Der illegale Handel mit Schuppentieren stellt eine der größten Bedrohungen für die bedrohten Arten in Südostasien dar. Besonders Indonesien gilt als ein zentraler Umschlagplatz für den weltweiten Handel mit den Schmetterlingssäugern, deren Schuppen und Körperteile vor allem in asiatischen Ländern wie China und Vietnam stark nachgefragt werden. Während das internationale Artenschutzübereinkommen CITES den kommerziellen Handel mit Schuppentieren grundsätzlich verbietet, floriert der Schmuggel, nicht zuletzt aufgrund der hohen Gewinnmargen und der Beteiligung krimineller Netzwerke in den betroffenen Ländern. Ein aktueller Fall im Distrikt Asahan auf der Insel Sumatra zeigt nun auf dramatische Weise, wie tief diese kriminellen Strukturen sogar in staatlichen Institutionen verwurzelt sind und welche Schwierigkeiten es gibt, diese Korruption zu bekämpfen. Im November 2024 wurden vier Männer festgenommen, die versuchten, fast 1,2 Tonnen geschmuggelter Schuppentierschuppen zu transportieren.
Unter den Festgenommenen befanden sich zwei Soldaten, ein Zivilist und ein Polizeibeamter namens Alfi Simatupang, der laut den Ermittlungen als Drahtzieher der Schmuggelaktion gilt. Die ungewöhnliche Rolle des Polizeibeamten beleuchtet ein Sorge erregendes Muster: Während die beiden Soldaten und der Zivilist strafrechtlich verfolgt werden, entging Alfi bisher jeglichen formalen Anklagen und wurde sogar befördert. Dieses Ungleichgewicht der Strafverfolgung illustriert eine besorgniserregende Tendenz zu Straflosigkeit innerhalb der indonesischen Sicherheitskräfte, wenn diese in den illegalen Handel mit Wildtieren verwickelt sind. Die Rolle der Polizei als Verwalter von Beweismitteln macht den Fall besonders brisant. Alfi soll dem Bericht zufolge die Schuppentierschuppen aus dem Lager der Polizei entwendet haben, das normalerweise als sicherer Aufbewahrungsort für beschlagnahmtes Material dient.
Anschließend organisierte er die Lagerung der Ware über einen der Soldaten, der wiederum für den Transport zuständig war. Die Schuppen, die sich auf beinahe 1,2 Tonnen summieren, entsprechen dem geschätzten Abschuss von etwa 5.900 geschützten Schuppentieren, deren Arten weltweit aufgrund intensiver Wilderei und Habitatverlustes bedroht sind. Die weiteren Ermittlungen und die Gerichtsverhandlungen offenbaren, wie eng der Kontakt zwischen den involvierten Personen ist und wie die höheren Ebenen der Sicherheitskräfte möglicherweise geschützt werden. Mehrere Zeugen bestätigten Alfis zentrale Rolle, während die Justiz gleichzeitig zögerte, gegen ihn aktiv zu werden.
Dies wirft ein kritisches Licht auf die Indifferenz beziehungsweise offene Korruption innerhalb der Strafverfolgungsbehörden. Auch wenn der Fall einen spezifischen Vorfall beschreibt, ist er exemplarisch für ein größeres Problem in Indonesien und in anderen Teilen Südostasiens. Experten und Naturschützer betonen, dass der enorm lukrative illegale Handel mit geschützten Tierarten wie Schuppentieren eine vernetzte Untergrundwirtschaft betreibt, die staatliche Institutionen infiltriert. Die Verlockung hoher Gewinne scheint manche Beamte zu korrumpieren, während die Jurisdiktion und die Aufsicht häufig zu schwach sind, um konsequent gegen solche Verstöße vorzugehen. Das Phänomen ist nicht neu.
