Organisationen sind aus unserem täglichen Leben nicht wegzudenken. Ob das Bett, aus dem wir morgens aufstehen, die Lebensmittel, die wir konsumieren, oder die Apps, die wir auf unseren Smartphones nutzen – all diese Produkte und Dienstleistungen sind das Ergebnis der koordinierten Arbeit von Organisationen. Traditionell verbinden wir Organisationen mit juristischen Strukturen, die von Regierungen geschaffen und durch Rechtsvorschriften geregelt werden. Doch mit dem Aufkommen der Blockchain-Technologie entsteht eine völlig neue Form von Organisation: die sogenannten Onchain-Organisationen. Onchain-Organisationen sind juristische und wirtschaftliche Einheiten, die vollständig auf einer Blockchain existieren.
Sie benötigen keine traditionellen Zwischenhändler, wie Banken oder staatliche Institutionen, um ihre Geschäfte abzuwickeln. Diese Organisationsform bringt nicht nur eine neue Dimension der Transparenz und Automatisierung mit sich, sondern hat auch das Potenzial, die Wirtschaft grundlegend zu verändern. Traditionelle Organisationen sind in der Regel durch komplexe gesetzliche Rahmenwerke definiert. Sie existieren auf Papierform und benötigen zahlreiche Verwaltungsprozesse, Bankkonten, Steuererklärungen und vieles mehr. Diese Prozesse sind häufig ineffizient, teuer und für viele kleine Unternehmen und Start-ups eine erhebliche Hürde.
Jeder Schritt, von der Gründung über die Verwaltung bis hin zur Auflösung solcher Organisationen, ist mit bürokratischem Aufwand verbunden, der nicht nur Zeit sondern auch erhebliches Kapital verschlingt. Im Gegensatz dazu basieren Onchain-Organisationen auf sogenannten Smart Contracts, das sind selbstausführende Programme auf der Blockchain. Diese Programme kodifizieren Regeln und Geschäftsprozesse und ermöglichen es allen Beteiligten, in einem transparenten und nachvollziehbaren System zu agieren. Verträge, Zahlungen und Governance-Strukturen werden automatisch und sicher abgewickelt, ohne dass eine zentrale Autorität eingeschaltet werden muss. Dies reduziert Kosten und minimiert das Risiko menschlicher Fehler oder Korruption.
Die Vorteile von Onchain-Organisationen sind vielfältig. Zum einen ermöglichen sie eine erheblich schnellere und günstigere Abwicklung von Transaktionen und Geschäftsabläufen. Stellen Sie sich ein Restaurant vor, das bisher auf Banken, Zahlungssysteme wie Visa oder Mastercard, Lohnsoftware und steuerliche Behörden angewiesen ist. All diese Zwischenstationen fressen nicht nur Zeit, sondern schlagen auch mit Gebühren zu Buche. Arbeitet das Restaurant Onchain, so könnte es Kredite direkt von anderen Organisationen oder Einzelpersonen über die Blockchain aufnehmen und zurückzahlen.
Zahlungsabwicklungen und Steuererklärungen könnten automatisiert und in Echtzeit verarbeitet werden. Dadurch erhöhen sich sowohl die Effizienz als auch die Transparenz der Geschäftstätigkeit. Ein weiterer bedeutender Vorteil ist die Möglichkeit, Bindungen mit Kunden und Unterstützern auf völlig neuen Ebenen einzugehen. Onchain-Organisationen können eigene Token oder Währungen ausgeben, die nur innerhalb ihres Ökosystems verwendet werden. Kunden erwerben diese Token beispielsweise mit einem kleinen Rabatt und können sie dann für Produkte oder Dienstleistungen der Organisation nutzen.
Dieses sogenannte Customer Loyalty Programm wird somit zu einem effektiven Instrument der Vorfinanzierung und stärkt zugleich die Kundenbindung. Es stellt sich zudem die Frage, ob Onchain-Organisationen als reine Digitalisierung traditioneller Strukturen zu sehen sind oder ob sie tatsächlich ganz neue Formen der Organisation erlauben, die offline gar nicht existieren könnten. Die Antwort ist eindeutig: Onchain-Organisationen ermöglichen Geschäftsmodelle und gesellschaftliche Formen, die bisher undenkbar waren. Ein Beispiel dafür sind globale gemeinnützige Organisationen, die finanzielle Mittel sammeln, um beispielsweise humanitäre Einsätze zu unterstützen. Über Blockchain-basierte Onchain-Organisationen kann jeder Geber exakt nachvollziehen, wie seine Spende verwendet wird.
Das schafft Vertrauen und reduziert den Ressourcenverlust durch administrative Zwischenstationen. Zudem eröffnet sich die Möglichkeit, Gelder schnell und dezentral, ohne politische oder bürokratische Barrieren zu transferieren. Auch im Bereich der Investitionen verändern Onchain-Organisationen die Spielregeln. Investoren, die traditionell an Venture Capital Fonds gebunden sind, können plötzlich direkt und transparenter in Start-ups oder Projekte investieren. Dank Multi-Signatur-Wallets lassen sich gemeinsame Kontrollen über Kapital anlegen, die eine höhere Sicherheit bieten.
Es ist jederzeit nachvollziehbar, wie Mittel eingesetzt werden, und bei Meinungsverschiedenheiten können maßgebliche Akteure als Schlichter fungieren. Das erweitert den Zugang zu Kapital erheblich, besonders für Regionen und Gründer, die bislang unterversorgt waren. Darüber hinaus ermöglichen Onchain-Organisationen flexible und innovative Arbeitsmodelle. Community-basierte Projekte, Fandoms oder Open-Source-Gemeinschaften können sich selbst organisieren, dabei Einnahmen und Verantwortung teilen und Entscheidungen demokratisch treffen. Diese Organisationsformen sind oft global verstreut, Arbeitsteilung erfolgt digital und Anreize beruhen nicht ausschließlich auf Geld, sondern auch auf Reputation und Gemeinschaftssinn.
Die Blockchain sichert die Fairness aller Beteiligten und automatisiert die Verteilung von Geldern und Rechten nach zuvor definierten Regeln. Die Möglichkeiten, die Onchain-Organisationen bieten, erstrecken sich noch weiter auf die Bereiche juristischer Schutz, Nachverfolgbarkeit, innovationsfreudige Geschäftsmodelle und sogar politische Aktionen. Sie sind ein idealer Nährboden für neue Ideen, die im traditionellen Umfeld aufgrund von Bürokratie, Restriktionen oder mangelndem Vertrauen nicht gedeihen könnten. Gleichwohl ist der Wandel hin zu Onchain-Organisationen nicht ohne Herausforderungen. Die rechtliche Anerkennung solcher Strukturen ist oft noch unklar oder hängt von nationalen Regelungen ab.
Auch technische Hürden, Benutzerfreundlichkeit und die Skalierbarkeit der Blockchain-Technologien sind Themen, an denen noch gearbeitet wird. Datenschutzbedenken spielen ebenso eine Rolle, wenn man bedenkt, dass sämtliche Transaktionen öffentlich einsehbar sind. Doch die Entwicklung im Bereich dezentrale Identitätsmanagement und Datenschutz-Tools zeigt, dass auch diese Probleme lösbar sein werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Onchain-Organisationen eine fundamentale Neuerung darstellten, die Organisationen effizienter, transparenter und globaler macht. Sie sind nicht einfach nur digitale Kopien bestehender Institutionen, sondern ermöglichen neue Formen des Zusammenwirkens, verwischen Grenzen zwischen Kapitalgebern, Kunden und Mitarbeitern und eröffnen völlig neue Möglichkeiten wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Interaktion.