Die sogenannte „Gain of Function“-Forschung steht seit Jahren im Zentrum intensiver wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Debatten. Dabei geht es um Experimente, bei denen Viren oder Bakterien genetisch verändert werden, um bestimmte neue Eigenschaften zu verleihen – beispielsweise eine erhöhte Übertragbarkeit oder Virulenz. Diese Art der Forschung hat das Potenzial, wichtige Erkenntnisse über Krankheitserreger zu liefern, birgt jedoch auch erhebliche Risiken für die öffentliche Gesundheit. Im Mai 2025 unterzeichnete Präsident Donald Trump eine Executive Order, also eine Exekutivanordnung, die die Forschung an solchen Krankheitserregern deutlich einschränkt und neue, strengere Auflagen festlegt. Diese Verordnung setzt an der langen Debatte um die Sicherheit und Verantwortung in der Forschung an, die insbesondere im Zuge der Covid-19-Pandemie neue Brisanz erhielt.
Die „Gain of Function“-Forschung hat das Ziel, Pathogenen durch gezielte genetische Manipulation neue Funktionen zu verleihen. Wissenschaftler modifizieren zum Beispiel Vogelgrippeviren, um herauszufinden, welche Mutationen eine Verbreitung unter Menschen ermöglichen könnten. Das Wissen über solche Mechanismen ist essenziell, um künftige Pandemien früher erkennen und besser verhindern zu können. Daneben gibt es auch medizinische Anwendungen der Technologie, wie die Herstellung von Insulin mittels Bakterien, was vielen Menschen mit Diabetes das Leben erleichtert. Trotz dieser Potentiale haben Kritiker schon lange vor den Gefahren gewarnt, die aus solchen Experimenten erwachsen können.
Ein versehentlicher Ausbruch eines künstlich veränderten Krankheitserregers könnte fatale Folgen haben. Aufgrund dieser Bedenken hatte die US-Regierung 2014 zunächst sämtliche Bundesmittel für Forschungsvorhaben gestoppt, die das Risiko einer Erhöhung der Virulenz beinhalteten. Unter der Trump-Administration wurde dieser Stopp im Jahr 2017 aufgehoben und durch eine neue Prüfprozedur ersetzt, die gefährliche Forschungen besser überwachen sollte. Die Coronavirus-Pandemie hat die Kontroverse um „Gain of Function“-Forschung nochmals in den Fokus gerückt. Präsident Trump und andere Politiker behaupteten wiederholt, dass das SARS-CoV-2-Virus aus einem Labor in Wuhan stammen könnte, möglicherweise als Ergebnis solcher riskanter Forschung.
Diese Theorie führten sie als Begründung an, warum solche Experimente strenger reguliert werden müssten. Die wissenschaftliche Gemeinschaft jedoch zeigt sich zu diesem Thema geteilter Meinung. Während einige US-Geheimdienste das Laborleck-Szenario mit geringer bis mittlerer Sicherheit als möglich einstufen, favorisieren mehrere andere Behörden eine natürliche Entstehung des Virus – etwa durch eine Übertragung von Wildtieren auf dem Markt in Wuhan. Vor diesem Hintergrund sieht die neue Verordnung von Präsident Trump eine deutliche Verschärfung der Regulierung vor. Sie kritisiert die bisherige Regelung unter Präsident Biden als unzureichend und fordert die Entwicklung eines neuen, strengeren Regelwerks.
Ziel ist es, Experimente zu unterbinden, die genetische Veränderungen von Krankheitserregern mit potenziell gefährlichen Eigenschaften vorsehen, insbesondere wenn diese Forschung in Ländern von besonderem Sicherheitsinteresse wie China durchgeführt wird. Auch innerhalb der USA soll es verschärfte Kontrollen geben. Darüber hinaus verlangt die Verordnung die Entwicklung einer Strategie zum Schutz vor riskanter Forschung, die ohne Finanzierung durch Bundesmittel erfolgt. Dies gilt besonders für privat finanzierte Labore oder internationale Kooperationen, die nicht der direkten Aufsicht der US-Regierung unterliegen. Die Bedeutung eines solchen Schutzmechanismus wird angesichts der globalisierten Wissenschaft und der zunehmenden Zusammenarbeit über Landesgrenzen hinweg immer deutlicher.
