Im Mai 2025 erlebte die Börse eine bemerkenswerte Aufwärtsbewegung, die viele Anleger nach einem kalten Frühjahrsabschwung hoffen lässt. Der S&P 500, einer der wichtigsten Indizes für US-Aktien, konnte nach einem dreimonatigen Abwärtstrend eine starke Erholung um mehr als sechs Prozent verzeichnen. Dies war der beste Monat seit November 2023 und führte dazu, dass der Jahresertrag des Benchmarks schließlich wieder leicht ins Plus kletterte. Dennoch bleibt der Einfluss von Handelszöllen – synonymisch als „Tarif-Traktor“ beschrieben – eine unterschwellige Belastung, die das Anlegervertrauen immer noch hemmt und den Ausblick auf die wirtschaftliche Erholung eintrübt. Der Hintergrund für diese Volatilität und Unsicherheit ist die politische und wirtschaftliche Auseinandersetzung zwischen den USA und ihren wichtigsten Handelspartnern, insbesondere China und Europa.
Nach einem dramatischen Auf und Ab bei der Tarifpolitik im Frühjahr kam es Mitte Mai zu einem vorübergehenden Waffenstillstand, bei dem eine 90-tägige Aussetzung der Handelszölle vereinbart wurde. Diese Nachricht beflügelte die Märkte und führte zu deutlichen Kursanstiegen, vor allem bei wachstumsorientierten Aktien und Technologieunternehmen. Die sogenannten „Magnificent Seven“ – jene sieben Tech-Riesen, die einen Großteil des Marktaufschwungs im S&P 500 ausmachten – konnten in diesem Zeitraum eine besonders starke Performance zeigen und machten rund 60 Prozent der gesamten Monatsrendite aus. Aber trotz dieser positiven Impulse blieb der Umgang mit den Handelszöllen volatil. Kurz vor Monatsende sorgte eine Entscheidung des US-Bundesberufungsgerichts für Verunsicherung, als die zuvor erfolgte Entscheidung zur Unrechtmäßigkeit von Präsident Trumps im April verkündeten globalen Zöllen vorerst ausgesetzt wurde.
Zudem verschärfte die US-Regierung den Ton erneut: Der Stahlimportzoll wurde auf 50 Prozent erhöht, nachdem man der chinesischen Seite Vertragsverletzungen vorwarf. Diese politischen Wendungen sorgten für Nervosität und zeigten, wie fragil die Situation noch immer ist. Für viele Anleger scheint klar: Ein ausgeprägter globaler Handelskrieg könnte das Wirtschaftswachstum bremsen und die Inflationsrate weiter befeuern. Investoren sind daher gefordert, einerseits die Chancen der Markterholung zu nutzen, andererseits die Risiken durch anhaltende Handelskonflikte genau zu beobachten. Manche Akteure auf Wall Street haben die Wahrscheinlichkeit einer Rezession aufgrund der Zollstreitereien mittlerweile erhöht, was das Spannungsfeld zwischen Hoffen und Fürchten unterstreicht.
Ein Blick auf die verschiedenen Anlageklassen und Investmentfonds zeigt, wie unterschiedlich die Marktentwicklung im Mai verlief. Wachstumsorientierte Fonds konnten sich am deutlichsten von den Rückschlägen im Frühjahr erholen und profitierten vom Trend zu technologiegetriebenen Unternehmen. Large-Cap-Wachstumsfonds stiegen um über acht Prozent und beendeten das erste Halbjahr erstmals wieder mit leichten Gewinnen. Im Gegensatz dazu blieben Value-Fonds mit moderaten Zuwächsen etwas hinterher. Technologiebezogene Investmentfonds dominierten im Mai das Gewinnfeld.
Neben den großen Tech-Konzernen erzielten auch Fonds für Biotechnologie und Gesundheit sektorbedingt weniger zufriedenstellende Ergebnisse, da regulatorische und politische Unsicherheiten hier drückten. Die US-amerikanischen Leitindizes Nasdaq, Dow Jones und Russell 2000 bestätigten das gemischte Bild, wobei der Nasdaq mit über neun Prozent Kursgewinn den Aufschwung am deutlichsten widerspiegelte. Die Beliebtheit von Aktien-ETFs, vor allem solchen mit Fokus auf Wachstum, Momentum und Innovation, zeigte sich ebenfalls deutlich. Der ARK Space Exploration & Innovation ETF erreichte zum Beispiel eine herausragende Performance mit einem Anstieg von über zwölf Prozent im Mai. Auch Momentum- und Growth-ETFs wie der Invesco S&P 500 Momentum oder der Vanguard Growth ETF schnitten wesentlich besser ab als defensivere ETFs, die auf Dividenden oder niedrige Volatilität setzen.
