Im Mai 2025 haben die Einzelhandelsumsätze in den Vereinigten Staaten einen deutlichen Rückgang erlebt, der stärker ausfiel als von Wirtschaftsexperten erwartet. Laut dem US-Handelsministerium gingen die Umsätze um 0,9 Prozent zurück, was den größten Rückgang seit Anfang des Jahres darstellt. Dieser Rückgang erfolgte nach einer bereits leicht rückläufigen Entwicklung im April, als die Umsätze um 0,1 Prozent gefallen waren. Die Zahlen deuten darauf hin, dass die zuvor beobachtete kurzfristige Nachfrageerhöhung, insbesondere getrieben durch vorgezogene Käufe im Zuge von erwarteten Zolländerungen, abebbt. Trotz des Rückgangs bleibt der Konsum insgesamt noch von einem soliden Lohnwachstum gestützt, allerdings zeigen sich erste deutliche Anzeichen einer nachlassenden Dynamik in der Binnenwirtschaft.
Ein zentraler Faktor für den Umsatzrückgang war der deutliche Einbruch im Segment der Kraftfahrzeugverkäufe. Ein Rückgang von 3,5 Prozent bei den Umsätzen in Autohäusern und Ersatzteilhändlern spiegelte das Ende der Eile wider, die Verbraucher und Händler bei Autokäufen Ende des ersten Vierteljahres an den Tag gelegt hatten. Im Vorfeld des Inkrafttretens von 25-prozentigen Importzöllen auf Motorfahrzeuge und Lastwagen im April waren viele Käufe vorgezogen worden. Mit dem Abklingen dieses Effekts normalisierte sich der Markt im Mai wieder. Auch das Segment der Baumaterialien sowie der Garten- und Heimwerkerprodukte verzeichnete einen Rückgang der Umsätze um 2,7 Prozent, was auf eine vorsichtigere Ausgabebereitschaft der Verbraucher hinweist.
Weniger Konsum bei diesen Produkten deutet häufig auf eine allgemeine Zurückhaltung hin, die auch künftige Investitionen und Renovierungsprojekte einschränken könnte. Die Umsätze an Tankstellen gingen um zwei Prozent zurück, was vor allem auf niedrigere Benzinpreise zurückzuführen ist. Zwar sorgen geopolitische Spannungen, vor allem der Konflikt zwischen Israel und Iran, für Turbulenzen auf den internationalen Öl- und Energiemärkten, der Rückgang der Preise im Vergleich zu vorhergehenden Monaten bremsen jedoch die Ausgaben an den Zapfsäulen. Im Elektronik- und Haushaltsgerätebereich war ebenfalls ein leichter Umsatzrückgang zu verzeichnen. Verkaufszahlen sanken um 0,6 Prozent, was mögliche Auswirkungen technischer Innovationszyklen oder eine zurückhaltendere Verbrauchernachfrage widerspiegelt.
Bemerkenswert ist auch der Rückgang der Einnahmen im Bereich der Gastronomie und der Bewirtung. Die Umsätze in Restaurants und Bars sanken um 0,9 Prozent. Dieser Bereich gilt als wichtiger Indikator für die finanzielle Gesundheit von Haushalten, da Freizeit- und Konsumausgaben teils als Luxusausgaben gelten und daher oft als Frühwarnsystem für wirtschaftliche Verschlechterungen herangezogen werden. Die Abschwächung der Einzelhandelsumsätze steht im Kontext eines zunehmend unsicheren wirtschaftlichen Umfelds. Die von der Regierung unter Präsident Donald Trump verfolgte aggressive Zollpolitik hat die wirtschaftliche Planbarkeit für Unternehmen erheblich beeinträchtigt.
Die stetig wechselnden und zum Teil unerwarteten Ankündigungen von Zolltarifen schaffen Unsicherheit auf den Beschaffungsketten und Märkten. Dies wirkt sich mittlerweile spürbar auf die Investitionen und Konsumausgaben aus, auch wenn direkte Auswirkungen auf den Gesamtverbrauch noch nicht flächendeckend erkennbar sind. Ökonomen warnen jedoch davor, dass sich diese Situation in der zweiten Jahreshälfte verschärfen könnte, wenn die höheren Zölle zunehmend auf die Realeinkommen der Verbraucher durchschlagen. Mit sinkendem Kaufkraftpotenzial könnten die Haushalte gezwungen sein, ihren Konsum einzuschränken, was die Wirtschaftsleistung weiter belasten würde. Die Lage wird zudem von moderatem, aber nicht außerordentlich hohem Beschäftigungswachstum begleitet.
Für den Mai wurden erneut moderate Zuwächse am Arbeitsmarkt gemeldet, die auf eine weiterhin solide, aber nicht überhitzte Wirtschaft hindeuten. Diese gemischten Signale erschweren die Einschätzung der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung und zeigen, wie fragil das Gleichgewicht zwischen Wachstum und Abschwächung derzeit ist. Angesichts der genannten Umstände werden die Notenbanker der Federal Reserve aktuell voraussichtlich keine Veränderungen am Leitzins vornehmen und die Zinsspanne bei 4,25 bis 4,50 Prozent beibehalten. Dabei beobachten sie aufmerksam die Auswirkungen der Handelszölle sowie die geopolitischen Spannungen, insbesondere im Nahen Osten, die ebenfalls Einfluss auf die Wirtschaftsaussichten haben könnten. Die zurückhaltende Entwicklung bei den Einzelhandelsumsätzen ist daher ein wichtiges Frühwarnsignal für künftige Herausforderungen.
Verbraucher sind zwar noch nicht flächendeckend zurückhaltend, dennoch zeigen die unterschiedlichen Segmente, dass Unsicherheiten und gestiegene Kosten zunehmend zu einem vorsichtigeren Ausgabeverhalten führen. Unternehmen sind angewiesen, ihre Strategien und Planungen an die volatile Situation anzupassen und mögliche Nachfragerückgänge einzukalkulieren. Ein weiterer Einflussfaktor ist das Wetter. Im Mai wurde ein ungewöhnlich kühles Klima verzeichnet, welches klassische saisonale Konsummuster beeinflusst hat. Dies könnte Teile des Umsatzrückgangs erklären, allerdings wird erwartet, dass dieser Effekt vorübergehend ist und sich die Konsumindikatoren mit steigenden Temperaturen wieder erholen könnten.
Die dritte große Komponente neben wirtschaftlichen und klimatischen Einflussfaktoren sind die globalen Auswirkungen der US-Zollpolitik. Veränderungen bei Handelsbeziehungen wirken sich nicht nur direkt durch Preissteigerungen auf importierte Waren aus, sondern erzeugen auch allgemeine Unsicherheit. Die Verschiebungen der Lieferketten und potenzielle Gegenmaßnahmen anderer Länder könnten langfristige Veränderungen in der US-Wirtschaft nach sich ziehen. Diese Faktoren führen insgesamt zu einer vorsichtigen Einschätzung der Aussichten für den Einzelhandel und die gesamte Binnenwirtschaft. Während die Verbraucher derzeit von soliden Lohnentwicklungen profitieren, bleibt abzuwarten, wie sich die steigenden Preise, Zölle und das weltweite wirtschaftliche Umfeld auf das Konsumverhalten in den kommenden Monaten auswirken werden.