Die Welt der mobilen Linux-Geräte durchlebt gerade eine spannende Phase des Wandels. Insbesondere der PinePhone, ein seit Jahren beliebtes Gerät für Linux-Enthusiasten, steht vor neuen Herausforderungen. Diese ergeben sich vor allem aus der Veröffentlichung von GTK 4.18, einer weit verbreiteten GUI-Bibliothek, die in vielen aktuellen Linux-Distributionen und Anwendungen zum Einsatz kommt. GTK 4.
18 hat bedeutende Änderungen im Bereich der Grafikbeschleunigung vorgenommen, die vor allem Geräte mit älteren Grafiktreibern betreffen. Die Konsequenzen sind für den PinePhone und speziell für Anwendungen wie Megapixels, eine beliebte Kamera-App, spürbar. Gerade für mobile Linux-Nutzer, die auf solide Kamera-Software angewiesen sind, ergeben sich hieraus wichtige Fragestellungen. Doch zunächst lohnt ein Blick auf die Hintergründe und technischen Details von GTK 4.18 und dessen Bedeutung für die Linux-Community auf mobilen Geräten.
GTK, die GIMP Toolkit Bibliothek, ist zentrale Grundlage für viele grafische Anwendungen unter Linux. Mit GTK 4 wurde erstmals ein Renderer mit GPU-Beschleunigung etabliert, der eine deutlich bessere Grafikperformance verspricht und moderne Effekte erlaubt. GTK 4.18 markiert eine weitere Entwicklungsstufe, in der der alte OpenGL-Renderer entfernt wurde. Dieser Schritt bedeutet, dass GTK nun ausschließlich auf Grafikstandards wie OpenGL ES 3.
0, OpenGL 3.3, Vulkan oder neuer setzt. Die Folge ist, dass Hardware, die nur OpenGL ES 2.0 oder ältere Standards unterstützt, gezwungen ist, komplett auf Software-Rendering umzusteigen. Für viele aktuelle Geräte wie den ursprünglichen PinePhone, basierend auf dem AllWinner A64-Chip, ist dies problematisch, denn deren GPU-Treiber unterstützen noch nicht die höheren OpenGL-Versionen oder Vulkan.
Der PinePhone ist seit seiner Einführung vor etwa fünf Jahren einer der Eckpfeiler für Mobile Linux. Er verkörpert die Idee eines erschwinglichen, offenen Linux-Smartphones mit austauschbarem Akku, einem Kopfhöreranschluss und Unterstützung für microSD-Karten. Trotz einiger Schwächen in der Hardware ist der PinePhone in der Community ein großer Erfolg, da er zahlreiche Distributionen und Benutzeroberflächen unterstützt – von postmarketOS über Phosh bis zu anderen Umgebungen. Doch die Veränderungen durch GTK 4.18 werfen einen Schatten auf seine langfristige Nutzbarkeit: Da die GPU nicht mehr voll unterstützt wird, sind Anwendungen, die auf moderne Grafik-APIs angewiesen sind, nur sehr eingeschränkt oder gar nicht nutzbar.
Megapixels, eine GTK4-basierte Kamera-Anwendung, haben viele PinePhone-Besitzer sehr geschätzt. Die Software ermöglicht es, Fotos direkt mit der Linux-Oberfläche aufzunehmen, und ist in der Regel benutzerfreundlich sowie funktionsreich. Mit dem Wegfall des alten GL-Renderers in GTK 4.18 kann Megapixels auf Geräten mit älterer Grafik-Hardware nicht mehr richtig starten, da es keine passende OpenGL-Kontextumgebung für den Viewfinder bauen kann. Dies ist ein massives Hindernis für Nutzer, die auf diese App vertrauen oder eine solide Kamera-App unter Linux suchen.
Diese Situation stellt Nutzer und Entwickler vor eine Reihe von Entscheidungen. Zum einen ist der PinePhone weiterhin funktionsfähig und kann für viele grundlegende Aufgaben genutzt werden. Zum anderen ist das Problem bei Megapixels exemplarisch für den allgemeinen Trend: Ältere Hardware stößt in modernen Software-Umgebungen zunehmend an ihre Leistungsgrenzen. Wer den PinePhone mit Phosh oder alternativen GTK4-basierten Oberflächen nutzt und eine Kamera-App benötigt, muss nach Workarounds suchen. Eine mögliche, aber technisch aufwendige Lösung besteht darin, den alten OpenGL ES 2.
0-Renderer in einer geforkten Version von GTK 4.18 zu patchen und zu erhalten. Ein solches Projekt wurde bereits gestartet, ist allerdings primär auf Distributionsebene realisierbar und benötigt kontinuierliche Wartung. Die GTK-Entwickler haben den alten Renderer aus gutem Grund entfernt, da moderne Grafikstandards besser und sicherer sind. Sollte der alte Renderer weiterhin gepflegt werden, ist dies mit erheblichem Aufwand verbunden.
Für Nutzer bietet sich derzeit auch die Option, Megapixels als Flatpak zu verwenden, der auf älteren GTK-Versionen basiert. Die unterliegende GNOME 46-Runtime, auf der ein solcher Flatpak fußt, ist allerdings inzwischen veraltet und nicht mehr offiziell unterstützt. Alternativ hat sich gezeigt, dass ein Flatpak mit der neueren GNOME 47-Runtime funktionieren kann, da GTK 4.16 noch den alten Renderer enthält. So bleibt die Kamera-App zumindest auf Systemen lauffähig, die den Flatpak-Support bieten.
