Virtuelle Realität

Warum Wirtschaftsjournalisten immer wieder denselben einfachen Fehler machen

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Why do econ journalists keep making this basic mistake?

Wirtschaftsjournalisten machen häufig einen grundlegenden Fehler bei der Berichterstattung über Importe und deren Auswirkung auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Diese Fehlinterpretation führt zu Missverständnissen in der Öffentlichkeit und beeinflusst wirtschaftspolitische Entscheidungen.

In der Welt des Wirtschaftsjournalismus gibt es ein wiederkehrendes Missverständnis, das oft jahrzehntelang unreflektiert immer wieder reproduziert wird: die Annahme, dass Importe das Bruttoinlandsprodukt (BIP) eines Landes direkt mindern. Dieser grundlegende Fehler ist nicht nur eine falsche Interpretation von Wirtschaftsdaten, sondern hat auch tiefgreifende Auswirkungen auf die Wahrnehmung von Handel und Wirtschaftspolitik. Es stellt sich die Frage, warum dieser Fehler immer wieder von Wirtschaftsjournalisten gemacht wird, welche Ursachen dahinterstecken und wie eine korrekte Darstellung aussehen sollte. Um das zu verstehen, ist es wichtig, zuerst das Grundkonzept des BIP und seine Berechnung zu erläutern. Das Bruttoinlandsprodukt misst den Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die innerhalb eines Landes in einem bestimmten Zeitraum produziert werden.

Dabei ist entscheidend, dass das BIP eine Kennzahl für die Produktion im Inland darstellt – unabhängig davon, ob Materialien importiert oder exportiert werden. Die BIP-Berechnung erfolgt nach der sogenannten Ausgabenmethode, bei der die Gesamtausgaben für Konsum, Investitionen, Staatsausgaben sowie der Saldo aus Exporten und Importen addiert werden. Dabei lautet die Gleichung: BIP = Konsum + Investitionen + Staatsausgaben + (Exporte – Importe). Dieses letzte Element, die sogenannten Nettoexporte, zeigt die Differenz zwischen Exporten und Importen. Hier entsteht häufig die Verwirrung bei der Interpretation.

Manche Journalisten stellen vereinfacht dar, dass Importe das BIP „subtrahieren“, was suggeriert, dass „mehr Importe das BIP verringern“. Das ist jedoch irreführend. Denn während die Gesamtausgaben für Konsum oder Investitionen steigen können, wird der Wert der Importe abgezogen, um wirklich nur die im Inland erbrachte Produktion zu erfassen. Importierte Waren und Dienstleistungen werden nämlich selbst nicht als inländische Produktion gezählt und müssen daher von den Gesamtausgaben korrigiert werden. Das Missverständnis beruht auf der Interpretation der Nettoexport-Komponente.

Weil Exporte dem BIP hinzugefügt werden und Importe subtrahiert werden, wird schnell der Eindruck erweckt, dass Importe negativ auf das BIP wirken. Dabei ist jedoch wichtig zu verstehen, dass alle Ausgaben für Waren in den Konsum- oder Investitionsvolumen enthalten sind – auch die, die aus dem Ausland stammen. Daher wird der Wert der Importe abgezogen, um eine Doppelzählung zu vermeiden. Wenn ein Unternehmen also zum Beispiel Fernsehgeräte aus dem Ausland kauft und diese entweder direkt verkauft oder ins Lager legt, wird der Kauf dieser importierten Fernseher in der BIP-Berechnung in den Investitionsanteil aufgenommen. Gleichzeitig wird dieser Wert bei den Importen abgezogen, so dass sich der Beitrag zum BIP auf null ausgleicht.

Warum aber wiederholt sich dieser Fehler so beharrlich in der Berichterstattung? Zum einen ist es ein typisches Beispiel für das Phänomen der Herdenmentalität. Journalisten orientieren sich an gängigen Erklärungen und Formulierungen, die in etablierten Medien und offiziellen Berichten genutzt werden, weil sie sich davor schützen wollen, als uninformiert dazustehen. Wenn die eine Quelle schreibt, dass „Importe das BIP schmälern“, übernehmen das viele andere einfach unkritisch. Das führt zu einer immer stärkeren Verfestigung des Irrtums in der öffentlichen Debatte. Darüber hinaus liefern auch manche offizielle Statistiken und Aussagen von Wirtschaftsbehörden selbst eine gewisse Unklarheit.

So enthalten Veröffentlichungen von Institutionen wie dem Bureau of Economic Analysis (BEA) gelegentlich Formulierungen, die suggerieren, dass Importe das Wachstum negativ beeinflussen, ohne sofort den Hintergrund der Berechnung zu erläutern. Für Journalisten, die komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge in kurzer Zeit und für ein breites Publikum verständlich machen müssen, ist diese Vereinfachung verlockend, aber irreführend. Dieser Fehler hat weitreichende Konsequenzen. Eine falsche Vorstellung davon, dass der Import von Waren und Dienstleistungen das Wirtschaftswachstum direkt bremst, verstärkt protektionistische und nationalistische Narrative, die in den letzten Jahren in verschiedenen Teilen der Welt an Popularität gewonnen haben. In den USA etwa hat die falsche Annahme, dass hohe Importe ein Zeichen wirtschaftlicher Schwäche seien, politische Entscheidungen begünstigt, die sich in Form von Handelsbarrieren und Zollmaßnahmen manifestiert haben.

