Das Editieren von Webseiten ist für viele Content-Ersteller, Blogger und Entwickler eine tägliche Aufgabe, die oft zeitaufwendig und kompliziert ist. Eine einfache und schnelle Möglichkeit, eine Webseite direkt aus dem Browser heraus zu bearbeiten, stellt eine enorme Erleichterung dar und fördert die Aktualisierung von Inhalten. Aus dieser Motivation heraus habe ich meinen Edit-Bookmarklet kontinuierlich verbessert, um die Flexibilität beim Bearbeiten meiner statischen Webseite sowie anderer Plattformen maßgeblich zu erweitern. Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe, Funktionsweisen und die Bedeutung dieser Entwicklungen für die zukünftige Bearbeitung von Webseiten. Mein Ausgangspunkt war ein einfacher Bookmarklet namens „Edit“, welcher es mir ermöglichte, aus der Ansicht einer Seite auf meiner eigenen Website direkt zur Bearbeitungsseite auf GitHub weitergeleitet zu werden.
Durch dieses kleine Tool konnte ich das Bearbeiten meiner Inhalte erheblich vereinfachen, da ich nicht mehr manuell die zugehörigen Dateien im Repository suchen und öffnen musste. Die Routine, etwa meine Film- oder Wikilisten zu aktualisieren, wurde durch diesen einfachen Klick deutlich schneller und intuitiver. Ursprünglich war der Bookmarklet jedoch spezifisch auf meine Domain jamesg.blog zugeschnitten. Das führte dazu, dass alle anderen Webseiten, die nicht zu meinem Projekt gehörten, nicht unterstützt wurden.
Hier setzte ich mit meiner Weiterentwicklung an, um das Tool allgemein nutzbar zu machen – auch für Seiten, die auf anderen Technologien basieren, etwa MediaWiki-basierte Wikis wie Wikipedia oder die IndieWeb-Wiki. Eine wichtige Neuerung war die Unterstützung für MediaWiki-Instanzen. Diese Wikis veröffentlichen im Kopfbereich ihrer Seiten eine spezielle HTML-Markierung, die automatisch auf die Editierseite verweist. Dieses sogenannte rel-Alternate-Link-Tag beinhaltet Informationen, die darauf hinweisen, wo und wie eine Seite bearbeitet werden kann. Konkret sieht das etwa so aus: ein Link mit dem Attribut rel=alternate und dem Typ application/x-wiki, dessen href-Attribut die URL zur Bearbeitungsseite enthält.
Indem mein Bookmarklet diese Tags beim Laden der Seite sucht, erkennt es sofort, ob die aktuell angezeigte Seite editierbar ist. Trifft dies zu, öffnet es direkt die zugehörige Bearbeitungsseite in einem neuen Tab. Somit wird aus einem ursprünglich nur auf die eigene Website ausgerichteten Werkzeug ein universell einsetzbarer Editierhelfer, der über die Grenzen einzelner Projekte hinaus funktioniert. Das ist besonders praktisch für große, öffentliche Wikis, in denen man oft kleine inhaltliche Ergänzungen oder Korrekturen vornehmen möchte. Neben der technischen Umsetzung orientiert sich dieses Prinzip am Konzept des Universal Edit Button, eines bekannten Browser-Plugins, das seit Jahren versucht, Editierbarkeit von Webseiten für Nutzer transparenter zu machen.
Auch hier spielt die Idee eine Rolle, dass eine standardisierte Markierung im Code der Website signalisiert, ob eine Seite vom Benutzer bearbeitet werden kann. Dies fördert nicht nur die Benutzerfreundlichkeit, sondern auch die offene Zusammenarbeit und die Pflege von Wissensinhalten im Web. Während die MediaWiki-Integration technisch elegant und zuverlässig ist, wollte ich auch Websites unterstützen, die keine expliziten rel-Alternate-Tags verwenden. Hier entwickelte ich eine heuristische Methode, die nach typischen Phrasen in den Links sucht, welche auf Editiermöglichkeiten hindeuten. Beispiele für solche Formulierungen sind „edit“, „edit this page“ oder „make a contribution“.