Auf der anderen Seite entwickelten sich Anleihenfonds im Mai enttäuschend. Die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch Moody's von Aaa auf Aa1 aufgrund der wachsenden Staatsschuldenlast sorgte für einen Rückgang der Anleihekurse und steigende Renditen. Der populäre Bloomberg U.S. Aggregate Bond Index verzeichnete einen Verlust, ebenso wie Kern- und Treasury-Anleihenfonds.
Trotzdem blieben Risikoklassen wie Hochzins- und Welt-Einkommensfonds ein Lichtblick im festverzinslichen Sektor. Internationale Aktienmärkte zeigten eine erfreuliche Entwicklung und konnten von einem schwächeren US-Dollar profitieren. Weltweit diversifizierte Aktienfonds erzielten starke Gewinne und übertrafen damit deutlich die durchschnittlichen Ergebnisse US-amerikanischer Fonds. Besonders europäische Aktien legten im Mai kräftig zu, angetrieben durch eine erhöhte Verteidigungsausgabenbereitschaft in Ländern wie Deutschland vor dem Hintergrund geopolitischer Unsicherheiten. Für Anleger ist derzeit vor allem eines wichtig: eine diversifizierte Aufstellung und die Bereitschaft, bei kurzfristigen Rückschlägen in den Märkten Ruhe zu bewahren.
Experten wie Chris Fasciano von Commonwealth Financial Network sehen in den jüngsten Entwicklungen einen potentiellen Wendepunkt bei den Tarifrisiken, ohne jedoch Gefahren vollständig auszuschließen. Die Hoffnung vieler Anleger und Marktstrategen ruht daher auf einer fortgesetzten Deeskalation im Handelsstreit sowie dem Abschluss tragfähiger Handelsabkommen. Neben der Handelspolitik wird auch die Fiskalpolitik in den USA die Kapitalmärkte stark prägen. Das sogenannte „Big, Beautiful Bill“, ein umfangreiches Steuersenkungspaket von Präsident Trump, steht vor einer wichtigen Abstimmung im Senat. Kritiker warnen, dass die erwarteten Steuersenkungen den US-Haushalt zusätzlich belasten und den möglichen Handelsbilanzdefizit weiter vergrößern könnten.
Führende Persönlichkeiten im Finanzsektor wie JPMorgan Chase CEO Jamie Dimon oder Ray Dalio von Bridgewater Associates haben bereits auf die Risiken einer wachsenden Staatsverschuldung hingewiesen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der US-Aktienmarkt zwar einen starken Mai hinter sich hat und von wachsenden Investorenhoffnungen profitiert, die Schatten der Handelsspannungen und finanziellen Unsicherheit bleiben jedoch bestehen. Marktteilnehmer sind gefordert, gesetzliche, politische und globale Aspekte gleichermaßen zu beobachten und sich auf mögliche Schwankungen einzustellen. Die nächsten Wochen und Monate dürften vor allem von der Dynamik der Tarifdebatten, dem Verlauf der Fiskalpolitik und der Entwicklung der internationalen Wirtschaftsdaten geprägt sein. Dabei ist ein langfristig durchdachtes Portfolio, das globale Diversifikation und verschiedene Anlagestrategien kombiniert, entscheidend, um Schwankungen abzufedern und Chancen zu nutzen.
Anleger sollten daher mit Bedacht agieren und sich nicht allein von kurzfristigen Nachrichten leiten lassen, sondern ihren Fokus auf nachhaltiges Wachstum legen. Die Börse zeigt damit exemplarisch, wie eng wirtschaftliche und politische Faktoren miteinander verzahnt sind und wie entscheidend das Management von Risiken und Erwartungen für den Anlageerfolg ist. Auch wenn die Erholung ermutigend ist, bleibt der „Tarif-Traktor“ eine Kraft, die den Markt weiterhin fest im Griff hat und dessen Entwicklungen wohl noch längere Zeit beeinflussen wird.