Die politische Landschaft Südkoreas befindet sich in einer bedeutenden Phase des Wandels, während sich die Präsidentschaftswahl vom 3. Juni 2025 nähert. Die jüngsten Umfragen zeigen, dass der liberale Kandidat Lee Jae-myung immer mehr Zuspruch erhält. Laut einer am 11. April veröffentlichten Gallup-Umfrage stieg die Unterstützung für Lee auf 37 Prozent, ein Anstieg um drei Prozentpunkte im Vergleich zur Vorwoche.
Dies markiert für Lee Jae-myung die höchste Zustimmungsrate seit drei Monaten und zeigt die wachsende Dynamik, mit der er die konservativen Kandidaten im Rennen überholt.Dieser Trend ist umso bemerkenswerter, da die Umfrage die erste nach der Amtsenthebung des ehemaligen Präsidenten Yoon Suk Yeol ist, der aufgrund seines umstrittenen Ausnahmezustandsdekrets abgesetzt wurde. Yoons Rücktritt hat dem Oppositionskandidaten Lee und der Demokratischen Partei (DP) einen politischen Vorteil verschafft und die politische Stimmung im Land zugunsten von progressiven und liberalen Kräften beeinflusst. Die Umfrage zeigt außerdem, dass die Unterstützung für Lees Partei auf 41 Prozent gestiegen ist, während die regierende konservative People Power Party (PPP) auf 30 Prozent gefallen ist. Dieses Kräfteverhältnis deutet auf eine mögliche Machtverschiebung im kommenden Wahlkampf hin.
Die Entwicklung ist Ausdruck einer wachsenden Unzufriedenheit mit der bisherigen Führung und einem Wunsch nach wirtschaftlicher Erholung und politischer Stabilität. Die südkoreanische Wirtschaft, die stark auf Export und internationale Handelspartnerschaften angewiesen ist, wurde durch die instabile politische Lage sowie externe Herausforderungen wie die Handelsspannungen zwischen den USA und China stark belastet. Lees steigende Popularität korrespondiert mit einer Hoffnung in der Bevölkerung auf eine neue Führung, die gezielte wirtschaftliche Reformen umsetzen und den wirtschaftlichen Wachstumsprozess wieder ankurbeln kann.Lee Jae-myung selbst gilt als lautstarker Befürworter eines universellen Grundeinkommens, was in der Vergangenheit für viel Aufmerksamkeit sorgte. Interessanterweise hält er sich im aktuellen Wahlkampf im Hinblick auf dieses Thema zurück und verschiebt den Fokus auf Wirtschaftswachstum und Stabilität.
Dies scheint eine strategische Entscheidung zu sein, um auch Wähler zu erreichen, die möglicherweise ein eher konservatives Konsumverhalten aufweisen oder skeptisch gegenüber radikaleren sozialen Reformen sind. Seine Verschiebung von einem Schwerpunkt auf Gerechtigkeit hin zu Wachstum reflektiert einerseits seine Anpassungsfähigkeit an die politische Realität und andererseits das Bedürfnis, eine breite Wählerschaft anzusprechen.Zentrale Themen in Lees politischen Konzepten bleiben jedoch die Umverteilung des Wohlstands und eine aktive staatliche Rolle, um wirtschaftliche Ungleichheiten zu verringern. In einem Video, das als Teil seiner Kandidatur erklärt wurde, betonte Lee die zunehmende Konzentration des Reichtums in wenigen Händen, während der Großteil der Bevölkerung nicht von den gesamtgesellschaftlich gestiegenen Ressourcen profitiere. Diese Aussage unterstreicht sein Engagement für soziale Gerechtigkeit und seine Vision, die wirtschaftliche Kluft zu schließen, die trotz des wirtschaftlichen Wachstums weiterhin besteht.
