UPS, einer der weltweit führenden Paket- und Logistikdienstleister, steht vor einer der größten Umstrukturierungen seiner Firmengeschichte. Das Unternehmen plant, etwa 20.000 Arbeitsplätze abzubauen und gleichzeitig über 70 seiner Einrichtungen bis Mitte des Jahres 2025 zu schließen. Diese Maßnahmen erfolgen im Zusammenhang mit einer erheblichen Reduzierung der von UPS abgewickelten Sendungen für Amazon, dem größten und wohl bedeutendsten Kunden des Unternehmens. Bereits seit fast 30 Jahren arbeitet UPS eng mit Amazon zusammen – doch eine veränderte Partnerschaft zeigt nun deutliche Auswirkungen auf die Struktur und Strategie von UPS.
Im Januar 2025 gaben UPS und Amazon eine Vereinbarung bekannt, die vorsieht, dass UPS die von Amazon bearbeiteten Sendungsmengen ab der zweiten Jahreshälfte 2026 um mehr als die Hälfte reduziert. Das bedeutet nicht nur eine Verringerung des Paketvolumens, sondern auch einen grundlegenden Wandel in der Zusammenarbeit der beiden Konzerne. CEO Carol Tomé bezeichnete diese Umstrukturierung als notwendigen Schritt, um die Wettbewerbsfähigkeit und Flexibilität von UPS in einem zunehmend ungewissen globalen Wirtschaftsumfeld zu sichern. Sie betonte, dass diese Anpassungen helfen werden, die Kosten zu senken und das Unternehmen langfristig zu stärken. Die Zusammenarbeit mit Amazon war für UPS in den vergangenen Jahrzehnten ein wichtiger Umsatzfaktor.
Doch trotz des hohen Volumens ist Amazon nicht der profitabelste Kunde. Laut Tomé steht das Geschäft mit Amazon einem höheren Margendruck gegenüber, da es das heimische US-Geschäft von UPS teilweise verwässert. Angesichts dieser Entwicklungen entschied das Management, die Abhängigkeit von Amazon zu reduzieren und das Unternehmen durch strategische Veränderungen widerstandsfähiger gegenüber Marktschwankungen zu machen. Der Stellenabbau betrifft eine erhebliche Zahl von Mitarbeitern, denn UPS beschäftigt rund 490.000 Menschen weltweit.
Die Reduzierung betrifft hauptsächlich Arbeitsplätze in den Logistikzentren, die durch die geringeren Sendungsmengen für Amazon überflüssig geworden sind. Dies führt auch zu Schließungen von mehr als 70 gemieteten und eigenen Gebäuden, die vor allem auf den Transport und die Distribution von Amazon-Waren ausgerichtet sind. Weitere Standortschließungen sind wahrscheinlich, da UPS seine Netzwerkstruktur weiterhin überprüft und anpasst. Trotz dieser Herausforderungen präsentierte UPS im ersten Quartal 2025 solide Geschäftszahlen. Mit einem Gewinn von 1,19 Milliarden US-Dollar, beziehungsweise 1,40 US-Dollar pro Aktie, übertraf das Unternehmen die Erwartungen der Analysten.
Unter Bereinigung bestimmter Posten erhöht sich der Gewinn je Aktie auf 1,49 US-Dollar, was ebenfalls über den Prognosen lag. Der Umsatz belief sich auf 21,55 Milliarden US-Dollar, ebenfalls höher als die Analystenschätzungen. Dennoch hält UPS an seiner vorsichtigen Prognose für das Gesamtjahr fest, vor allem aufgrund der anhaltenden Unsicherheiten in der globalen Wirtschaft. Die Entscheidung, die Zusammenarbeit mit Amazon zu reduzieren, spiegelt die zunehmende Komplexität und den Wettbewerbsdruck im Bereich der Paketzustellung wider. Amazon betreibt mittlerweile auch eigene Logistiknetzwerke und setzt verstärkt auf Direktlieferungen an Kunden.
Dies führt dazu, dass etablierte KEP-Dienstleister wie UPS strategisch reagieren müssen, um ihre Marktposition zu erhalten und zu festigen. Darüber hinaus leidet die gesamte Logistikbranche unter verschiedensten Herausforderungen. Steigende Energiekosten, eine volatile Rohstoffpreisentwicklung und das anhaltende Wachstum des Onlinehandels, das zugleich neue Anforderungen an Nachhaltigkeit und Effizienz stellt, stellen Paketdienste vor schwierige Aufgaben. Auch regulatorische Anforderungen und der zunehmende Fokus auf Umweltschutz verändern die Branche nachhaltig. Die Reduzierung der Arbeitskräfte bei UPS ist somit nicht nur eine Reaktion auf den Verlust von Versandvolumina, sondern auch Teil eines umfassenderen Anpassungsprozesses an sich ändernde Marktbedingungen und Kundenanforderungen.
Das Unternehmen investiert bereits in Digitalisierung, Automatisierung und alternative Antriebstechnologien, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Für die Belegschaft und die betroffenen Regionen bedeutet der Arbeitsplatzabbau indes eine erhebliche Belastung. Die Schließung von Logistikzentren führt zu regionalwirtschaftlichen Auswirkungen und stellt politische wie gesellschaftliche Akteure vor die Herausforderung, adäquate Unterstützungs- und Umschulungsmaßnahmen anzubieten. Gleichzeitig zeigen diese Entwicklungen, wie eng verzahnt die moderne Logistik mit globalen Handelsströmen und Großkunden wie Amazon ist. Unternehmen müssen ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Volumen, Profitabilität und strategischer Unabhängigkeit finden.
UPS' Entscheidung, das Amazon-Geschäft zu drosseln, kann als strategische Neuausrichtung verstanden werden, die das Unternehmen für künftige Herausforderungen wappnet. Abschließend bleibt zu beobachten, wie sich das Verhältnis zwischen Großkunden und Logistikdienstleistern künftig gestaltet. Die Reduzierung der Amazon-Sendungen bei UPS steht exemplarisch für eine Branche im Wandel, die durch Innovation, Flexibilität und neue Partnerschaftsmodelle geprägt sein wird. UPS selbst sieht seine Zukunft als stärker, agiler und besser aufgestellt, um sich den Anforderungen des sich schnell verändernden Marktes zu stellen und weiterhin als globaler Logistikriese eine führende Rolle zu spielen.