Die Reaktionen auf Trumps Executive Order sind vielfältig. Befürworter der Verordnung heben die Notwendigkeit hervor, Lehren aus der Pandemie zu ziehen und das Risiko künftiger Krisen durch gefährliche Laborunfälle zu minimieren. Sie argumentieren, dass eine strenge Regulierung unverzichtbar ist, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten und einen verantwortungsbewussten Umgang mit Biotechnologien sicherzustellen. Gleichzeitig warnen viele Forscher und Vertreter der Wissenschaft davor, dass zu rigide Einschränkungen die Innovationskraft hemmen und wichtige Fortschritte in der Virologie und Immunologie verzögern könnten. Die Darstellung, dass die Pandemie auf gefährliche Forschung zurückgehen könnte, wird von vielen Wissenschaftlern als politisch motiviert oder zumindest unbewiesen zurückgewiesen.
Die Debatte zwischen Forschungsvorteilen und Sicherheitsrisiken ist keineswegs neu und weit komplexer, als es öffentliche Schlagzeilen oft vermitteln. Wissenschaftliche Arbeiten zeigen, dass „Gain of Function“-Experimente durchaus essenzielle Einsichten in Krankheitsmechanismen zulassen, die für Impfstoffentwicklung und Katastrophenvorsorge entscheidend sind. Doch gleichzeitig unterstreichen gerade aktuelle Entwicklungen, wie wichtig es ist, transparente und unabhängige Kontrollmechanismen zu etablieren, um das Risiko für Mensch und Umwelt so gut wie möglich zu minimieren. Auch international gibt es unterschiedliche Ansätze und Standards im Umgang mit solchen Forschungsvorhaben. Während manche Länder strenge Vorschriften eingeführt haben, die teilweise an die US-Politik angelehnt sind, bevorzugen andere einen eher liberalen Ansatz, um Forschung nicht unnötig zu behindern.
Dies führt zu Fragen rund um die globale Zusammenarbeit, den Informationsaustausch sowie die Harmonisierung von Sicherheitsstandards im Bereich der Biowissenschaften. Die Executive Order von Präsident Trump markiert somit einen bedeutsamen Einschnitt in die Regulierungslandschaft der biomedizinischen Forschung in den USA. Sie signalisiert eine deutlich härtere Linie bei der Überwachung gefährlicher Forschungsvorhaben und einen verstärkten Fokus auf nationale Sicherheitsinteressen. Für Wissenschaftler bedeutet dies eine neue Phase, in der strenge Auflagen und Kontrollverfahren zu beachten sind. Die Herausforderung wird darin liegen, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen wissenschaftlicher Freiheit, Innovationspotenzial und öffentlicher Sicherheit zu finden.
Zukunftsweisend bleibt die Frage, wie sich diese politischen Entscheidungen auf die globale Pandemieprävention auswirken. Ein verstärkter Schutz vor riskanter Forschung kann dazu beitragen, potenzielle Ausbrüche künstlich veränderter Viren zu verhindern. Gleichzeitig ist ein offener und fundierter wissenschaftlicher Dialog erforderlich, um neue Erkenntnisse zugänglich zu machen und gemeinsam gegen persistente wie aufkommende Gesundheitsbedrohungen vorzugehen. In diesem Spannungsfeld von Sicherheit, Wissenschaft und Politik ist die neue Trump-Verordnung ein klarer Schritt, der die bisherigen Praktiken kritisch hinterfragt und entsprechende Maßnahmen fordert. Die Auswirkungen auf die Forschungsgemeinschaft und die internationale Gesundheitsvorsorge werden noch einige Jahre zu beobachten sein.
Zudem steht die stetige Anpassung und Weiterentwicklung von Regularien im Mittelpunkt, um wissenschaftliche Chancen optimal zu nutzen, ohne dabei die Risiken für die Gesellschaft zu vernachlässigen.