Bereits 2016 wurde ein Soldat in Nord-Sumatra verhaftet, als er mehrere lebende Schuppentiere in einem Fahrzeug transportierte. Die Leidenschaft und der Willen zum schnellen Geld sind treibende Faktoren, die den Tierschutz gefährden und das Vertrauen in die staatlichen Institutionen schwächen. Ein weiteres Problem ist die anhaltende Nachfrage nach Schuppentierschuppen in traditionellen Heilsystemen, vor allem in China und Vietnam. Obwohl China 2020 die Schuppen aus dem offiziellen Arzneimittelkatalog strich, haben viele traditionelle Medizinrezepte nach wie vor Bestand und stützen indirekt den illegalen Handel. Die Massenwilderei und der Schmuggel werden durch komplexe Handelswege begünstigt, die häufig über ehemalige Kolonialhäfen und moderne Umschlagsplätze wie Hongkong laufen.
Die Machenschaften sind raffiniert und schwer zu durchdringen, zumal die Schmuggler oft mit Unterstützung oder zumindest Duldung korruptiver Behörden agieren. Die Provinzen Aceh, Nord-Sumatra und Riau auf Sumatra gelten als Hotspots für den illegalen Handel. Sie bilden geografisch zusammenhängende Räume, in denen besonders viele Schmuggelversuche dokumentiert wurden. Die Kombination aus geografischer Lage, schwacher Aufsicht und hoher Korruption macht diese Gebiete für Wilderer besonders attraktiv. Schutzorganisationen und Ermittlungsbehörden stehen vor der Herausforderung, dieser komplexen Problematik zu begegnen.
Eine Grundvoraussetzung ist die Stärkung der Strafverfolgung und die konsequente Verfolgung aller Beteiligten, unabhängig von deren Stellung und beruflichem Hintergrund. Der Fall von Alfi Simatupang hat gezeigt, wie eklatant die Ungleichbehandlung in Verfahren sein kann und wie notwendig internationale Aufmerksamkeit auf solche Missstände ist. Darüber hinaus ist der Schutz der Schuppentiere untrennbar mit einer erhöhten Aufklärung der Verbraucherinnen und Verbraucher im Zielmarkt verbunden. Tradierte Glaubensvorstellungen über Heilwirkungen der Schuppen müssen kritisch hinterfragt und durch wissenschaftliche Erkenntnisse ersetzt werden, um die Nachfrage zu reduzieren. Die Einbindung lokaler Gemeinschaften, die Förderung alternativer Einkommensquellen und verbesserte internationale Zusammenarbeit sind ebenfalls wichtige Bausteine eines umfassenden Strategiekonzepts.
Derartige Fälle werfen aber nicht nur ein Licht auf die Herausforderungen im Artenschutz, sondern auch auf die größere Problematik von institutioneller Korruption und deren Auswirkungen auf den Rechtsstaat. Ohne eine funktionierende Rechtsstaatlichkeit bleibt der Schutz bedrohter Arten nur ein Lippenbekenntnis. Internationale Organisationen, Regierungen und lokale Akteure müssen daher zusammenarbeiten, um Korruption zu bekämpfen und den illegalen Wildtierhandel wirkungsvoll einzudämmen. Die Geschichte des Schuppentier-Schmuggels in Indonesien ist eine Mahnung, dass der Artenschutz oft an der Schnittstelle von Politik, Rechtsprechung und globaler Kriminalität stattfindet. Nur mit entschlossenem Handeln und internationaler Solidarität kann der dramatische Rückgang dieser einzigartigen Tiere gebremst werden.
Die Rolle der Strafverfolgungsbehörden muss hierbei transparent und vertrauenswürdig sein, um die Glaubwürdigkeit gegenüber der Bevölkerung zu bewahren und den Naturschutz nachhaltig zu stärken. Insgesamt zeigt der Fall, dass das Thema Pangolin-Schmuggel sowohl ein dringendes Umweltschutzproblem als auch eine Herausforderung für die Regierungsführung in Indonesien ist. Die nachhaltige Rettung der stark gefährdeten Arten hängt maßgeblich davon ab, ob Gesetzeslücken geschlossen und korrupte Strukturen aufgebrochen werden können. Die international vernetzte Gemeinschaft steht in der Verantwortung, diese Entwicklungen aufmerksam zu verfolgen und verstärkt Unterstützung anzubieten, um die Ausbeutung der Natur und das Verschwinden dieser außergewöhnlichen Tiere zu verhindern.