Diese Ausdrücke sind häufig in Dokumentationsseiten oder Open-Source-Projekten zu finden und setzen beim Nutzer die Erwartung, dass an dieser Stelle eine Bearbeitung möglich ist. Das Bookmarklet durchsucht also sämtliche Verlinkungen der aktuellen Seite nach solchen Schlüsselworten. Findet es entsprechende Links, prüft es, ob diese auf vertrauenswürdige Domains wie GitHub zeigen. Falls das der Fall ist, wird die Seite direkt zur Bearbeitung geöffnet. Wenn die Domain hingegen nicht als sicher eingestuft werden kann, erscheint ein Popup, das den Nutzer informiert und um Bestätigung bittet.
So wird ungewolltes Navigieren zu potentiell unsicheren oder unerwünschten Seiten vermieden. Ein weiteres praktisches Beispiel meiner Erweiterung betrifft die Website airportpianos.org, auf der ich ebenfalls Inhalte pflege. Hier verfolge ich einen etwas anderen Ansatz: Jede einzelne „Airport Piano“-Seite wird durch eine eigene JSON-Datei generiert. Durch die Weiterentwicklung meines Bookmarklets kann ich direkt anhand der angezeigten Seite die passende JSON-Datei ermitteln und den direkten Editierlink dazu öffnen.
Eine manuelle Suche entfällt und der Bearbeitungsprozess wird stark beschleunigt. Allerdings sehe ich diese Lösung als Übergangsmethode. Mein Ziel ist, dass Seiten wie airportpianos.org künftig selbst standardisierte rel=edit Tags im Quellcode einbinden. So könnten Editier-URLs zentral und dynamisch verlinkt werden, ohne dass meine Bookmarklet-Logik bei jeder Änderung der Seitenstruktur angepasst werden muss.
Das erhöht nicht nur die Wartbarkeit, sondern macht das Tool auch für andere Nutzer attraktiv, die dieselben Seiten bearbeiten wollen. Die Einführung des rel=edit Attributs als neuen Standard zur Kennzeichnung von Editierlinks hat aus meiner Sicht großes Potential. Während MediaWiki bereits mit seinem etwas spezifischeren application/x-wiki Ansatz einen wichtigen Schritt machte, geht rel=edit noch einen Schritt weiter. Es ist universeller einsetzbar und lässt sich problemlos auf diverse Link-Elemente anwenden, ob an anklickbaren Links oder im Head-Bereich der Seite. Ein rel=edit Link signalisiert dem Browser oder Hilfswerkzeug direkt, dass die verlinkte Ressource die Bearbeitungsansicht einer Webseite darstellt.
Dadurch könnten nicht nur Bookmarklets wie meines, sondern auch Browser-Erweiterungen, CMS-Systeme und andere Tools einfach und einheitlich ermitteln, wie Inhalte auf jeder beliebigen Website bearbeitet werden können. Das fördert den Gedanken eines offenen, mitgestaltbaren Webs, in dem Benutzer leichter zu Co-Autoren werden. In der Praxis sehe ich großes Potenzial, rel=edit als Standard in weit verbreiteten Dokumentationsvorlagen zu etablieren. Viele Open-Source-Projekte und wissenschaftliche Dokumentationen bieten heute schon Editierlinks mit der Aufschrift „Edit this page“ an, die jedoch nicht immer formal als rel=edit ausgezeichnet sind. Eine kleine Ergänzung um dieses Attribut hätte enorme Auswirkungen, da Benutzer dann ohne weitere Konfiguration direkt zum Bearbeitungsformular gelangen könnten – schneller, schlanker, eleganter.
Darüber hinaus ist die Idee eines universellen Editier-Buttons historisch verbunden mit dem offenen Web. Ähnlich wie das Konzept des RSS-Feeds damals die Verbreitung von Inhalten vereinfachte, können standardisierte Edit-Links die Bearbeitung demokratisieren und die Pflege von Inhalten vorantreiben. Damit wird der Wandel von reinen Konsumenten zu aktiven Mitgestaltern noch leichter zugänglich. Abschließend kann ich sagen, dass die Arbeit an meinem Edit-Bookmarklet ein lehrreiches Beispiel dafür ist, wie kleine technische Hilfsmittel große Verbesserungen in der Arbeitsweise und im Nutzererlebnis erzeugen können. Durch eine Kombination aus technischen Standards, heuristischen Suchmethoden und individuellen Anpassungen ist es gelungen, ein Werkzeug zu schaffen, das weit über die ursprüngliche Anwendung hinaus wertvoll ist.