Die Welt der Kryptowährungen und digitalen Finanzprodukte erlebt durch gesetzliche Entwicklungen in den USA eine wegweisende Wende. Der Genius Act, ein bevorstehendes Gesetzesvorhaben, wird voraussichtlich den US-amerikanischen Stablecoin-Markt massiv beeinflussen und das Gesamtvolumen bis zum Jahr 2028 auf beeindruckende 2 Billionen US-Dollar katapultieren. Diese Prognose stammt aus einer aktuellen Analyse von Standard Chartered Bank, die das enorme Wachstumspotenzial der Stablecoins unter dem Einfluss günstiger regulatorischer Rahmenbedingungen hervorhebt. Stablecoins sind digitale Währungen, deren Wert durch Reserven, meist in Form von Fiatwährungen oder kurzlaufenden Staatsanleihen, gedeckt ist. Sie bieten Nutzern eine stabile Alternative innerhalb der volatilen Kryptomärkte und eröffnen neue Chancen für den Zahlungsverkehr, DeFi-Anwendungen und globale Finanzgeschäfte.
Trotz ihres schnellen Wachstums fehlt es bislang in vielen Ländern an klaren gesetzlichen Vorgaben, die Vertrauen bei Investoren und Anwendern schaffen könnten. Der Genius Act soll diese Lücke schließen und die erste umfassende regulatorische Struktur für Stablecoins in den USA schaffen. Dabei wird vom neu eingeführten Gesetz unter anderem verlangt, dass Stablecoin-Anbieter US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von maximal 93 Tagen als Sicherheiten halten. Dieses Detail hat weitreichende Folgen für den Finanzmarkt und könnte die Rolle von Stablecoin-Emittenten als bedeutende Käufer kurzfristiger US-Treasury Bills festigen. Analysten von Standard Chartered gehen davon aus, dass die Nachfrage der Stablecoin-Emittenten nach solchen Staatsanleihen das Volumen der jährlichen US-Treasury Bill-Emissionen im Wert von rund 400 Milliarden US-Dollar nahezu vollständig absorbieren wird.
Das wird die Position der Stablecoin-Anbieter als institutionelle Investoren stärken und gleichzeitig neue Marktmechanismen im Bereich der Staatsfinanzierung schaffen. Während der Stablecoin-Markt im Jahr 2024 bereits ohne regulatorische Unterstützung um 57 Prozent gewachsen ist, wird das geplante Gesetz diesen Trend noch drastisch beschleunigen. Die Integration stabiler Coins in traditionelle Finanzsysteme und die breite Akzeptanz von digitalen Währungen als Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel werden das Wachstum zusätzlich befeuern. Die politischen Weichen für eine proaktive Krypto-Politik wurden unter der Trump-Administration bereits gestellt. Die Regierung zeigt sich offen gegenüber einer innovativen Technologiepolitik, die auf weitreichende Exekutivmaßnahmen, Unterstützung von gesetzlichen Rahmenwerken sowie die Berufung von Krypto-affinen Persönlichkeiten in entscheidende Regierungspositionen setzt.
Diese Dynamik begünstigt das Zustandekommen und die Verabschiedung des Genius Acts als zentrales Instrument zur Förderung des Stablecoin-Marktes. Die breite Anwendung von Stablecoins, die über reine Kryptogeschäfte hinausgeht, eröffnet neue Perspektiven für den weltweiten Handel. Stablecoins ermöglichen programmierbare, effiziente und kostengünstige Transaktionen, die schwerfällige und teure traditionelle Finanzinstitute herausfordern. Experten wie Arnoud Star Busmann von Quantoz Payments sehen in Stablecoins ein enormes Potenzial, internationale Handelsströme zu revolutionieren und die Integration digitaler Währungen in globale Wirtschaftsprozesse zu beschleunigen. Dem gegenüber stehen jedoch auch kritische Stimmen, wie die der US-Senatorin Elizabeth Warren, die sich skeptisch gegenüber der fortschreitenden Einflussnahme von Stablecoins äußert.
Sie warnt vor Risiken für die finanzielle Stabilität und fordert strengere Kontrollen und Auflagen. Dennoch zeigt die Mehrheit im US-Senat klare Zeichen der Unterstützung und hat den Genius Act bereits in der Bankausschusssitzung mit einer deutlichen Mehrheit angenommen. Die zunehmende Regulierung sowie die Normierung von aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen machen Stablecoins für institutionelle Investoren immer attraktiver. Große Finanzinstitute und Zahlungsdienstleister, darunter Unternehmen wie Circle und Tether, positionieren sich bereits als führende Akteure und bereiten sich aktiv auf den erweiterten Markt vor. Insbesondere die Praxis, überwiegend kurzlaufende Staatsanleihen als Deckung zu nutzen, könnte als Branchenstandard etabliert werden.
Die Auswirkungen auf die Finanzwelt könnten weitreichend sein. Stablecoins werden nicht nur als digitales Zahlungsmittel und Wertaufbewahrungsmittel attraktiver, sondern könnten auch die Art und Weise beeinflussen, wie Zentralbanken und Regierungen zukünftig Geldpolitik gestalten. Die wachsende Verflechtung zwischen Stablecoin-Anbietern und US-Treasury Bills könnte neue Wechselwirkungen zwischen Privatsektor und Fiskalpolitik schaffen. International betrachtet steht die USA als Vorreiter bei der Schaffung eines rechtsverbindlichen Rahmens, der Technologie und Regulierung intelligent miteinander verbindet. Dies könnte Druck auf andere Länder ausüben, ihre bestehenden oder fehlenden Regelwerke zu überarbeiten und somit den globalen Stablecoin-Markt insgesamt professionalisieren und standardisieren.