Die US-amerikanische Möbel- und Heimdekor-Einzelhandelskette At Home Group steht vor bedeutenden Herausforderungen, die das Unternehmen dazu veranlassen, den Schutz nach Chapter 11 des US-Insolvenzrechts vorzubereiten. Dieser Schritt ist eine Reaktion auf anhaltende finanzielle Schwierigkeiten und Liquiditätsprobleme, die sich in den letzten Monaten verschärft haben. Die Situation von At Home bietet eine aufschlussreiche Fallstudie für die Auswirkungen globaler Handelskonflikte, sich verändernder Lieferketten und der Notwendigkeit von Restrukturierungsmaßnahmen im Einzelhandel. At Home betreibt derzeit 266 Filialen in 40 Bundesstaaten und Territorien der USA. Das Unternehmen befindet sich seit Mai 2024 unter der Leitung des neuen CEOs Brad Weston, der von der Private-Equity-Firma Hellman & Friedman unterstützt wird.
Die Finanzen von At Home sind jedoch trotz dieser Führung angespannt geblieben, was vor allem auf externe Faktoren wie Zölle und Handelskonflikte zurückzuführen ist, die Kosten und Versorgungsketten erheblich belastet haben. Ein wesentlicher Auslöser der aktuellen Krise war eine versäumte Zinszahlung, die am 15. Mai 2025 fällig war. Diese Nichtbedienung führte zu einer vorübergehenden Stundungsvereinbarung mit den Gläubigern, die bis zum 30. Juni 2025 gilt.
Diese Vereinbarung schafft Zeit, um mögliche Restrukturierungsansätze zu evaluieren und vorbereitet die juristischen und finanziellen Rahmenbedingungen für eine mögliche Chapter 11-Anmeldung. Die angespannte Liquiditätssituation zeigt die Schwierigkeiten, mit denen Einzelhändler im derzeitigen wirtschaftlichen Umfeld konfrontiert sind. Globale Lieferketten haben sich durch erhöhte Zölle insbesondere im Handel mit China verschlechtert. At Home versucht deshalb, seine Abhängigkeit von chinesischen Lieferanten zu reduzieren und hat begonnen, verstärkt mit alternativen Bezugsquellen, unter anderem aus Indien, zusammenzuarbeiten. Dieser Schritt stellt einen wichtigen Teil der Strategie dar, um die Lieferkettensicherheit zu erhöhen und Kosten nachhaltig zu senken.
Im Zuge der finanziellen Unsicherheit sucht At Home nach Wegen, seine Liquidität zu erhöhen. Das Unternehmen verfügt derzeit über eine Kreditfazilität in Höhe von 17,3 Millionen US-Dollar, die es kurzfristig nutzen kann. Dennoch reicht diese Mittelbereitstellung für die langfristige Stabilisierung nicht aus, weshalb weitere Maßnahmen in Form von Restrukturierungen und strategischen Neuausrichtungen unabdingbar erscheinen. Das Thema Insolvenzschutz in Form von Chapter 11 bietet Unternehmen in den USA die Möglichkeit, sich unter dem Schutz des Gerichtes neu aufzustellen und gleichzeitig den Geschäftsbetrieb fortzuführen. Für At Home wäre eine solche Maßnahme eine Gelegenheit, Schulden zu reorganisieren, Druck von Gläubigern abzuwenden und operative Anpassungen vorzunehmen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die Herausforderungen für At Home spiegeln weitreichendere Trends im US-Einzelhandel wider, insbesondere die Vulnerabilitäten, die sich aus globalen Handelsstreitigkeiten und geopolitischen Spannungen ergeben. Unternehmen, die stark auf internationale Lieferanten angewiesen sind, müssen zunehmend ihre Beschaffungsstrategien hinterfragen und anpassen, um Risiken zu minimieren. Privatkapitalgeber wie Hellman & Friedman sind für Unternehmen wie At Home meist ein wichtiger Faktor bei der Entwicklung und Umsetzung von Turnaround-Strategien. Die ambitionierten Pläne des neuen CEO Brad Weston, die auf Restrukturierung und Neupositionierung abzielen, stehen jedoch vor wesentlichen Herausforderungen. Der Erfolg dieser Strategie hängt in hohem Maße von der Fähigkeit ab, die Kapitalstruktur zu stabilisieren und gleichzeitig operative Effizienz zu steigern.
Die Anpassung der Lieferketten spielt dabei eine bedeutende Rolle. Der verstärkte Fokus auf alternative Lieferanten außerhalb Chinas zeugt von der Notwendigkeit, wirtschaftliche Unsicherheiten zu reduzieren. Indien als aufstrebender Beschaffungsmarkt gewinnt so an Bedeutung, was auch einen tieferen Einblick in die globalen Handelsverflechtungen und deren Einfluss auf den US-Einzelhandel ermöglicht. Für Kunden von At Home könnten sich durch die finanziellen Schwierigkeiten vorübergehende Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Produkten und den Service ergeben. Die endgültigen Konsequenzen hängen maßgeblich vom Verlauf der Restrukturierung ab und wie schnell das Unternehmen neue Finanzierungs- und Lieferkettenlösungen implementiert.
Aus langfristiger Perspektive steht At Home vor der Notwendigkeit, sich in einem zunehmend kompetitiven Markt zu behaupten, der sich verspätet von den Auswirkungen der Pandemie und den sich wandelnden Verbraucherpräferenzen erholt. Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Flexibilität in der Beschaffung werden künftig Schlüsselbereiche sein, um sich erfolgreich zu positionieren. Aktuell ist noch keine endgültige Entscheidung über den Insolvenzschutz gefallen. Gespräche mit finanziellen und rechtlichen Beratern sowie den involvierten Gläubigern stehen im Vordergrund, um eine tragfähige Strategie zu entwickeln. Die nächsten Monate werden entscheidend dafür sein, ob At Home seine Restrukturierung erfolgreich gestalten und wieder auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zurückkehren kann.
Die Situation von At Home verdeutlicht die Bedeutung von proaktiver Finanzsteuerung und Lieferkettenmanagement gerade in Krisenzeiten. Sie zeigt auch, wie globale Entwicklungen und politische Entscheidungen direkte Auswirkungen auf Unternehmen jeglicher Größe haben können. Für Investoren und Marktteilnehmer ist es daher wichtig, die Dynamiken solcher Restrukturierungsprozesse genau zu beobachten. Abschließend lässt sich festhalten, dass At Home mit der Vorbereitung auf den Chapter 11-Schutz vor einem kritischen Wendepunkt steht. Die Balance zwischen finanzieller Stabilisierung und operativer Anpassung wird über die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens entscheiden.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob der Möbelhändler seine Position in einem herausfordernden Marktumfeld behaupten kann und welche Lehren aus der Situation für die gesamte Branche gezogen werden können.