Die Wissenschaftsförderung in den Vereinigten Staaten erlebt einen dramatischen Rückgang, wie Analysen der Fördermittel der National Science Foundation (NSF) der letzten 35 Jahre deutlich zeigen. Unter der Amtszeit von Präsident Donald Trump erreicht die Vergabe von Fördergeldern ihren niedrigsten Stand seit Jahrzehnten. Die finanziellen Einschnitte betreffen nahezu alle Bereiche der wissenschaftlichen Forschung und haben weitreichende Konsequenzen sowohl für den akademischen wie auch den wirtschaftlichen Fortschritt des Landes. Die National Science Foundation ist maßgeblich für die Finanzierung grundlegender Forschung an amerikanischen Universitäten verantwortlich. Ihre Förderungen ermöglichen innovative Studien in verschiedensten Disziplinen – von den Naturwissenschaften und Ingenieurwesen bis hin zu den Sozialwissenschaften und der Bildung.
Die Verringerung der Fördermittel führt zu einer massiven Verlangsamung der Vergabe neuer Stipendien. Im Jahr 2025 sind die Förderungen für neue Projekte im Vergleich zum Durchschnitt der letzten zehn Jahre um rund 51 Prozent gesunken, was Einnahmeeinbußen von über einer Milliarde US-Dollar bedeutet. Besonders betroffen sind Kerngebiete der Mathematik, Physik, Chemie und Materialwissenschaften, deren Finanzierung auf etwa ein Drittel des bisherigen Niveaus gefallen ist. Auch bedeutende Zuschüsse im Bereich der Ingenieurwissenschaften sind um mehr als die Hälfte reduziert worden. Ebenso erfährt die Förderung in der Biologie, die traditionell neben dem National Institutes of Health auf die Unterstützung durch die NSF angewiesen ist, eine Halbierung der Mittel.
Der Bereich der Sozialwissenschaften bekommt ebenfalls deutlich weniger finanzielle Mittel, wenngleich dort einige Teilbereiche wie die Verhaltens- und Kognitionswissenschaften sogar leichte Zuwächse verzeichnen. Ein besonders drastischer Rückgang zeichnet sich im Bereich der Bildung ab, insbesondere in der Förderung von Programmen zur naturwissenschaftlichen, technischen, ingenieurwissenschaftlichen und mathematischen Bildung (STEM). Die Fördermittel für Bildungsinitiativen wurden in einigen Bereichen um bis zu 80 Prozent verringert. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Möglichkeiten für aufstrebende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, darunter auch auf die Finanzierung von Graduiertenstipendien und frühen Forschungsprojekten. Der Wegfall dieser Förderungen gefährdet die Ausbildung und den Aufbau künftiger wissenschaftlicher Talente in den Vereinigten Staaten.
Neben der Verringerung der neu vergebenen Fördergelder hat die Trump-Administration zudem über 1.600 laufende Forschungsprojekte mit einem Gesamtwert von etwa 1,5 Milliarden US-Dollar eingestellt. Das betrifft vor allem Projekte mit Fokus auf Diversität und Inklusion sowie auf Umwelt- und Sozialprogramme, was kritische Debatten über politische Einflussnahme bei der Wissenschaftsförderung auslöste. Die Kürzungen werden von einigen Politikern begrüßt, die diese Programme als politisch motiviert und unwissenschaftlich kritisieren, während Wissenschaftler und Fachleute die Maßnahmen scharf verurteilen und als gefährlich für die Forschung und das Innovationspotenzial des Landes ansehen. Auch die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Entwicklungen werden von Experten hervorgehoben.
Langfristige Einsparungen bei der Wissenschaftsförderung könnten das Wirtschaftswachstum erheblich bremsen, Innovationen verzögern und den Verlust technologischer Führungspositionen bedeuten. Die United States steht im internationalen Wettbewerb, insbesondere im Vergleich zu China, dessen Forschungsausgaben längst höher sind als die der USA. Die aktuellen Entwicklungen könnten die Kluft vergrößern und die Stellung Amerikas als Innovationsstandort schwächen. Darüber hinaus erfordern viele der fortschrittlichen Technologien von morgen, darunter Künstliche Intelligenz, Quanteninformatik und biotechnologische Innovationen, eine stabile und verlässliche Finanzierung grundlagenorientierter Forschung. Kürzungen bei der NSF mindern die Kapazitäten für solche wegweisenden Entwicklungen und gefährden somit die zukünftige technologische Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit des Landes.