Ein weiterer Ansatz ist der Einsatz von Distrobox, einem Container-Werkzeug, das es ermöglicht, ein älteres, kompakteres Betriebssystem-Image zu nutzen. Mit einer Alpine 3.21 Linux-Umgebung, die GTK 4.16 mit altem Renderer beinhaltet, kann Megapixels immer noch ausgeführt werden. Dies ist besonders interessant für Nutzer von postmarketOS oder Mobian, die So viel Speicherplatz und Ressourcen wie möglich schonen wollen.
Zwar ist die Integration solcher Container-Lösungen nicht ganz nahtlos, doch der Komfort für Fortgeschrittene ist durchaus gegeben. In der Praxis funktionieren damit Fotos, wenn auch mit manchen Einschränkungen, etwa bei der Bildvorschau. Parallel dazu experimentieren Entwickler und Community-Mitglieder mit alternativen Kamera-Anwendungen. GNOME Camera (Snapshot) ist zwar kompatibel mit dem PinePhone, aber dessen Viewfinder läuft eher langsam und frustrierend, da er während der Aufnahme einfriert. Harbour-shutter, entwickelt für Sailfish OS, bietet eine libcamera-Backend-Unterstützung und erweist sich als praktische Alternative für PinePhone-Nutzer, die nicht auf Megapixels angewiesen sein wollen.
Allerdings fehlt es hier noch an breiterer Distributionserreichbarkeit und eventuell an Some UI-Optimierungen. Alte Open-Source-Kamera-Projekte wie Camcam oder OpenMandrivaCamera werden von der Community gelegentlich wiederbelebt, zeigen aber meist noch nicht die gewünschte Stabilität oder Integration. Wer technisch versiert ist, kann auch selbst an neuen Kamera-Apps arbeiten oder an der Weiterentwicklung bestehender Programme wie Megapixels mitwirken, um diese beispielsweise weg von GTK zu portieren. Das würde nicht nur die Kompatibilität verbessern, sondern auch neue Möglichkeiten eröffnen. Interessant ist auch der Blick auf nahe verwandte Geräte wie den PinePhone Pro und den Librem 5.
Beide besitzen moderne GPUs, die OpenGL ES 3.1 oder Vulkan unterstützen. Das bedeutet, dass die GTK 4.18-Änderungen diese Geräte theoretisch nicht so stark beeinträchtigen. Bei diesen Modellen gibt es guten Grund zur Hoffnung, dass Firmware- und Treiberverbesserungen die Grafikleistung weiter stabilisieren und Megapixels dort weiterhin funktioniert.
Allerdings beklagen Nutzer des PinePhone Pro aktuell andere Probleme, zum Beispiel mit der Batterielaufzeit, sodass auch diese Geräte noch Optimierungsbedarf haben. Die Entwicklung von GTK 4.18 zeigt exemplarisch, wie schnell sich die technische Basis mobiler Linux-Distributionen verändert. Während Softwareentwicklung immer wieder neue Standards fordert, muss die Hardware nachkommen oder der Nutzer sieht sich gezwungen, Kompromisse einzugehen. Der PinePhone ist ein großartiges Beispiel für das Spannungsfeld zwischen Offenheit, Erschwinglichkeit und Zukunftssicherheit.
Noch läuft die Hardware für viele Alltagsaufgaben gut genug, doch wer stets die aktuelle GTK4-Software nutzen will und Kamera-Apps wie Megapixels erwartet, stößt langsam auf Grenzen. Für Linux-Mobile-Enthusiasten und Entwickler bedeutet dies vor allem, dass die Pflege älterer Hardware nicht mehr nahtlos möglich ist und innovative Ansätze gefragt sind. Das kann die Portierung auf neuere Hardware sein, die Verbesserung von GPU-Treibern auf bestehenden Geräten oder mutige Software-Projekte, die auf effizientere Rendering-Backends setzen. Die Kombination aus flexiblen Containern, Flatpaks und alternativen Laufzeitumgebungen hilft momentan, die Lücke zu überbrücken. Auch wenn die Empfehlung für neue Nutzer lautet, sich nach moderneren Smartphones umzusehen, die OpenGL ES 3.
0 oder Vulkan unterstützen, bleibt der PinePhone ein wichtiger Meilenstein in der Linux-Mobilgeschichte. Dank seiner Enthusiasten-Gemeinschaft und dem modularen Aufbau wird er noch eine Zeit lang relevant bleiben, auch wenn die Software-Landschaft neue Maßstäbe setzt. Zukunftsweisend könnte auch die verstärkte Entwicklung von genutzeten Frameworks wie libobscura sein, die sich explizit auf die Fototechnik von Linux-Mobilgeräten fokussieren. Eine stärkere Zusammenarbeit in der Community, beispielsweise durch Beiträge für Megapixels oder die gemeinsame Entwicklung neuer Kamera-Anwendungen, dürfte die Integration und Nutzererfahrung auf zukünftigen Geräten weiter verbessern. Zusammenfassend steht der mobile Linux-Bereich mit GTK 4.