Die politische Situation Südkoreas ist jedoch auch durch eine starke Polarisierung geprägt. Während die Demokratische Partei mit einer komfortablen Mehrheit im Nationalparlament ausgestattet ist, kämpfen konservative Kandidaten um die Nominierung ihrer Partei. Namen wie Kim Moon-soo, ehemaliger Arbeitsminister unter Yoon Suk Yeol, gehören zu den Favoriten im konservativen Lager, allerdings liegt ihre Unterstützung derzeit deutlich hinter Lees Umfragewerten zurück. Die interne Auswahl innerhalb der People Power Party (PPP) soll am 3. Mai stattfinden und wird mit Spannung beobachtet, da das Ergebnis über die Stärke der konservativen Kampagne bestimmt.
Neben den innenpolitischen Herausforderungen wird auch die außenpolitische Positionierung Südkoreas in der nächsten Amtsperiode von zentraler Bedeutung sein. Lee scheint in seiner Haltung gegenüber Nordkorea und den globalen Großmächten einen versöhnlicheren und ausgewogeneren Kurs einschlagen zu wollen. Dies signalisiert eine Bereitschaft zu einem konstruktiveren Dialog mit Pjöngjang und eine ausgewogene Balance zwischen den Beziehungen zu den USA und China. Interessanterweise hat Lee zudem seine früher sehr kritische Haltung gegenüber Japan abgeschwächt, was die diplomatischen Beziehungen in der Region verbessern könnte, da die historische Belastung zwischen Südkorea und Japan eine wichtige Rolle in der politischen Debatte spielt.Die wirtschaftlichen Prioritäten der Bevölkerung spiegeln sich auch in den Umfrageergebnissen wider.
Fast die Hälfte der Befragten gab an, dass die Wiederbelebung des Wirtschaftswachstums die wichtigste Aufgabe für den nächsten Präsidenten sei. Die nationale Einheit rangiert mit Abstand an zweiter Stelle, ein Hinweis auf die gespaltene gesellschaftliche Stimmung, die durch politische, soziale und wirtschaftliche Differenzen geprägt ist. Für Lee wird es daher entscheidend sein, das Land wieder zu einen und einen gemeinsamen Weg in eine wirtschaftlich stabile Zukunft zu finden.Insgesamt zeigt die aktuelle Entwicklung, dass Lee Jae-myung als herausragende Figur der südkoreanischen Politik zunehmend das Vertrauen der Wähler gewinnt. Seine Fähigkeit, komplexe Fragen wie soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliche Erholung und internationale Beziehungen zu verbinden, könnte der Schlüssel zu einem Wahlsieg sein.
Darüber hinaus dürften äußere Faktoren, wie die Handelspolitik der USA und die Sicherheitssituation auf der koreanischen Halbinsel, die politische Agenda in den kommenden Monaten stark beeinflussen.Die kommenden Wochen bis zur Wahl werden daher in Südkorea von großer politischer Spannung geprägt sein. Alle Augen richten sich nicht nur auf die Kandidaten selbst, sondern auch auf die Reaktionen der Bevölkerung, die den wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen mit großer Aufmerksamkeit begegnet. Lees steigende Popularität ist ein Indikator für einen möglichen Wandel in der südkoreanischen Politik, der nicht nur nationale Auswirkungen hat, sondern auch eine wichtige Rolle für die gesamte Region Asien-Pazifik spielen wird. Seine angekündigte Reformagenda, die durch eine Mehrheit im Parlament gestützt wird, könnte weitreichende Folgen für Wirtschaft, Gesellschaft und internationale Beziehungen haben.
Die Entscheidung der südkoreanischen Wähler im Juni hat daher das Potenzial, einen neuen Kurs für das Land einzuleiten und dabei die Themen soziale Gerechtigkeit, nachhaltiges Wachstum und äußere Stabilität in den Vordergrund zu rücken. Beobachter und Experten weltweit verfolgen diese Entwicklung mit großem Interesse, da sie beispielhaft für die Herausforderungen und Chancen moderner Demokratien in einem komplexen globalen Umfeld stehen. Lee Jae-myung gibt Südkorea die Hoffnung auf eine Zukunft, in der Fortschritt und Gerechtigkeit Hand in Hand gehen können.