Thailand hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung im Bereich der digitalen Assets und Kryptowährungen erlebt. Als eines der ersten Länder in Südostasien, die klare Vorschriften zur Regulierung von digitalen Vermögenswerten eingeführt haben, hat Thailand sich zunehmend als attraktiver Standort für Krypto-Unternehmen positioniert. Die jüngste Entscheidung der thailändischen Börsenaufsichtsbehörde, der Securities and Exchange Commission (SEC), vier weiteren Krypto-Unternehmen grünes Licht zu geben, unterstreicht das Engagement der Regierung, den digitalen Markt nicht nur zu regulieren, sondern aktiv zu fördern. Diese Genehmigungen kommen jedoch zu einer Zeit, in der das Vertrauen durch die Probleme rund um die Kryptowährungsbörse Zipmex auf die Probe gestellt wird, die in Thailand und Singapur operiert und wegen des Aussetzens von Kundenauszahlungen unter Beobachtung steht. Trotz dieser Herausforderungen demonstriert Thailands regulatorischer Ansatz eine Balance zwischen Innovationsförderung und Verbraucherschutz, die in der Welt der Kryptowährungen selten ist.
Die vier Unternehmen, die von der thailändischen SEC offiziell lizenziert wurden, umfassen eine Vielfalt an Serviceangeboten. Unter ihnen befinden sich Krungthai XSpring, ein umfassender Broker, der mit einer der führenden Banken Thailands verbunden ist, sowie die Krypto-Börse T-BOX. Außerdem erhielten Coindee, ein Krypto-Berater und Fondsmanager, sowie Leif Capital Asset Management, das sich ebenfalls auf Fondsmanagement konzentriert, ihre Betriebslizenzen. Obwohl diese Firmen noch nicht operativ tätig sind, da die SEC noch Inspektionen ihrer Dienstleistungen durchführt, erhöht ihre Zulassung die Anzahl der regulierten digitalen Vermögensverwalter in Thailand auf 21, bestehend aus neun Börsen, neun Brokern und drei Fondsmanagern. Diese Zahl zeigt den wachsenden Umfang und die Diversifikation des thailändischen Kryptosektors.
Thailand ist ein Land mit mehr als 3,6 Millionen KryptonutzerInnen, was einer bedeutenden Bevölkerungsgruppe entspricht. Die Akzeptanz und das Interesse an digitalen Vermögenswerten sind hier stark ausgeprägt, was nicht zuletzt auf die proaktive Gesetzgebung zurückzuführen ist, die sich bereits seit 2018 kontinuierlich weiterentwickelt. Damals trat der Digital Asset Act in Kraft, der sich mit Sicherheitsaspekten, Betrug und Initial Coin Offerings (ICOs) auseinandersetzte. Seitdem hat die Regierung ihren Standpunkt verschärft und gleichzeitig Anreize geschaffen, um die Branche wachsen zu lassen. Besonders erwähnenswert ist die Abschaffung der geplanten Quellensteuer von 15% auf Krypto-Transaktionen, was den Handel mit digitalen Vermögenswerten für private Trader attraktiver macht.
Darüber hinaus werden Trader, die auf offiziell anerkannten Börsen handeln, bis Ende 2023 von der 7%igen Mehrwertsteuer auf Krypto-Operationen befreit. Aufgrund der massiven Bedeutung des Tourismus für die thailändische Wirtschaft hat das Tourismusministerium sogar Pläne entworfen, das Land zu einem Krypto-Hotspot für ausländische Gäste zu machen. Die Vorstellung, dass Touristen in Thailand mit Kryptowährungen bezahlen und Transaktionen tätigen können, zeigt die Ambitionen und die Zukunftsvision der thailändischen Regierung. Dennoch blieb die Nutzung von Kryptowährungen als Zahlungsmittel umstritten. Am 1.
April 2022 verbot die thailändische SEC ausdrücklich die Verwendung von Kryptowährungen als Zahlungsmittel. Die Begründung hierzu lag in Bedenken bezüglich Geldwäsche, finanzieller Instabilität und der ineffizienten Zahlungsabwicklung durch die Volatilität und hohen Transaktionskosten von digitalen Assets. Diese Unterscheidung ist wichtig, denn der Handel mit Kryptowährungen bleibt weiterhin erlaubt, aber ihre direkte Nutzung als Zahlungsbenchmark ist untersagt. Die Untersuchung gegen Zipmex verdeutlicht die Herausforderungen, die regulatorische Behörden in schnell wachsenden und hochvolatilen Kryptomärkten bewältigen müssen. Zipmex, eine Börse mit Sitz in Singapur, hatte im Juli 2022 die Auszahlungen für Kunden ausgesetzt – eine Entscheidung, die für erhebliche Unruhe sorgte.
Die thailändische SEC leitete daraufhin eine Untersuchung ein, weil die ergriffenen Maßnahmen als nicht hinreichend begründet angesehen wurden. Obwohl einige Altcoins nun wieder ausgezahlt werden können, bleiben große Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum weiter eingefroren. Um Transparenz zu fördern, hat die SEC für Zipmex-Kunden ein Online-Forum eingerichtet, über das sie Informationen direkt einreichen können. Dies zeigt das Bemühen der Aufsichtsbehörde, regulatorische Kontrolle mit Kundenschutz zu verbinden. Der thailändische Kryptowährungsmarkt erlebte 2021 einen enormen Boom mit einem Volumenanstieg von 600%, getrieben durch die weltweite Hausse in der Branche.
Diese Dynamik lockte nicht zuletzt auch internationale Schwergewichte an, wie Binance, die größte Kryptobörse nach Handelsvolumen. Berichten zufolge arbeitet Binance an einer Rückkehr in den thailändischen Markt, indem es eine Partnerschaft mit dem Unternehmen Gulf Innova eingeht. Solche Entwicklungen deuten darauf hin, dass Thailand trotz regulatorischer Eingriffe und Herausforderungen weiterhin als attraktives Zentrum für Krypto-Geschäfte gilt. Ein weiterer Faktor, der die Wettbewerbsfähigkeit Thailands im Digital Asset Sektor stärkt, ist die Zusammenarbeit zwischen akademischen Einrichtungen und Blockchain-Technologien. Beispielsweise kooperiert die renommierte Chulalongkorn Universität mit dem Tezos Blockchain-Netzwerk, um das erste Bildungs- und Forschungsprogramm für Blockchain-Technologie in Thailand einzurichten.
Dies trägt nicht nur zur Talentförderung bei, sondern unterstützt auch die Entwicklung innovativer Anwendungen rund um digitale Vermögenswerte und Dezentralisierungstechnologien. Die thailändische SEC verfolgt somit eine klare Strategie. Einerseits werden strenge Regulierungen eingeführt, um Finanzstabilität und Verbraucherinteressen zu schützen, auf der anderen Seite werden Unternehmen in die Pflicht genommen, höchste Standards einzuhalten und ihre Dienstleistungen gründlich prüfen zu lassen, bevor sie auf den Markt gehen dürfen. Die Balance zwischen Innovation und Risiko scheint hier maßgeblich zu sein. Dabei geht es auch um die Schaffung eines stabilen und sicheren Umfelds für Anleger und Unternehmen, welches das Vertrauen in den Markt nachhaltig stärkt.