PDD Holdings, das Unternehmen hinter der beliebten chinesischen E-Commerce-Plattform Pinduoduo und ihrem internationalen Ableger Temu, hat im ersten Quartal 2025 enttäuschende Geschäftsergebnisse vorgelegt. Die Aktie des Unternehmens geriet an der Börse ins Stürzen und fiel zwischenzeitlich um mehr als 14 Prozent. Hintergrund für die negative Stimmung sind nicht nur verfehlte Umsatzerwartungen, sondern auch die Belastungen durch anhaltende Handelskonflikte und die Umgestaltung der US-Zollpolitik, die gerade im Bereich kleinerer Importe aus China zu spürbaren Mehrkosten führen. Diese Entwicklung stellt den Wachstumskurs der Firma infrage und wirft ein Schlaglicht auf die unsicheren Marktbedingungen für globale E-Commerce-Unternehmen. Die jüngsten Quartalszahlen verdeutlichen die Herausforderungen, denen PDD derzeit gegenübersteht.
Das Unternehmen meldete einen Umsatz von 95,67 Milliarden Yuan, was in US-Dollar umgerechnet rund 13,28 Milliarden entspricht. Analysten hatten für diesen Zeitraum jedoch mit einem Umsatz von über 103 Milliarden Yuan gerechnet. Noch gravierender fällt die Entwicklung bei den bereinigten Gewinnen aus, die mit 11,41 Yuan je American Depositary Receipt (ADS) die Schätzungen von 18,89 Yuan deutlich verfehlten – ein Rückgang um nahezu 50 Prozent im Jahresvergleich. Die Wachstumsrate des Umsatzes beschleunigte sich zwar, nahm jedoch mit einem Plus von rund 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erheblich ab. Zum Vergleich: In den vier vorausgegangenen Quartalen konnte PDD noch zweistellige bis dreistellige Wachstumsraten realisieren, die nun stark abflachten.
Die Limitationen des Geschäftsmodells offenbaren sich vor allem durch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die sich ständig wandelnden Handelsbeziehungen zwischen den USA und China. Im Inland kämpft Pinduoduo mit einer schleppenden Konsumnachfrage auf dem chinesischen Markt, der durch wirtschaftliche Unsicherheiten und geringere Ausgabenbereitschaft der Verbraucher geprägt ist. International steht Temu vor der Herausforderung, durch den Handelskrieg bedingte höhere Zölle auf Warenimporte in die USA zu verkraften. Die Abschaffung der sogenannten De-Minimis-Ausnahme, die zuvor kleine Warensendungen aus China zollfrei ließ, wirkt sich dabei besonders negativ auf den kostenbewussten Online-Händler aus, der sich stark auf günstige und kleinvolumige Warenlieferungen spezialisiert hat. Angesichts dieser Schwierigkeiten hat PDD angekündigt, seine Investitionen auszuweiten, um Händler und Verbraucher stärker zu unterstützen.
Das Unternehmen möchte so das Ökosystem von Pinduoduo und Temu stärken und auf die veränderten Marktanforderungen reagieren. Dies umfasst unter anderem den Ausbau lokaler Lagerkapazitäten, um schneller auf die Bedürfnisse des Marktes reagieren zu können und gleichzeitig von den Handelsrestriktionen unabhängiger zu werden. Die langfristige Strategie sieht zudem eine engere Zusammenarbeit mit lokalen Händlern vor, die durch bessere Vorratshaltung und vielfältigere Produktangebote dazu beitragen sollen, die Kundenbasis zu erweitern und zurückzugewinnen. Die Maßnahmen scheinen jedoch kurzfristig kaum zu greifen, wie der starke Kursverfall der PDD-Aktie an der US-Börse zeigt. Das Papier fiel unter wichtige gleitende Durchschnittslinien wie den 21-Tage-, 50-Tage- und 200-Tage-Durchschnitt, was technisch ein negatives Signal ist und weitere Verkäufe begünstigen könnte.
Mit einer aktuellen Bewertung, die mehr als 30 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegt, unterstreicht die Börse ihre Skepsis gegenüber dem Wachstumspotenzial und der Profitabilität des Unternehmens. Erschwerend kommt hinzu, dass PDD in einem stark umkämpften Markt agiert. In China konkurriert Pinduoduo unvermindert heiß mit Branchenriesen wie Alibaba und JD.com. International macht Temu mit immens hohen Werbeausgaben, unter anderem für Super-Bowl-Werbespots, auf sich aufmerksam und setzt Amazon und anderen globalen Online-Händlern zu.