Ein weiterer Effekt der Förderkürzungen ist die Unsicherheit und Verwirrung innerhalb der NSF selbst. Die Agentur befindet sich inmitten einer tiefgreifenden Restrukturierung und eines Personalabbaus, die durch gerichtliche Entscheidungen vorläufig gestoppt wurden. Mitarbeitende berichten von einem Zustand der Lähmung, bei dem die etablierten Prüfprozesse und wissenschaftlichen Bewertungskriterien durch politische Vorgaben überlagert werden. Dies schafft eine Atmosphäre der Unsicherheit, die die Vergabe von Fördermitteln zusätzlich verzögert und das Vertrauen in die Integrität der Wissenschaftsförderung untergräbt. Trotz der massiven Einschnitte versucht die NSF, sich auf bestimmte strategische Prioriäten zu konzentrieren, beispielsweise im Bereich der Künstlichen Intelligenz und quantenbasierter Technologien.
Doch die Diskrepanz zwischen dieser Fokussierung und den insgesamt stark reduzierten Budgets macht deutlich, wie tiefgreifend die Herausforderungen für die Wissenschaftsinstitutionen in den USA sind. Die Reaktionen aus der Politik sind geteilt. Demokraten kritisieren die Kürzungen als politisch motivierte Schädigung der wissenschaftlichen Infrastruktur, die nicht nur der Forschung, sondern auch der amerikanischen Wirtschaft insgesamt schade. Sie betonen, dass viele der Bildungsprogramme und Forschungsinitiativen gesetzlich verankert wurden und parteiübergreifend unterstützt werden. Republikaner, hingegen unterstützen oft die Sichtweise, dass bestimmte Schwerpunktsetzungen ideologisch geprägt sind und eine stärkere Ausrichtung auf „objektive“ Wissenschaft notwendig sei.
Die Wissenschaftsgemeinschaft insgesamt warnt, dass das Herausschneiden oder Verlangsamen von Förderungen in fundamentalen Forschungsbereichen eine „Selbsminderung“ des US-amerikanischen Wissenschafts- und Innovationssystems darstellt. Die Investition in Grundlagenforschung hat historisch gesehen immer den Weg für bahnbrechende technologische Entwicklungen geebnet. Ob es sich um die Entdeckung von ultrakurzen Laserpulsen handelt, die Jahrzehnte später medizinische Anwendungen wie die LASIK-Laseraugmentation ermöglichten, oder um frühe Radar- und Computernetzwerke, ohne die heutige technologische Fortschritte undenkbar wären – diese wissenschaftlichen Meilensteine bestanden nahezu immer auf einer soliden finanziellen Förderung durch staatliche Institutionen. Darüber hinaus ist die NSF ein bedeutender Förderer der Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlern. Über 350.
000 Forscher, Lehrkräfte und Studierende wurden 2024 von der NSF unterstützt, darunter über 20.000 Graduiertenstudierende, was sie zur zweitgrößten staatlichen Förderquelle für Wissenschaftlernachwuchs nach den National Institutes of Health macht. Das Absinken der Fördermittel gefährdet das Fundament für die Ausbildung der nächsten Generation von Naturwissenschaftlern, Ingenieuren und Pädagogen, was wiederum den wissenschaftlichen Fortschritt in kommenden Jahrzehnten beeinträchtigen wird. Ein weiterer Bereich mit besorgniserregenden Einschnitten ist die Polarforschung, deren Finanzierung auf unter zehn Prozent des bisherigen Durchschnitts gefallen ist und bei der zusätzlich Personalabbau erfolgte. Die Erforschung von arktischen und antarktischen Regionen ist essenziell für das Verständnis des globalen Klimawandels, eines zunehmenden Problems, für das die aktuelle Administration ebenfalls erhebliche Mittel kürzen wollte.
Interessanterweise verzeichneten einige Technologiefelder, wie etwa der Bereich der fortschrittlichen Cyberinfrastruktur im Computerbereich, zuletzt sogar eine Zunahme bei der Finanzierung. Dies zeigt eine punktuelle Priorisierung innovativer Themen, die jedoch den Gesamtrückgang nicht ausgleichen kann. Abschließend lässt sich festhalten, dass die Reduzierung der Wissenschaftsförderung unter der Trump-Administration weitreichende negative Auswirkungen für die amerikanische Forschungslandschaft hat. Neben einer akuten Verlangsamung der Mittelvergabe und der Einstellung laufender Projekte führt dies zu einem erheblichen Verlust an Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit, der nur schwer wiedergutzumachen sein wird. Die USA stehen vor der Herausforderung, ihre Führungsrolle in der Wissenschaft über flexible und verlässliche Förderstrukturen zu sichern, die auf langfristige Investitionen in Wissen, Ausbildung und technologische Entwicklungen abzielen.
Nur so kann das Land seine Position als globaler Innovationsmotor und wirtschaftlicher Vorreiter bewahren.