Diese können die Volkswirtschaft auf lange Sicht mehr schaden als nützen, da sie die Vorteile der Globalisierung und des internationalen Handels untergraben. Wirtschaftsjournalisten tragen daher eine besondere Verantwortung, wirtschaftliche Daten verständlich, aber zugleich auch korrekt darzustellen. Ein genaueres Verständnis des Zusammenhangs zwischen Importen und BIP könnte die öffentliche Debatte versachlichen und helfen, Fehlinterpretationen in der Politik zu vermeiden. Vielmehr sollten Berichterstattungen darauf achten, dass der Einfluss von Importen im BIP-Rechnungsmodell erklärt und kontextualisiert wird. Es gibt zudem interessante Aspekte, die weiterhin für Verwirrung sorgen.

Wenn in einem Quartal die Importe stark steigen und gleichzeitig das BIP schrumpft, entsteht der Eindruck, dass die beiden Ereignisse in direktem Zusammenhang stehen. Dabei kann ein plötzlicher Anstieg der Importe durchaus indirekte Effekte auf die heimische Produktion haben, etwa wenn Unternehmen aus Angst vor Zöllen ihre Lager aufstocken und vorübergehend weniger in Inlandsgüter investieren. Das spiegelt sich dann in niedrigeren Investitionszahlen wider, was das BIP mindert. Aber das ist ein rein ökonomisches Verhaltensmuster und keine buchhalterische Besonderheit. Auch die Messproblematik bei kurzfristigen Wirtschaftsdaten trägt zur Verwirrung bei.

Die Erfassung von Lagerbeständen (Inventories) erfolgt beispielsweise oft erst in späteren Revisionen mit höherer Genauigkeit. Dadurch kann es vorkommen, dass Importe zunächst unverhältnismäßig stark ansteigen, ohne dass die entsprechenden Investitionen zeitgleich erfasst werden. Das belastet die Datenqualität und erschwert die richtige Interpretation für Journalisten und Analysten. Wie könnte eine bessere und korrekte Berichterstattung über dieses Thema aussehen? Ein wichtiger Ansatz wäre, auf einfache Analogien zurückzugreifen, um das abstrakte Konzept der BIP-Berechnung zu verdeutlichen. So kann man erklären, dass Importe quasi wie die Schuhe sind, die man anhat: Sie erhöhen das Gewicht, das man auf die Waage bringt, machen einen aber nicht schwerer oder leichter, wenn man sie abzieht.

Auf gleiche Weise ändern Importe alleine nicht das Inlandsprodukt, weil sie sowohl als Teil der Ausgaben auftauchen als auch als Korrektur im Nettoexport. Journalisten können auch den Fokus verlagern und berichtenderweise eher darauf eingehen, wo tatsächlich Veränderungen im BIP zustande kommen. In Phasen erhöhter Importtätigkeit sollte hervorgehoben werden, ob und wie sich die inländische Produktion, die Investitionen oder der Konsum entwickelt haben. Gleichzeitig sollte auf das Missverständnis hingewiesen werden, dass Importe per se das BIP schmälern. Politisch und gesellschaftlich gesehen ist es ebenso wichtig, die Folgen dieses Fehlverständnisses zu beseitigen, um Handelsbeziehungen sachlich bewerten und gestalten zu können.

Vermeintlich einfache Botschaften, wie „Importe drücken das Wirtschaftswachstum“, werden der Komplexität moderner Volkswirtschaften nicht gerecht und können gefährliche Fehlinvestitionen anheizen. Zusammenfassend ist das Problem eine Mischung aus methodischem Missverständnis, institutioneller Vereinfachung und journalistischer Nachlässigkeit. Es gibt aber auch Hoffnungsschimmer: Einige Medien haben bereits begonnen, die Zusammenhänge klarer darzustellen und wirtschaftspolitische Berichterstattung fundierter aufzubereiten. Gleichzeitig können Leser und Konsumenten wirtschaftlicher Nachrichten lernen, kritischer und informierter zu sein, die Daten nicht nur auf die Schlagzeile zu reduzieren und gezielt nach fundierten Erklärungen zu suchen. Die Verbesserung in der ökonomischen Berichterstattung ist nicht nur eine Frage der Genauigkeit, sondern auch der gesellschaftlichen Verantwortung.

Ein gut informierter Dialog über Wirtschafts- und Handelspolitik ist die Grundlage für tragfähige Entscheidungen, die langfristig Wohlstand schaffen und erhalten. Fehler bei der Interpretation von Importen und BIP zu korrigieren, ist dabei ein wichtiger Anfangspunkt.

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