Dennoch wirken sich der erhöhte Konkurrenzdruck und die volatileren Rahmenbedingungen durch geopolitische Spannungen deutlich belastend aus. Ein Hoffnungsschimmer für PDD war die jüngste Einigung der USA und China, die Anfang Mai 2025 eine temporäre Senkung der Tarife vorsah. Insbesondere die Wiedereinführung von reduzierten Zöllen für kleine Pakete an amerikanische Verbraucher war ein positives Signal für den Außenhandel von Temu. Doch das Risiko neuer Zollerhöhungen bleibt bestehen, da insbesondere von Seiten des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump wiederholt mit drastischen tarifären Maßnahmen gedroht wird, die die Lieferketten und den Handel weiter verkomplizieren könnten. PDDs Vorstand zeigte sich auf der letzten Analystenkonferenz dennoch zuversichtlich, die Herausforderungen meistern zu können.
Vorstandsvorsitzender Chen Lei betonte, dass das Unternehmen weiterhin auf lokale Märkte setze und dabei die Händler durch verbesserte Lagerbestände und attraktivere Angebote unterstütze. „Unabhängig von politischen Änderungen werden wir den Fokus auf operative Exzellenz legen und die Händler bestmöglich stärken“, so Chen Lei. Diese Ausrichtung auf Nachhaltigkeit und Anpassungsfähigkeit soll helfen, künftiges Wachstum zu sichern, auch wenn kurzfristige Rückschläge unvermeidbar erscheinen. Eine wichtige Rolle spielt auch die Entscheidung von PDD, seinen Hauptsitz 2023 nach Dublin zu verlegen, was als strategischer Schritt zur Internationalisierung und zur Wahrung der operativen Flexibilität gilt. Obwohl das Unternehmen seine Einnahmen nicht nach Plattformen aufschlüsselt, wird erwartet, dass Temu trotz der Schwierigkeiten weiterhin als treibende Kraft für internationales Wachstum fungiert.
Gleichzeitig bleibt Pinduoduo für das Innengeschäft in China zentral, das auch künftig eine bedeutende Umsatzquelle ist. Nicht zuletzt hat PDD bereits angekündigt, satte 100 Milliarden Yuan in Initiativen zu investieren, die Händler auf der Plattform unterstützen sollen – eine Maßnahme, die als Reaktion auf jüngste Proteste unzufriedener Temu-Händler zu sehen ist. Diese forderten mehr Fairness und geringere Kostenstrukturen angesichts der zusätzlichen Belastungen durch neue Zölle und interne Strafmaßnahmen. Die Investitionen dienen dazu, das Vertrauen der Händler zu festigen und deren Geschäftserfolg langfristig zu sichern, um die Attraktivität der Plattform zu erhalten. Trotz der derzeitigen Widrigkeiten hat PDD die Börsenjahresperformance nicht vollständig eingebüßt.
Die Aktie zeigt trotz des heftigen Kursrutsches im Mai 2025 bisher noch ein Plus von rund 7 Prozent in diesem Jahr, wenngleich im 12-Monats-Vergleich ein erheblicher Verlust von mehr als 35 Prozent zu verzeichnen ist. Technische Ratings wie der IBD Composite Rating von 86 von 99 signalisieren zwar grundsätzlich gute Voraussetzungen, gleichzeitig weist der Relative Stärke-Wert von 35 von 99 auf kurzfristige Schwäche hin. Insgesamt steht PDD stellvertretend für viele chinesische Technologieunternehmen, die global wachsen wollen, dabei aber auf geopolitische und wirtschaftliche Unsicherheiten stoßen. Der US-China-Handelsstreit wirkt sich unmittelbar auf die Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität aus. Für Anleger und Marktteilnehmer bleibt das Unternehmen ein spannender, aber auch riskanter Kandidat, der mit kreativen Strategien und substantiellen Investitionen kämpft, um sich in einem schwierigen Umfeld zu behaupten.
Die kommenden Monate werden zeigen, wie PDD auf die weitere Entwicklung der Handelsbeziehungen und die Nachwirkungen der Tarifpolitik reagiert. Für den Markt bleibt das Unternehmen dennoch ein interessanter Akteur mit hohem Wachstumspotenzial, sofern sich die Rahmenbedingungen stabilisieren und die Investitionen Früchte tragen. Analysten und Investoren sollten die Entwicklung genau beobachten und mögliche Chancen sowie Risiken sorgfältig abwägen, um von einer möglichen Erholung oder weiteren Herausforderungen frühzeitig profitieren zu können.