Die Worte »First They Came« sind mehr als nur ein berühmtes Zitat – sie dürfen als eindringliches Vermächtnis verstanden werden, das heute noch große Bedeutung hat. Die Mahnung stammt von dem deutschen lutherischen Pastor Martin Niemöller und reflektiert auf eindrückliche Weise die Folgen von Gleichgültigkeit angesichts von Verfolgung und Unterdrückung. Martin Niemöller war nicht immer ein Gegner des nationalsozialistischen Regimes. Anfangs unterstützte er Adolf Hitlers Aufstieg zur Macht, überzeugt davon, dass damit eine Stabilisierung Deutschlands einherging. Doch bald musste Niemöller feststellen, dass die Ideologie des Nationalsozialismus und ihr kompromissloser Anspruch auf staatliche Vormachtstellung mit seinen religiösen und moralischen Überzeugungen unvereinbar waren.
Als einer der Gründer der Bekennenden Kirche stellte er sich aktiv gegen die Nazifizierung der protestantischen Kirche und wurde später in Konzentrationslagern wie Sachsenhausen und Dachau inhaftiert. Sein bekanntes Gedicht beziehungsweise seine confessionelle Rede stammt aus dem Jahr 1946 und reflektiert das Versagen der Gesellschaft, rechtzeitig gegen die systematische Verfolgung der verschiedenen Gruppen im Dritten Reich einzuschreiten. Es beginnt mit den Kommunisten, die als erste Zielscheibe der Nazis galten, und endet bei Niemöller selbst. Dabei betont er immer wieder, wie er aus Gleichgültigkeit und Eigeninteresse kein Wort für die Verfolgten gesprochen habe, bis niemand mehr verblieb, der für ihn eintreten konnte. Die ursprüngliche deutsche Version verwendet ausdrücklich die Bezeichnung »Kommunisten«, während in verschiedenen englischsprachigen und internationalen Varianten diese durch »Sozialisten« ersetzt wurde.
Die Einbeziehung der Kommunisten ist dabei entscheidend für Niemöllers Aussage: Es ging ihm darum, jene Gruppen zu benennen, die gesellschaftlich marginalisiert oder abgelehnt wurden und für deren Schutz niemand eintrat. Die teilweise Änderung in der Textfassung zeigt zugleich auch, wie politische Kontextfaktoren nach dem Krieg Einfluss auf die Rezeption seiner Worte nahmen. Das Zitat ist kein Gedicht im klassischen Sinne, sondern ein Appell in poetischer Form, der durch seine klare Struktur und seinen prägnanten Aufbau kraftvoll wirkt. Die einzelnen Strophen tragen die gleiche Formel im Stil von »Zuerst kamen sie für … und ich habe nichts gesagt, denn ich war nicht …«. Dadurch wird schrittweise der dramatische Verlauf von Verfolgung und die fatalen Folgen von fehlender Solidarität sichtbar.
In der Erinnerungs- und Gedenkkultur spielt diese Rede eine zentrale Rolle. Das Zitat wird vielfach in Holocaust-Museen, Gedenkstätten und auf Denkmälern zitiert, unter anderem in Washington D. C., Jerusalem, Boston oder Richmond. Es dient als Mahnung, Gefahren durch Stillhalten und das Ignorieren von Unrecht in jeder Gesellschaft ernst zu nehmen.
Die Universalität der Botschaft macht den Text bis heute relevant. Er warnt vor dem schleichenden Prozess von Ausgrenzung, wie er nicht nur im nationalsozialistischen Deutschland stattfand, sondern grundsätzlich bei autoritären und diskriminierenden Regimen. Der historische Kontext der Rede ist eng verbunden mit Niemöllers eigener Entwicklung. Nicht nur als Gefangener, sondern auch als Mitstreiter der Bekennenden Kirche erlebte er die feindliche Haltung des Naziregimes gegenüber religiöser und politischer Opposition. Sein Inhaftiertsein symbolisiert zugleich die Konsequenz seines Mutes und seiner Haltung.
Dennoch musste Niemöller auch eigene Fehler und Verstrickungen anerkennen – seine anfängliche Zustimmung zu Hitlers Machtergreifung zeigt, wie schwierig die Zeiten waren und wie leicht selbst geistliche Führungspersonen fehlgeleitet werden konnten. Das Zitat »First They Came« fungiert heute folgerichtig nicht nur als Mahnung an die Vergangenheit, sondern auch als Aufruf zur Achtsamkeit gegenüber neuen Formen von Intoleranz. In einer Zeit, die von politischen Spannungen, zunehmendem Rechtsextremismus und gesellschaftlicher Polarisierung geprägt ist, erinnert der Text daran, Verantwortung zu übernehmen und sich für Menschlichkeit und Gerechtigkeit einzusetzen. Die Bedeutung von Niemöllers Worten erstreckt sich über nationale Grenzen hinaus. Sie haben in vielen Ländern und Sprachen Verbreitung gefunden, immer mit der Intention, die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus wachzuhalten und Warnungen vor Passivität und Schweigen auszusprechen.
Die Botschaft des Zitats baut auf dem christlichen Ethos der Nächstenliebe und der Verpflichtung zum Mitgefühl, führt aber auch darüber hinaus zu einem universellen Appell gegen Gleichgültigkeit. Darüber hinaus hinterfragt das Zitat die Gesellschaft in ihrer kollektiven Verantwortung. Niemöller zeigt, dass Abwarten und Ausklammern einzelner Gruppen letztlich alle gefährdet. Indem man sich nur für die eigene Gruppe oder das eigene Umfeld interessiert, lässt man Raum für menschenverachtende Systeme und Ideologien. Die später erlebten katastrophalen Folgen der Nazi-Diktatur wären möglicherweise durch früheren Widerstand und Solidarität anderer vermieden worden.
In der heutigen politischen Landschaft können Niemöllers Worte als Argument gegen Populismus, Rassismus und Antisemitismus verwendet werden. Viele Bildungsprogramme nutzen »First They Came«, um Schüler und Erwachsene über die Gefahren von Vorurteilen und sozialer Ausgrenzung aufzuklären. Besonders im Zusammenhang mit der Vermittlung von Holocaust-Bildung ist der Text unverzichtbar. Auch in philosophischer und theologischer Hinsicht zeigt Niemöllers Zitat Bedeutung. Es konfrontiert Fragen von Moral, Schuld und Verantwortung.
Waren diejenigen schuld, die nicht aktiv Widerstand leisteten, oder handelte es sich eher um ein kollektives Versagen? Niemöller selbst bezeichnete seine Haltung im Nachhinein als Fehler, als fehlende Zivilcourage. Damit regt er an, sich persönlich zu engagieren, die Stimme zu erheben und „sein Bruder Hüter“ zu sein. Das Thema der solidarischen Gemeinschaft und des gemeinsamen Schutzes von Minderheiten ist in einer vielfältigen Gesellschaft essenziell. »First They Came« ist ein Symbol für zivilgesellschaftliches Engagement und erinnert uns daran, dass Demokratie und Freiheit nur durch beständiges Widersetzen gegen Unterdrückung lebendig bleiben. Ein weiterer wichtiger Aspekt liegt in der Verbreitung der Rede über unterschiedliche Medien und kulturelle Kontexte hinweg.