Rückkehr von Allan Leighton verbunden, der im November 2024 als Executive Chairman zu Asda zurückgekehrt ist. Leighton besitzt umfangreiche Erfahrung aus seiner vorherigen Tätigkeit als CEO, als er Asda vor zwei Jahrzehnten erfolgreich aus einer schwächelnden Marktposition herausführte und für eine profitable Übernahme durch Walmart vorbereitete. Seine Rückkehr wird in der Branche als klares Signal für einen grundlegenden Turnaround verstanden. Seine Strategie verbindet preisliche Wettbewerbsfähigkeit mit operativer Effizienz und einem verbesserten Kundenerlebnis.
Skeptisch betrachtet werden jedoch die Herausforderungen, die weiterhin für Asda bestehen. Der Lebensmitteleinzelhandel in Großbritannien bleibt von volatilen Rohstoffpreisen, gestiegenen Energiekosten und sich verändernden Verbraucherpräferenzen geprägt. Inflation und wirtschaftliche Unsicherheiten drücken auf die Kaufkraft der Konsumenten, die vermehrt nach günstigen Alternativen suchen. Gleichzeitig erhöhen technologische Innovationen und sich wandelnde Vertriebsmodelle den Wettbewerbsdruck durch Online-Anbieter und Discounter.Marktforscher wie Kantar bestätigen zwar eine Trendwende bei Asda, sehen jedoch, dass der Marktanteil aktuell weiterhin um 90 Basispunkte auf 12,1 Prozent gefallen ist.
Diese Rückgänge zeigen, wie hart der Wettbewerb um den Kunden ist und wie viel Arbeit es noch bedarf, die einstige Marktposition wiederherzustellen. Dennoch ist Asdas derzeitige Leistung die beste seit Mai 2024 und gibt Anlass zur Hoffnung, dass weitere Initiativen und Investitionen die Erholung nachhaltig unterstützen.Zukunftsgerichtet plant Asda, die Preiskampagne weiterzuführen, ohne jedoch die langfristige Rentabilität aus den Augen zu verlieren. Innovative Konzepte wie Nachhaltigkeit, regionale Produktangebote und digitale Services sollen zusätzlich neue Kundengruppen ansprechen und bestehende Kunden binden. Asda versteht sich dabei zunehmend als Player, der nicht nur durch günstige Preise, sondern auch durch Qualität und Service überzeugt.