Im April 2025 erreichte Nike eine erhebliche rechtliche Herausforderung: Das Unternehmen sieht sich mit einer Sammelklage konfrontiert, die wegen der Schließung der auf NFTs spezialisierten Plattform RTFKT eingereicht wurde. Die Klage fordert Schadensersatz in Höhe von 5 Millionen US-Dollar und wirft Nike vor, einen sogenannten Rug Pull begangen zu haben – ein Begriff aus dem Kryptobereich, der eine betrügerische Praxis beschreibt, bei der Investoren im Stich gelassen werden, nachdem man sie mit großen Erwartungen angelockt hat. Die Kläger, angeführt von Jagdeep Cheema, argumentieren, dass Nike seine sneakerbasierten NFTs beworben und aktiv Anleger angezogen habe, nur um dann die Plattform unerwartet stillzulegen und damit die Investitionen der Nutzer zu vernichten. Die rechtlichen Vorwürfe reichen weit über die einfache Schließung hinaus. So wird Nike vorgeworfen, die NFT-Tokens als unregistrierte Wertpapiere verkauft zu haben, ohne sie bei der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC anzumelden.
Somit könnten die Angebote gegen geltendes Wertpapierrecht verstoßen, weil die Käufer dieser digitalen Assets nicht ausreichend geschützt wurden. Besonders problematisch scheint, dass Nike seine enorme Markenbekanntheit und Marketingkraft eingesetzt hat, um die digitale Kollektion zu bewerben und so die Nachfrage zu steigern. Die NFTs von RTFKT hatten zunächst großen Hype ausgelöst: Die virtuellen Sneaker waren als innovative Verbindung zwischen Mode, Gaming und Kryptowährung attraktiv für Sammler und Investoren. In der Anfangsphase wurden einige Token für umgerechnet mehrere tausend Dollar gehandelt, allerdings ist ihr Wert inzwischen stark gefallen. Im Kern der Klage steht die Behauptung, dass die Anleger diese NFTs in der Hoffnung erwarben, von der Markenstärke und Weiterentwicklung der Plattform zu profitieren.
Das vorgezogene Ende der RTFKT-Plattform haben sie demnach hart getroffen. Mit der Schließung entfallen nicht nur weitere Wertsteigerungen, sondern auch die Möglichkeit, an geplanten Challenges und Prämien teilzunehmen, die zum Kaufreiz der NFTs gehörten. Die Klage sieht darin eine Verletzung von Verbraucherschutzgesetzen sowie unerlaubte Wettbewerbspraktiken. Sie stellt eine Herausforderung für die noch junge regulatorische Landschaft rund um digitale Assets dar, insbesondere für die Rechtsdefinition von NFTs. Zwar gibt es in den USA bisher noch keine bindenden Gerichtsentscheidungen, die NFTs klar als Wertpapiere einstufen, doch der Fall könnte wichtige Präzedenzwirkung haben.
Währenddessen bemüht sich der NFT-Marktplatz OpenSea bei der SEC um eine Ausnahme für NFTs von den Wertpapiergesetzen in einem Brief, in dem argumentiert wird, dass Ether-basierte Token nicht den Kriterien für Wertpapiere entsprechen. Trotz dieser Debatte fordert die Klägerseite in dem Verfahren gegen Nike nicht zwingend eine juristische Einordnung von NFTs, sondern konzentriert sich auf Verbraucherschutzaspekte und Verletzungen allgemeiner Handelsregeln. Die Entwicklung des NFT-Marktes als Ganzes ist im ersten Quartal 2025 rückläufig: Die Verkäufe sind im Vergleich zum Vorjahr um 63 Prozent eingebrochen, von 4,1 Milliarden auf 1,5 Milliarden US-Dollar. Damit fällt die Klage gegen Nike auch in eine Phase, in der das Interesse und die Investitionen in digitale Sammlerstücke abnehmen, was die wirtschaftlichen Risiken und Schwankungen in diesem Bereich verdeutlicht. Der Erwerb von RTFKT durch Nike im Jahr 2021 wurde zunächst als strategischer Schritt gewertet, um im Bereich Metaverse und digitale Modevordenkerrolle einzunehmen.
Die Kombination von physischen und virtuellen Produkten sollte eine neue Erlebniswelt für Sneakerliebhaber schaffen. Doch die ernüchternde Realität zeigte sich mit dem abrupten Plattform-Stop. Insgesamt wirft der Prozess die Frage auf, wie etablierte Unternehmen die Balance zwischen innovativer Kryptotechnologie und den traditionellen Anforderungen an Transparenz und Rechtssicherheit wahren können. Besonders im Bereich NFTs, in dem die Regulierungen weltweit im Fluss sind, sind klare und faire Konzepte nötig, damit Anleger geschützt werden und gleichzeitig Innovationen gefördert werden können. Die Klage gegen Nike könnte als Weckruf dienen, die rechtlichen Rahmenbedingungen für digitale Vermögenswerte zu präzisieren und das Vertrauen in den aufstrebenden Markt zu stärken.