In der heutigen schnelllebigen Softwareentwicklung stoßen Entwickler häufig auf Situationen, in denen sie bestehende Funktionen erweitern oder neue Features implementieren möchten. Dabei kommen sie oft zu dem Schluss, dass Teile des Alt-Codes suboptimal sind und einer Verbesserung bedürfen, um die neuen Anforderungen effizient realisieren zu können. Dieses Dilemma führt unweigerlich zu einem Kreislauf aus Refactoring und Featureentwicklung, der leicht außer Kontrolle geraten kann. Besonders, wenn mehrere Refactorings gleichzeitig begonnen werden, entstehen unübersichtliche Codeänderungen, die sowohl die Übersicht als auch die Kompilierbarkeit des Projekts beeinträchtigen können. Eine bewährte Lösung für dieses Problem stammt aus der Arbeit mit dem Versionskontrollsystem Git und nennt sich Git Stash Driven Refactoring.
Das Grundprinzip dieser Methode liegt darin, Änderungen nicht wild anzufangen und zu vermischen, sondern sich bewusst auf eine Aufgabe nach der anderen zu konzentrieren. Git Stash – ein häufig unterschätztes Feature von Git – wird dabei als Werkzeug genutzt, um momentan in Arbeit befindliche Änderungen zwischenzuspeichern und die Arbeitsumgebung für die nächste fokussierte Änderung freizuräumen. Sobald beim Durcharbeiten und Nachvollziehen eines Codes ein Refactoringbedarf aufkommt, legt man die aktuellen Änderungen in den Stash ab, um sich vollständig auf das neue Refactoring zu konzentrieren. Sollte während der Refactoring-Arbeit eine weitere Optimierungsidee auftauchen, lässt sich das Verfahren rekursiv anwenden. Diese innere Schachtelung der Änderungen gewährleistet eine klare Trennung der einzelnen Arbeitsschritte, die später sequentiell wiederhergestellt und geprüft werden können.
Dabei heißt es nicht, dass das Rad neu erfunden wird. Vielmehr unterstützt diese Herangehensweise dabei, den Fokus zu bewahren und die geistige Belastung zu reduzieren. Entwickler werden dadurch entlastet, verschiedene ungelöste Probleme gleichzeitig im Kopf behalten zu müssen, was nicht nur eine Quelle von Fehlern ist, sondern auch den Fortschritt verlangsamt. Durch das gezielte Stashen und Abarbeiten entsteht ein Workflow, der sich besonders gut in Umgebungen eignet, in denen häufig Änderungen an komplexen, miteinander verflochtenen Codebasen vorgenommen werden. Gerade bei Sprachen wie Rust, die aufgrund ihrer strengen Kompilierregeln eine fehlertolerante Arbeitsweise schwer machen, zeigt sich dieser Vorteil besonders ausgeprägt.
Die Effizienz steckt nicht nur im verschachtelten Arbeiten, sondern auch in der psychologischen Wirkung: Entwickler können sich voll auf eine Aufgabe konzentrieren, da sie nicht ständig an den Zustand vorheriger, noch nicht abgeschlossener Änderungen denken müssen. Diese mentale Klarheit führt zu saubereren, nachvollziehbareren Commits und letztlich zu einem besser wartbaren Code. Der gesamte Prozess unterstützt somit nicht nur die Codequalität, sondern auch die Teamarbeit, indem nachvollziehbare Versionshistorien entstehen. Neben diesem Workflow gibt es kleine, aber wesentliche Tipps, wie sich Git Stash noch gezielter nutzen lässt. Git ermöglicht das Stashen einzelner Pfade oder Dateien, sodass nicht immer alle Änderungen zusammengelegt werden müssen.
Ebenso kann man den einzelnen Stash-Einträgen mit einer Nachricht versehen, um sie später leichter wiederzufinden. Solche Details erleichtern die Organisation des eigenen Entwicklungsprozesses drastisch und garantieren, dass wichtige Änderungen nicht verloren gehen. Dieser Ansatz ist besonders hilfreich, wenn während der Entwicklungsarbeit immer wieder neue Refactoring-Baustellen entdeckt werden. Anstatt sich in einer Vielzahl von halb fertigen Änderungen zu verlieren oder schlimmstenfalls mit einem fehlerhaften Zustand der Codebasis neu starten zu müssen, behält man durch Git Stash Driven Refactoring den Überblick und sorgt für Kontinuität. Auch wenn am Ende unterschiedliche Refaktorierungen eigentlich getrennt voneinander betrachtet werden sollten und beispielsweise separate Pull Requests verlangen, ist der hier beschriebene Workflow eine hervorragende Zwischenlösung, um den Überblick im eigenen Arbeitsbereich zu behalten.
In der Praxis zeigt sich, dass Entwickler mit dieser Methode seltener zu dem Punkt kommen, an dem sie alle unvollständigen Änderungen verwerfen und den Code von vorne beginnen möchten. Das Bewusstsein um die einfache Möglichkeit, Änderungen temporär zu sichern und jederzeit wieder aufzunehmen, erlaubt eine explorative und flexible Arbeitsweise, die gerade bei kreativen Entwicklungsprozessen von großem Vorteil sein kann. Die Möglichkeit, stets sauber und fokussiert zu arbeiten, stärkt zudem das Vertrauen in den eigenen Workflow und dient als wertvolles Werkzeug gegen Frustration und Produktivitätsverlust. Abschließend bleibt zu betonen, dass Git Stash Driven Refactoring zwar keine Universallösung ist, aber eine smarte Ergänzung zum Repertoire eines Entwicklers darstellt. Wer oft in Situationen gerät, in denen mehrere Refactorings und Featureentwicklungen miteinander verschränkt sind, wird diese simple, aber effektive Nutzung von Git Stash als Befreiung empfinden.
Denn klar strukturierte Arbeitsschritte sorgen nicht nur für besseren Code, sondern auch für weniger Stress und mehr Freude am Entwickeln. Es lohnt sich daher, dieses Vorgehen auszuprobieren und an die eigenen Bedürfnisse anzupassen – der Gewinn an Produktivität und Übersicht wird sich schnell bemerkbar machen.